H eute wurde es offiziell, die islamisch ausgerichteten Parteien haben bei den Wahlen in Ägypten klare Erfolge erzielt. Die meisten Stimmen gewann die Muslimbruderschaft, aber auch die radikaleren Salafisten spielen im neuen Parlament eine wichtige Rolle. Der Chef der höchsten Wahlkommission, Abdul Muiz Ibrahim, gab heute auf einer Pressekonferenz in Kairo die Wahlergebnisse bekannt, denen zufolge die PFJ 127 der anhand der Parteilisten zu verteilenden 332 Mandate erhält.
Die ägyptische Partei für Freiheit und Gerechtigkeit (PFJ), der politische Flügel der von Ex-Präsident Hosni Mubarak verbotenen Bewegung Moslembruderschaft, ist aus den Wahlen zur Volksversammlung (ägyptisches Parlamentsunterhaus) als klarer Sieger hervorgegangen.
Die Partei konnte bei der Abstimmung nach Parteilisten 38 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigen, zusammen mit ihren Bündnispartnern kam dieses Lager auf 45,7 Prozent.
Die radikalislamische Partei des Lichts (Hisb al-Nur) landete auf dem zweiten Platz und sicherte sich gemeinsam mit anderen kleineren Parteien aus dem Lager der Salafisten 24,6 Prozent der Sitze.
Die traditionsreiche liberale Wafd-Partei belegt demnach mit 8,4 Prozent den dritten Platz, gefolgt von der neuen liberalen Ägyptischen Allianz mit 6,6 Prozent.
Die Revolutionsjugend, die im vergangenen Jahr mit Massenprotesten zum Sturz des Präsidenten Husni Mubarak beigetragen hatte, ist in dem neuen Parlament kaum vertreten.
Die Volksversammlung Ägyptens hat 498 Sitze. 70 Prozent der Abgeordneten werden nach Parteilisten und die restlichen 30 Prozent in Einerwahlkreisen gewählt.
Die erste Parlamentssitzung ist für den kommenden Montag geplant. Dann steht die Wahl des Parlamentspräsidenten an. Es wird erwartet, dass der Generalsekretär der Partei der Muslimbrüder, Saad al-Katatni, gewählt wird. Seine beiden Stellvertreter werden voraussichtlich ein Mitglied der Wafd-Partei und ein Mitglied der Partei des Lichts.