D ie Bewohner der ägyptischen Region Dabaa, die seit mehreren Wochen die Baustelle für das landesweit erste Atomkraftwerk besetzt halten, wollen an dieser Stelle Häuser für Arme bauen lassen, wie der Chef des Volkskomitees der Dabaa-Bewohner, Mansur abu Shakara, am Donnerstag zur Webzeitung Al-Ahram sagte.
Nach Angaben der Zeitung sind an der Stelle der zukünftigen Atomanlage bereits 350 Beduinenzelte aufgestellt und rund 50 zeitweilige Wohnhäuser errichtet worden. Die Ortsansässigen planen, noch weitere 21 Hektar Land zu ebnen, damit alle Wohnungsbedürftigen Häuser für sich bauen können.
Inzwischen sind die Protestierenden – zumeist Beduinen, deren Häuser und Grundstücke im zukünftigen Sperrgebiet um das geplante Atomkraftwerk liegen, – in die Baustelle eingedrungen und haben alle vorhandenen technischen Anlagen, darunter eine Wasserentsalzungsstation, zerstört beziehungsweise geplündert. Sie rechtfertigen ihre Handlungen mit den Plänen der Regierung, ihnen das einzige Existenzmittel – ihre Grundstücke – zu nehmen.
Nach der Besetzung der Baustelle begannen die Protestierenden mit der gewaltsamen Aufteilung des Geländes und der dort befindlichen Technik. Am Mittwoch kam es zu einer Schießerei. Zwei Menschen wurden verletzt.
Die ägyptische Regierung hat am Dienstag die Handlungen der Bewohner von Dabaa als ungesetzlich bezeichnet und ihnen strafrechtliche Verfolgung angedroht. Wie die ägyptische Ministerin für Planung und internationale Kooperation, Faiza abu el-Naga, äußerte, werden die Behörden ihr Möglichstes für den baldigsten Wiederaufbau der zerstörten Anlagen tun sowie die betroffenen Beduinen entschädigen beziehungsweise neue Häuser für sie bauen.
Polizei und Militärs haben schon mehrmals erfolglos versucht, am AKW-Bauobjekt Ordnung zu schaffen.
Die westlich der Hauptstadt Alexandria gelegene Region Dabaa an der Mittelmeerküste war schon während der Amtszeit von Ex-Präsident Hosni Mubarak für den Bau eines Atomkraftwerkes festgelegt worden. Laut IAEO-Experten entspricht das betreffende Gebiet allen internationalen Anforderungen und ist für den Bau eines Atomkraftwerkes geeignet.