E ine schwere Geburt: Nach mehr als 500 Tagen erblickt in Belgien eine neue Regierung das Licht der Welt. Noch nie hat ein Land so lange gebraucht, um sich auf einen Koalitionstext zu einigen. Belgischer Ministerpräsident wird wie erwartet der Sozialist Elio di Rupo – der erste französischsprachige seit 1974.
Am Wochenende sollen Sozialisten, Christdemokraten und Liberale dem gefundenen Kompromisspapier zustimmen. Wer Minister wird, ist noch unklar. Vereidigt werden sollen die Mitglieder zum Wochenbeginn.
Der flämische Nationalist Bart de Wever, der die Parlamentswahl vor eineinhalb Jahren gewonnen hatte, wird nicht dabei sein. Er lehnt eine Zusammenarbeit ab und tritt offen für die Teilung des Landes in einen französisch und flämisch-sprachigen Teil ein. Wasser auf die Mühlen vieler Flamen im Norden Belgiens, die den ärmeren Süden nicht unterstützen wollen. Erst die Herabstufung des Landes durch die Ratingagentur Standard & Poor’s führte zur Einheit der Politiker bei den schwierigen Budget-Verhandlungen.