Bulgarien erklärt South-Stream zu Objekt von nationaler Bedeutung

Nach dem Machtwechsel in Sofia erklärte der neue Regierungschef Boiko Borissow im Sommer 2009, dass Bulgarien alle Energieprojekte mit Russland vorerst einstelle

- von Presseticker  -

D ie Regierung Bulgariens hat die künftige Gaspipeline South-Stream, die zum Teil durch bulgarisches Gebiet verlaufen soll, zur Vereinfachung des Bürokratieaufwandes zu einem Objekt von nationaler Bedeutung erklärt.

Das teilte das bulgarische Kabinett am Donnerstag in Sofia mit. Der neue Status der Pipeline werde es gestatten, die Erledigung administrativer Formalitäten bei der Umsetzung des Projektes wesentlich zu verkürzen.

South-Stream-Pipeline

South-Stream-Pipeline

“Der Beschluss wurde gemäß den Grundrichtungen der bulgarischen Energiepolitik ausgehend von der Konkurrenz auf den Energiemärkten in der EU sowie unter Berücksichtigung der Anforderungen der ökologischen und der Energiesicherheit gefasst. Zum Erreichen dieser Ziele ist eine weit verzweigte Energie-Infrastruktur zur Diversifizierung der Gasquellen und der Transportmöglichkeiten erforderlich”, hieß es in der Mitteilung.

Der osteuropäische Anlandepunkt der South-Stream-Pipeline, die von Russland auf dem Grund des Schwarzen Meeres führen soll, liegt laut Plänen auf dem Territorium Bulgariens. Eine Beteiligung Sofias an dem Projekt war lange Zeit in Frage gestellt.

Bulgarien war im Januar 2008 in das Projekt eingestiegen. Nach dem Machtwechsel in Sofia erklärte der neue Regierungschef Boiko Borissow im Sommer 2009, dass Bulgarien alle Energieprojekte mit Russland vorerst einstelle. Erst im Juli 2010 unterzeichneten Russland und Bulgarien Dokumente über die Erstellung der Machbarkeitsstudie für den bulgarischen Abschnitt der Leitung.

Parallel hatte Russland mit Rumänien als Ausweichland für den Fall verhandelt, dass Bulgarien endgültig aus dem Projekt aussteigt. Bukarest war äußerst daran interessiert, dass ein Teil der South-Stream-Leitung auf seinem Territorium gebaut würde.

Im November 2010 gründeten der russische Gaskonzern Gazprom und die Bulgarische Energieholding (BEH) das Joint Venture South-Stream Bulgaria AD, das den bulgarischen Abschnitt der Rohrleitung bauen soll. Die Partner halten gleiche Anteile am Unternehmen.

Über die Gaspipeline South-Stream zwischen Russland und Italien soll Südeuropa mit Erdgas versorgt werden. Das Projekt hat einen geschätzten Wert von 15,5 Milliarden Euro. Die ersten Lieferungen sind für 2015 geplant. Ein 900 Kilometer langer Teil der Leitung – zwischen der russischen und der bulgarischen Schwarzmeerküste – wird auf dem Meeresgrund in einer Tiefe von bis zu 2000 Meter verlegt.

Die geplante Durchsatzkapazität der Pipeline beträgt 63 Milliarden Kubikmeter im Jahr. Das sind etwa 35 Prozent des gesamten europäischen Gasbedarfs. Die Leitung soll die Abhängigkeit von Transitländern, vor allem von der Ukraine und der Türkei, verringern. Verlegt werden sollen insgesamt vier Stränge mit einer Jahresleistung von je 15,57 Milliarden Kubikmetern.

Für den Bau der Landabschnitte der Pipeline im Ausland hatte Russland bereits Regierungsabkommen mit Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Österreich, Serbien, Slowenien und Ungarn unterzeichnet.

An dem Projekt hält Gazprom 50 Prozent der Anteile. Der italienische Versorger ENI besitzt 20 Prozent sowie die deutsche Wintershall Holding und die Electricite de France (EdF) jeweils 15 Prozent der Anteile.

2011-12-01 17:50:00 – RF/RIA Novosti

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