F ast die Hälfte der 500 Millionen chinesischen Internetnutzer nutzt Mikroblogs oder Weibo, wie jetzt veröffentlichte amtliche Statistiken zeigten. Mehr als 55,8 Millionen Chinesen entdeckten im vergangenen Jahr das Web, womit sich die Zahl der chinesischen Internetnutzer auf 513 Millionen erhöhte, hieß es in einem Bericht des China Internet Network Information Center (CNNIC). Das entspricht einer Internet-Durchdringungsrate von 38,3 Prozent der Bevölkerung.
Die Zahl der Internetnutzer stieg um vier Prozent. Das ist weniger als die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von sechs Prozent zwischen 2006 und 2010. Nach dem Bericht surften mehr als 90,9 Prozent der Personen mit mindestens Hochschulreife im Internet. 96,1 Prozent der Personen mit mindestens einem Hochschulstudium nutzten das Web.
Obwohl 60 Prozent der chinesischen Bevölkerung das Internet nicht nutzten, habe das Marktwachstum einen Engpass erreicht, weil fast jeder mit genügend Geld und einem angemessenen Bildungsniveau bereits online sei, hieß es in dem Bericht.
Der Anteil der Nutzer, der nur eine Grundschulausbildung habe, wachse nur sehr langsam.
Die Nutzungsrate der Personen zwischen 10 und 29 Jahren wachse rapide und habe fast ihren Höhepunkt erreicht. Menschen zwischen 30 und 39 Jahren seien die treibende Kraft hinter dem künftigen Wachstum. Das Internetverhalten der mehr als 50-jährigen fiele nicht ins Gewicht, hieß es in dem Bericht.
“In der Vergangenheit stammten die meisten Internetnutzer aus den sich rasch entwickelnden Küstenregionen. Nun haben viele Menschen in den zentralen und westlichen Regionen ebenfalls Zugriff auf das Web”, sagte Wei Wuhui, Experte für Internet und Neue Medien an der Shanghai Jiaotong Universität, der Zeitung Global Times.
“Zu einem Großteil repräsentieren die Werte und Meinungen von Internetnutzern die Gedanken der Mehrheit des chinesischen Volkes”, sagte Wei.
Unterdessen stieg die Zahl der Mikroblogger im Dezember im Vergleich zum Vorjahr explosionsartig um 296 Prozent auf 250 Millionen an. Das zeigt, dass etwa die Hälfte der Internetnutzer Mikroblogs nutzen.
Verglichen mit der Explosion der Zahl der Mikroblogger sank der Anteil der Menschen, die E-Mails nutzen von 54,6 Prozent auf 47,9 Prozent. Rund 28,2 Prozent der Internetnutzer hielt sich in Onlineforen auf, im Jahr 2010 waren es noch 32,4 Prozent.
Rund 367 Millionen Menschen oder 71,5 Prozent der Internetgemeinde nutzten Online-Nachrichtendienste, nur 3,9 Prozent mehr als 2010, hieß es weiter.
In einer kühnen Schätzung sagte Qian Xiaoqian, stellvertretender Leiter des Presseamts des chinesischen Staatsrats, im November, dass die Zahl der chinesischen Mikroblogger 300 Millionen erreicht habe.
“Das Internet ist zum einflussreichsten Massenmedium geworden. Was im Web zu fördern und zu was zu beanstanden, was zu erlauben und was zu verbieten ist, ist für die Behörden eine wichtige Fragestellung, um die Stabilität des Landes zu gewährleisten”, sagte Qian.
“Die Zentralregierung hat eine positive Einstellung zu neuen Medien wie dem Internet und Mikroblogs”, sagte Sun Zhiwei, Funktionär in der Zentralkommission für Disziplinarkontrolle der Kommunistischen Partei Chinas zu China News Service am Montag.
“In diesem Jahr werden die Behörden die Sammlung, Analyse und Bearbeitung von Online-Informationen, welche Korruption zutage bringen, verschärfen und die positive Wirkung von Webnutzern einsetzen, um Korruption zu verhindern und zu bestrafen”, sagte Sun.
Yu Guoming, Professor für Journalismus an der Renmin Universität China, sagte, die Menschen zeigten mehr Interesse an der Politik und tendierten dazu, die Medien zur Meinungsäußerung zu nutzen. ”Die Regierung muss einen Plan erarbeiten um sich mit dem Aufstieg des Internets auseinander zu setzen. Einige Regierungsvertreter beobachten die Entwicklung der Öffentlichen Meinung im Web”, sagte Yu der Global Times.
Nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ist die Zahl der Weibo Accounts von Regierungsbeamten oder -abteilungen auf Sina, einer der größten Mikroblogging-Dienste Chinas, im Dezember 2011 auf fast 20.000 angestiegen. Von ihnen werden mehr als 10.000 von staatlichen Stellen aktualisiert und rund 9.000 von einzelnen Beamten.
Der Bericht von CNNIC am Montag zeigte auch, dass die Internetnutzung auf dem Land im vergangenen Jahr um 8,9 Prozent auf 136 Millionen Menschen wuchs, doch noch immer gibt es große Unterschiede zwischen armen und reichen Regionen. Zum Beispiel nutzten mehr als 70 Prozent der Einwohner Beijings im vergangenen Jahr das Internet, doch nur 24,2 Prozent der Menschen in der Provinz Guizhou.
Die Zahl der Personen die vom Handy aus im Internet surften, erreichte im Jahr 2011 insgesamt 356 Millionen, eine Steigerung von fast 53 Millionen. Insgesamt 58,1 Prozent davon seien männlich, hieß es in dem Bericht.