M arseille steht weiter im Zeichen der Bandenkriege. Während die südfranzösische Stadt dieses Jahr eigentlich als Europäische Kulturhauptstadt glänzen will, kommt es immer wieder zu Schiessereien und Morden, verstärkt seit Jahresbeginn.
Jetzt wurde sogar ein Siebzehnjähriger ermordet – im Auto erschossen von zwei Männern auf einem Motorrad; in seinem Körper fanden sich mehr als zwanzig Kugeln.
Man gehe von einer Abrechnung unter Banden aus, sagt Staatsanwalt Christophe Barret. Die Täter seien überlegt und äusserst entschlossen vorgegangen, mit einer grosskalibrigen Waffe.
Es war dieses Jahr in Marseille der sechste Mord; vermutlich hatten sie alle mit Auseinandersetzungen unter Banden zu tun.
Natürlich gebe es durch diese Morde manchmal ein Gefühl der Machtlosigkeit, der Schicksalsergebenheit, sagt Frankreichs Innenminister Manuel Valls. Das dürfe aber nicht die Arbeit im Hintergrund verdecken, mit der man Gebiete zurückgewinnen und Marseille wieder sicher machen wolle.
Den Hintergrund des jetzigen Mordes vermuten die Ermittler im Rauschgifthandel. Vor kurzem wurde in dem Vorort, aus dem das Opfer stammte, eine grosse Menge Cannabis beschlagnahmt; möglicherweise konnten kleine Händler jetzt ihre Lieferanten nicht mehr bezahlen.