N och bis zum 16. September 2013 ist die Ausstellung “Antes. Malerei 1958 – 2010″ im Martin-Gropius-Bau zu sehen. Die Ausstellung ermöglicht eine Neubewertung des so wichtigen deutschen Künstlers der späten Moderne und bricht mit dem Klischee des “Kopffüssler-Malers”.
Horst Antes ist einer der international bedeutendsten Künstler der letzten Jahrzehnte. Wie wenige andere deutsche Künstler hat er zum globalen Kunstdialog beigetragen. Dreimal war er auf der documenta vertreten. Auf den Biennalen in Venedig und Sao Paolo war er präsent. In allen wichtigen europäischen, amerikanischen und japanischen Museen und Sammlungen sind seine Werke vertreten.
Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau konzentriert sich auf sein malerisches Schaffen und wird alle Epochen dieses Schaffens über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten vorstellen – von den informellen Anfängen um 1958 bis zu den spektakulär grossen und strengen ‚Haus’-Bildern der letzten Werkphase.
Die Schau im Martin-Gropius-Bau wird die erste grosse Einzelausstellung der Gemälde nach fast zwei Jahrzehnten sein. Gezeigt werden rund 90 Bilder. Ergänzt werden sie durch zwei eng mit dem malerischen Werk verknüpfte Skulpturen, vier sogenannte “Votive” und die Präsentation einiger von Horst Antes gestalteter Bücher und Mappen.
Im Hinblick nicht nur auf die vielen ausländischen Leihgeber, sondern auch auf bisher noch nie öffentlich gezeigte Bilder aus dem Besitz des Künstlers selbst ist diese Ausstellung einzigartig und zeigt den grossen Beitrag, den Horst Antes zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts geleistet hat.
Den Anfang der Ausstellung machen die informellen, gestischen und stark farbigen Arbeiten der späten 1950er Jahre. Es folgen die roten Bilder (Die roten Majas) von enormer Intensität und archaischer Erotik. Eine grössere Werkgruppe befasst sich mit der Herausbildung des “Kopffüsslers”, jener Kunstfigur, die sehr schnell einen Siegeszug durch die gesamte Kunstwelt antritt.
Ein weiterer Saal versammelt die wichtigsten Bilder, die sich auf direkte Weise mit seiner Wahlheimat Italien einlassen, mit den Meistern der Renaissance, mit der klaren und versöhnenden Landschaft zwischen Florenz und Siena, mit dem toskanischen Licht.
Eine Werkgruppe befasst sich mit der Religiosität des Künstlers, der – als Sammler – schon immer für die magischen Anfänge der Religionen ein brennendes Interesse zeigte.
Zum ersten Mal werden zwei motivische Stränge – die Auseinandersetzung mit christlichen Motiven (Werkzeuge der Kreuzigung, Wundmale) und mit dem Glauben und den Ritualen der Hopi-Indianer (Regen, Schlange, Tableta) – zusammengeführt.
Die letzten Säle dokumentieren schliesslich den Umbruch im Werk von Horst Antes, der sich – nach dem Falkland-Krieg – von der von ihm erfundenen Figur trennt und zu neuen Bildthemen –Fenster, Boote, Datumsbilder – und insbesondere dem Haus vorstößt. Im letzten Saal machen acht sehr grosse, überwiegend schwarze ‚Haus’-Bilder in ihrer strengen Bildsprache und in ihrer massiven Präsenz einen überwältigenden Eindruck. Die ‚Haus’-Figur hat die menschliche Figur abgelöst und steht für die gesamte Menschheit und ihre Gedanken.
Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau ist ein Ort der Wiederentdeckung und Neubewertung des komplexen Werkes von Horst Antes.
Horst Antes wurde 1936 in Heppenheim geboren und lebt in Sicellino, Karlsruhe und Berlin.
Sein Lehrer an der Akademie in Karlsruhe war HAP Grieshaber. Im Kontext der Diskussion um Abstraktion oder Figuration in den späten 1950er Jahren verknüpfte Horst Antes schon früh gestische Farbkompositionen mit figurativen Elementen. In den 1960er Jahren bildete sich dann die Figur des Kopffüsslers heraus. Von da an wurde sein Werk in der ganzen Welt bekannt.
Im Jahr 1982, unter dem Eindruck des Falkland-Krieges, entstehen die ersten Schablonen-Figuren. Ab 1987 beginnt Horst Antes mit den Werkgruppen der ‚Fenster’-Bilder- und ‚Haus’-Bilder. Gleichzeitig fertigt er zahlreiche Grosskulpturen, die in Düsseldorf, Salzburg, Stuttgart, Wien und Mainz aufgestellt werden.
Antes nahm an der documenta III (1964), IV (1968) und VI (1977) teil und hatte Einzelausstellungen im Guggenheim-Museum New York (1984), im Sprengel Museum Hannover (2002), in der Kunsthalle Würth (2006) und in verschiedenen japanischen Museen. Er gewann den UNESCO-Preis für Malerei der Biennale von Venedig (1966), den Premio Marzotto – Europa (1968), den Grossen Preis der Biennale von Sao Paolo (1991) und den Kulturpreis des Landes Hessen (1991).
Antes. Malerei 1958 – 2010
Bis 16. September 2013
Veranstalter: Berliner Festspiele
Kurator: Joachim Sartorius
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstr. 7
10963 Berlin
Täglich, 10-19 Uhr, ausser Dienstag
Aussergewöhnliche Einblicke in die Kulturgeschichte, oft mit spektakulären archäologischen Funden und neuesten Forschungsergebnissen, bilden neben Zeitgenössischer Kunst und Photographie die Säulen im Programm des Martin-Gropius-Bau (Berlin). Herausragende Künstlerbiografien stehen ebenso im Mittelpunkt wie aktuelle Positionen.
Nach seiner behutsamen Restaurierung in den 70er Jahren entwickelte sich der Martin-Gropius-Bau zu einem der berühmtesten und schönsten Ausstellungshäuser Deutschlands.