D as erste Yuán-Handelszentrum (chinesische Währung, auch: Renminbi) im Euro-Raum hat die Arbeit aufgenommen. In Frankfurt/Main werden nun Transaktionen in der chinesischen Währung abgewickelt. Mehr als zehn deutsche Banken eröffneten ihre Konten in der dortigen Niederlassung der Bank of China.
Das Clearing-Zentrum in Frankfurt/Main soll europäischen Gläubigern und ihren Kunden einen leichteren Zugriff auf die chinesische Währung ermöglichen. Eine unmittelbare Konvertierung zwischen Yuán und Euro macht den US-Dollar als Zwischenwährung unnötig.
Unterdessen will auch das australische Sidney mit dem Yuán-Clearing beginnen. Der Weg dazu wurde durch ein Memorandum der Bank of China und der australischen Zentralbank geebnet.
Alexander Salizki, Experte des Instituts für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, hält die Internationalisierung des Yuán für einen globalen Trend:
„Innerhalb eines gewissen Zeitraums werden wir wohl diese nachhaltige Entwicklung weiter beobachten. Möglicherweise wird es dabei keine drastischen Überraschungen geben. Ich meine damit den Übergang zu einem völlig konvertierbaren Yuán.
Allem Anschein nach wollen sich die Chinesen damit nicht beeilen. Das ist wohl eine richtige Entscheidung. China hat offenbar genug eigenes Kapital und hält eine völlig konvertierbare Währung für kein vorrangiges Ziel.
Kürzlich traf China auch mit Kanada eine Vereinbarung, wonach Toronto zum ersten nordamerikanischen Zentrum für Handels- und Investment-Transaktionen in Yuán werden soll. China hat keine Angst mehr vor der Welt. Das Land überwindet nicht bloß seine einstige Isolation, sondern startet auch eine Offensive – sowohl in Sachen Yuán als auch im internationalen Handel.
Beim APEC-Gipfel in Beijing wurden sehr ernste Angebote von globalem Ausmaß gemacht.“
Jakow Berger, Experte des Fernost-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, sagt, China habe in letzter Zeit mehrere Initiativen ergriffen, die seine Rolle im Wirtschafts- und Finanzbereich weltweit festigen:
„Ich meine damit die Initiativen zur Gründung der Asiatischen Bank für Infrastruktur-Investitionen (AIIB), aber auch zur Eröffnung einer maritimen Seidenstrasse und einer entsprechenden Wirtschaftszone.
All dies hängt mit den Veränderungen in der weltweiten Finanzstruktur sowie mit der weiteren Aufwertung des Yuán zusammen.
Deshalb machen diese Initiativen Schlagzeilen im Westen und stoßen zum Teil auf negatives Echo und Besorgnisse. Vor allem geht es dabei um die USA, deren Währung zwar dominiert, aber allmählich vom Yuán verdrängt wird.
Das betrifft aber auch Europa, denn der Euro ist trotz aller negativen Trends nach wie vor die zweite Reservewährung.“
Mit seiner Finanzexpansion ändert China laut Alexander Salizki sehr deutlich die globale Konstellation:
„Anstatt die Märkte für die Bewegung des Anleihekapitals zu öffnen, wie es der Westen in Entwicklungsländern getan hat, nimmt China die Infrastruktur und die Realwirtschaft ins Visier, d.h. jene Branchen, die den Entwicklungsländern am meisten Schwierigkeiten bereiten.
Die von China initiierte neue Globalisierung ist nach Ansicht der Entwicklungsländer viel sympathischer als jene Globalisierung, die vom Westen vorgeschlagen wird. Die Internationalisierung des Yuán wird deshalb zweifelsohne weitergehen. Sie ist wohl als Globalisierung einer neuen Art zu betrachten, die von China angeregt wurde und von anderen unterstützt werden sollte.“
Vereinbarungen über einen Yuán-Umlauf gibt es mittlerweile auch mit weiteren Finanzzentren wie Hongkong, Taipei, Singapur, Seoul, Paris, London und Doha.
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