C hina plant zwei Investitionsfonds, aus denen 300 Milliarden Dollar nach Europa und Nordamerika fließen sollen, schreibt die Zeitung “Nesawissimaja Gaseta” am Montag.
Die Finanzmärkte reagierten auf diese Nachricht mit optimistischem Wachstum. Russische Experten bewerten die Perspektiven einer neuen Expansion Chinas eher pessimistisch. Es ist unwahrscheinlich, dass Peking seine Währungsreserven in instabile Märkte investieren wird. Chinesische Direktinvestitionen in langfristige Anlagen sind sowohl bei den Europäern und Amerikanern nicht gerade willkommen.
Die Rede ist von 300 Milliarden Dollar. Wie eine Quelle verriet, will die Volksrepublik dadurch die Rentabilität ihrer Investitionen erhöhen.
Der Investitionsmechanismus wird mit der SAFE Investment Company verbunden sein, die ein Teil der chinesischen Nationalbank ist. SAFE ist für Transaktionen bei den Währungsreserven in Höhe von 3,2 Billionen zuständig.
Anfang Dezember hatte Peking gewarnt, seine Reserven für die Unterstützung der in der Schuldenkrise steckenden EU verwenden. Vizeaußenministerin Fu Ying erinnerte damals an die Finanzkrise 1998, die ihr zufolge bewiesen hatte, besser nicht die Devisenreserven anzurühren. Das bedeutet, dass China seine Reserven in zwei Arten von Anlagen stecken könnte: für Wertpapiere oder für Industrie-, Handels- und Infrastrukturobjekte in den USA und der EU. Russische Beobachter zweifeln jedoch, dass sich die Chinesen für amerikanische und europäische Börsen interessieren.
“Es geht voraussichtlich um den Kauf von wichtigen Industriebeteiligungen”, sagte der Chefanalyst der Firma FBK, Igor Nikolajew. “Nicht auszuschließen ist aber auch, dass Pekings Absichten unter den aktuellen Bedingungen nur Absichten bleiben werden. Die Europäer und Amerikaner wollen ihre wichtigsten Aktiva nicht für die aktuellen Preise verkaufen. Auch die Chinesen selbst könnten letztendlich entscheiden, dass sie angesichts der wirtschaftlichen Talfahrt ihre Reserven lieber behalten.” Die globale Wirtschaftssituation sei weiter unklar, die Regierungen könnten plötzlich Geld für dringende Aufgaben brauchen, so der Experte.
Auch Russland habe gewisse Mechanismen, um seine Reserven anzulegen, fuhr Nikolajew fort. Das bedeute aber lange noch nicht, dass die Europäer die russischen Investitionen akzeptieren werden, oder dass Moskau bereit wäre, seine Reserven angesichts der angespannten Wirtschaftslage anzuzapfen.
Russlands Möglichkeiten für Investitionen in Europa seien derzeit äußerst beschränkt, stellte der Branchenkenner fest. 2012 kommt es zum massiven Anstieg der Haushaltsausgaben bevor, vor allem für die Finanzierung der Armee-Reform und für den Bau von Sportanlagen für die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014. “In Wirklichkeit hat Russland kein Geld. Egal ob hochrangige Beamte die Backen aufblasen, das Land kann keine große Investitionsprojekte mehr verkraften”, warnte er.