T ausende Tunesier haben sich in der Hauptstadt Tunis versammelt, um das erste Jubiläum der Jasminrevolution zu feiern. Sie sind stolz darauf den ehemaligen Präsidenten Zine el-Abbidine Ben Ali davongejagt zu haben, doch das Leben vieler Menschen hat sich kaum verbessert. Knapp die Hälfte der Tunesier im erwerbsfähigen Alter ist weiterhin arbeitslos.
Ein Mann beklagt sich über die Polizei: “Ich werde seit sechs Monaten auf die Folter gespannt. Sie haben meinen Sohn festgenommen, ohne jeden Grund. Ihm wird etwas vorgeworfen, das er nicht getan hat. Er ist ins Kommissariat gegangen, um seinen Ausweis abzuholen und dann nicht mehr nach Hause zurückgekommen. Niemand schert sich um mein Problem.”
Eine Frau meinte: “Heute ist für uns ein Tag der Trauer. Die Regierungspartei Ennahda spricht von einer Feier der Revolution und hat den Emir von Katar eingeladen. Ennahda hat unser Land diesen Leuten verkauft.”
Euronews Korrespondent Jamel Ezzidini sagte: “Die tunesische Revolution feiert heute ihren ersten Geburtstag, doch die damals gesetzten Ziele sind noch längst nicht alle erreicht. Die Tunesier sind auf die Strasse gegangen, um gemeinsam zu feiern, aber auch, um die Regierenden daran zu erinnern, dass die Revolution, die Ben Ali zu Fall gebracht hat, auch sie stürzen könnte, wenn sie aus den Fehlern der Vergangenheit nichts lernen.”