M arokko hat seine neue Regierung unter Abdelilah Benkirane. Benkiranes gemäßigte Islamisten, die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung PJD, waren bei der Wahl im November klar stärkste Kraft geworden.
Die Minister wurden von König Mohammed vereidigt, unter ihnen auch eine Frau, Familien- und Frauenministerin Bassima Hakkawi. Sie gehört ebenfalls zu Benkiranes PJD, die aber in einem Bündnis mit drei anderen Parteien regiert: der nationalistischen Partei Istiklal, der Zentrumspartei Volksbewegung und der ehemaligen kommunistischen Partei für Fortschritt und Sozialismus.
Der Psychiater Saad-Eddine Othmani, eines der führenden PJD-Mitglieder, wurde zum Außenminister ernannt. Das Finanzministerium ging an den Istiklal-Politiker Nizar Baraka.
Auch in Marokko gab es letztes Jahr Proteste gegen die Führung. Sie richteten sich aber kaum gegen den weithin geachteten König. Dieser reagierte jedoch mit der vorgezogenen Wahl und mit einer Volksabstimmung über eine neue Verfassung, die Parlament und Regierung jetzt mehr Macht gibt.
König Mohammed hatte in den vergangenen Jahren immer ein gespanntes Verhältnis zu den Islamisten. Durch die neue Verfassung sah er sich jedoch gezwungen, Benkirane als Chef der stärksten Partei zum Ministerpräsidenten zu ernennen. Die PJD hatte bei der Parlamentswahl 27 Prozent der Stimmen erreicht. Damit erhielt sie im Parlament 107 der 395 Sitze.