W egen einer regierungsfeindlichen Internetkampagne ist der frühere Generalstabschef der türkischen Streitkräfte festgenommen worden. Der Verdachts dieser Drahtzieherschaft ist nur ein winziger Teil dessen, was Ilker Başbuğ vorgeworfen wird. Der pensionierte General ist der bisher ranghöchste Verdächtige in der sogenannten Ergenekon-Affäre.
Dieses Netzwerk soll von 2003 an durch Terror und Desinformation den Sturz der islamisch geprägten Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan betrieben haben.
Seit Beginn der Ermittlungen vor fünf Jahren kamen in mehreren Wellen hunderte Verdächtige in Untersuchungshaft. Oppositionelle werfen der Regierungspartei AKP vor, im Rahmen der Affäre ihre Kritiker zu verfolgen. Ab Mitte 2011 wurden die ersten Anklagen erhoben.
Aus Protest gegen die langjährige Inhaftierung von 250 Offizieren traten zur gleichen Zeit die Führer von drei der vier Waffengattungen geschlossen zurück.
Die türkische Armee sieht sich als Hüterin der kemalistisch-säkularen Grundprinzipien der Republik. Seit 1960 griffen Militärs viermal in die Regierungsgeschäfte ein. Die Ergenekon-Sage gilt als Ursprungsmythos der türkischen Nation.