M it der derzeitigen Geschwindigkeit der Urbanisierung in China wird die städtische Bevölkerung bis Ende 2011 die ländliche Bevölkerung übersteigen. Dies stellte ein von der chinesischen Regierung unterstütztes Blaubuch fest. Laut der jüngsten landesweiten Volkszählung, die im Jahr 2010 begann, beträgt Chinas Stadtbevölkerung 49,86 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes.
„Wenn die ländliche Bevölkerung wirklich die städtische überholt, wird das ein bedeutender Wendepunkt für China und seine jahrtausendelang von den Bauern dominierte Bevölkerungsstruktur sein“, so das blaue Buch, das am Montag von Chinas Akademie der Sozialwissenschaften veröffentlicht wurde.
Außerdem wurde festgestellt, dass mehr als 60 Prozent der chinesischen Wanderarbeiter getrennt von ihren Familienangehörigen leben. Mit der rasanten Urbanisierung Chinas seit dem Anfang der Öffnungs- und Reformpolitik Ende der 1970er Jahre haben Millionen von Bauern ihre ländliche Heimat verlassen, um Arbeitsplätze in den Bau- und Dienstleistungsbranchen zu finden.
Schätzungen zufolge gibt es im ganzen Land über 240 Millionen Arbeitsmigranten, fast so viel wie die gesamte US-Bevölkerung. Etwa 40 Prozent der Arbeitsmigranten holen ihre Familien in die städtischen Gebiete nach, während 60 Prozent entweder ihre Ehepartner oder Kinder in den ländlichen Gebieten zurücklassen.
Die Urbanisierung bedeute nicht nur eine einfache Steigerung des Prozentsatzes der städtischen Bevölkerung, sondern auch tief greifende Veränderungen in Lebensstil, Arbeit, Konsum und sogar den Werten der Menschen, hieß es im Buch. Sowohl die Wanderarbeiter in den Städten als auch die Bauern in den ländlichen Gebieten hätten in diesen Jahren einen größeren Einkommenszuwachs erzielt.
Die Einkommenssteigerung der ländlichen Bewohner ist in diesem Jahr schneller als die der Stadtbewohner. Laut dem Buch betrug das verfügbare Einkommen pro Kopf in den ersten drei Quartalen von 2011 für Stadtbewohner 16.301 Yuan, eine Zunahme um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, während das Einkommen der ländlichen Bewohner 5878 Yuan betrug, eine Zunahme von 13,6 Prozent.
„Aber das bedeutet noch nicht, dass sich die Einkommenskluft zwischen den Menschen in den Städten und auf dem Land verringert hätte“, sagte der Direktor des Soziologie-Instituts bei der Akademie, „denn da das Einkommen in den ländlichen Gebieten sehr niedrig ist, vergrößert sich der Einkommensunterschied trotz des beschleunigten Einkommenswachstums der Bauern.“