Über den Umgang mit den Billig-Brustimplantaten herrscht in Europa Uneinigkeit. Nach Frankreich rät nun auch Deutschland, die Silikonkissen des französischen Herstellers PIP herausnehmen zu lassen.
Das teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mit.
In Großbritannien wird dagegen keine vorsorgliche Entfernung empfohlen. Laut einem Experten-Bericht gebe es dazu keinen Anlass. Gesundheitsminister Andrew Lansley hatte Ende Dezember vor Operationen gewarnt. Sie seien auch mit Risiken verbunden.
Nach Regierungsangaben können sich jedoch die betroffenen Frauen auf eigenen Wunsch die Implantate wieder entfernen lassen. Der Nationale Gesundheitsdienst will dafür aufkommen.
Dieses Brustimplantat hätte niemals einer Frau eingesetzt werden dürfen
Das dafür verwendete Gel entspricht nicht den für medizinische Produkte vorgesehenen Qualitätskriterien.
Es ist nicht klinisch getest – ein billigeres industrielles Gel. Die Firma “Poly Implant Prothèse” in Südfrankreich hat bewusst die Prüfer vom deutschen “TÜF Rheinland” getäuscht. Das hat inzwischen der Firmengründer Jean-Claude Mas eingestanden.
Aber rund 300.000 Frauen weltweit leben nun mit dem als Baumaterial entwickelten Industriegel in ihrem Körper. Diese Dänin nennt es ein “schreckliches Gefühl”, nicht genau zu wissen, ob das in ihrem Körper giftig sei.
Die Britin berichtet von Schmerzen und Brennen in der Brust. Und die Spanierin fand mit ihren Schmerzen keine staatliche Klinik, um das verdächtige Implantat entfernen zu lassen. Ihr wurde gesagt, sie solle sich eine Privatklinik suchen. Mehr als 1.100 Fälle von gerissenen Implantaten sind bekannt. Bei 495 Frauen waren Entzündungen die Folge.
Die nicht normgerechten Implantate wurden vor allem Frauen in Großbritannien, Frankreich und Brasilien eingesetzt. in geringeren Stückzahlen auch in Deutschland und Tschechien und einigen anderen Ländern.
Einige Staaten wie Spanien oder Tschechien empfehlen den Frauen bisher nur häufigere Kontrollen. In Deutschland sind bisher 19 Fälle von aufgerissenen Implantaten bekannt.
Nur in Frankreich und Venezuela übernimmt die staatliche Krankenversicherung die Kosten für die Entfernung bzw. den Austausch gegen sichere Implantate. Wobei die französische Krankenversicherung betont, sie übernehme nur bei medizinisch notwendigen Implantaten die Kosten, nicht bei Schönheitsoperationen.
Belgien und Italien erstatten bei nachgewiesen Beschwerden die Operationskosten. Die staatliche französische Krankenversicherung hat folgende Rechnung aufgemacht: Alle von Französinnen getragenen PIP-Implantate zu ersetzen, würde 60 Millionen Euro kosten.
In einer beispiellosen Aktion hatte die französische Regierung vor Weihnachten 30.000 Frauen eine vorsorgliche Entfernung empfohlen. In Frankreich gab es schon Krebsfälle.