D er ehemalige französische Präsident Jacques Chirac (79) ist wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Gericht in Paris sah es als erwiesen an, dass er in seiner Zeit als Bürgermeister von Paris Anfang der 90-er Jahre Parteifreunden Scheinarbeitsverträge zuschusterte.
Als Hauptkläger war die Anti-Korruptionsvereinigung “Anticor” aufgetreten. Rechtsanwalt Jeremy Afane-Jacquart erklärte:
„Für uns ist dies ein historischer Augenblick. Zum ersten Mal wurde ein ehemaliger Präsident von einem französischen Gericht verurteilt. Dies zeigt, dass sich niemand über das Gesetz erheben kann.“
Der Stadt Paris, die – obwohl Hauptgeschädigte – nicht als Nebenklägerin auftrat, hatten Chirac und seine Partei bereits zwei Millionen Euro zurückgezahlt.
Chiracs Anwalt Georges Kiejman erklärte, nach all den Jahren und in Anbetracht der geringen Zahl von Scheinarbeitsverträgen (19 Fälle) sei der Prozess wirklich unnötig gewesen. Er hoffe, dass dieses Urteil nichts an der tiefen Zuneigung ändere, die die Franzosen für Jacques Chirac empfänden.
Jacques Chirac war aus gesundheitlichen Gründen bei der Urteilsverkündung nicht anwesend. Vor Beginn des Prozesses hatte er ein ärztliches Gutachten vorgelegt, er leide auf Grund neurologischer Probleme an Gedächtnislücken. Er habe das Urteil zu Hause mit Fassung entgegen genommen, sagte sein Anwalt Jean Veil. Chiracs Adoptivtochter Anh Dao Traxel, die im Gerichtssaal war, sagte, das Urteil sei ein Albtraum.