B eim weltgrößten Nuklearkonzern Areva fordert die schwerste Krise der Kernenergie seit Jahren ihren Tribut. Der französische Branchenriese leitet nach der Katastrophe von Fukushima und dem Atomausstieg in Deutschland eine tiefgreifende Umstrukturierung ein.
Vorstandschef Luc Oursel kündigte vor Finanzanalysten einschneidende Sparpläne bis 2016 an. Angesichts eines operativen Verlusts von 1,6 Milliarden Euro im laufenden Jahr sollen die Investitionen um rund ein Drittel heruntergefahren werden. Zudem will Areva an seinen deutschen Standorten 1500 Stellen streichen.
In Frankreich gehen die Gewerkschaften auf die Barrikaden. Areva wolle die Gehälter im nächsten Jahr einfrieren, 2013 dürfte genauso werden, meint ein Sprecher. Weder Stellenabbau noch Lohnstillstand seien abzeptabel, sagt ein anderer.
Die Sparpläne des Staatskonzerns gelten als Antwort auf die Folgen der Fukushima-Katastrophe im März in Japan. Seit dem Unglück stornierten Kunden aus Ländern wie Japan und Deutschland Aufträge in dreistelliger Millionenhöhe.
Obwohl Areva künftig auch stärker auf erneuerbare Energien setzen will, bleibt Atomenergie das Kerngeschäft des Konzerns. Bis 2016 will der Konzern jährlich mindestens zwei Europäische Druckwasserreaktoren (EPR) weltweit absetzen. Bisher stehen aber erst vier derartige Reaktoren in den Auftragsbüchern.
Der Reaktor galt lange Zeit als Pilotprojekt für eine Renaissance der europäischen Atomindustrie nach der Tschernobyl-Katastrophe 1986.