E rdrückend ist in der digitalen Mediengesellschaft die Informationsflut, welche über Bürger und Nachrichten-konsumenten hereinbricht. Sich in dem Wirrwarr an Stimmen, an Information und Desinformation Seite an Seite noch zurecht zu finden, überfordert viele Zeitgenossen. Nicht wenige Menschen wenden sich daher vollständig ab und ziehen sich ins Private zurück.
Aber auch für jene Aufrechten die dem imperialen Zeitgeist zu trotzen sich auf die Fahnen geschrieben haben, gestaltet sich die Gemengelage mitunter schwierig.
Im politischen Spektrum die Spreu vom Weizen zu trennen, ist indes nicht wirklich mit Aufwand verbunden. Stellen Sie politischen Bewegungen und Parteien einfach die grundsätzliche Gretchenfrage; Wie hältst Du’s mit der NATO?
Die ganz konkrete und realpolitische Frage lautet: Sind Sie für oder gegen den Austritt aus der NATO?, (und nicht nur für eine abstrakte Auflösung, die wir hier in Deutschland und Europa gar nicht umsetzen können). [1]
Anhand der Antwort auf diese Frage wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben; entweder mit einer systemkonformen Partei oder einer tatsächlich oppositionellen, die bereit ist, der imperialen Hegemonie konsequent Widerstand zu leisten.
In der BRD sind über ein Drittel der Menschen dem Fluidum der Herrschenden bereits mehr oder weniger entglitten, Tendenz steigend. Fast die Hälfte der Wahlberechtigten nimmt nur noch gelegentlich bis gar nicht mehr an Wahlen teil. Die bürgerliche politische Kaste ebenso wie die gleichgeschalteten Medienmonopole, über Jahrzehnte in der BRD durch die Besatzungsmacht USA und die Dienste der NATO herangezüchtet, verlieren zunehmend an Einfluss auf die Realitätsinterpretationen der Bürger.
Dieser Kontrollverlust ist ergo die Vorstufe zum Machtverlust.
Als 1989 die DDR an ihren inneren Widersprüchen scheiterte und zusammenbrach, stellte sich für die westdeutsche Bourgeoisie und ihre Herren in Washington u.a. die Frage, ob das Selbstverständnis der BRD durch die Übernahme einer potenziell sozialistischen Partei in Gefahr geraten würde?, bspw. in Form einer aus der SED hervorgehenden KPD.
Die Antwort des Imperiums auf diese Frage und Bedrohung nahm in Form der Gysi-PDS Gestalt an. Erst dazu konzipiert, das Widerstandspotenzial in der ab 1990 ehemaligen DDR zu kanalisieren, eignete sich das Projekt Anfang des vergangenen Jahrzehnts, über den Umweg WASG, auch zur Integration und Assimilation linker Gruppen im Westen der Republik.
Die pseudolinke sog. Linkspartei wird durch die Mainstreammedien deswegen am Leben gehalten und in Amt und Würden gehievt, um die Bildung einer sozialistischen Partei in Deutschland zu verhindern und somit die Westbindung bzw. Unterordnung unter den Status Quo der Besatzung Deutschlands aufrecht zu erhalten. Erinnern wir uns, dass 1956 die KPD wegen ihrer Ablehnung der NATO und Forderung nach einem Friedensvertrag verboten wurde.
Es ist heute das alte Drama aus Täuschung und Verrat mit Namen Sozialdemokratie, welches in Form von “DIE LINKE”, dem Zeitgeist entsprechend modifiziert, neu aufgeführt wird. [2]
Auf der bürgerlichen, rechtskonservativen Seite des gesellschaft-lichen Spektrums vermochten es CDU/CSU im Verbund mit der FDP jahrzehntelang, die imperialen Machtinteressen zu sichern. Doch in der vergangenen Dekade begann auch hier der Erosionsprozess.
Was wir heute mit dem Auftauchen der Partei AfD (Alternative für Deutschland) erleben, ist nichts anderes, als eine Dublette der gesteuerten “Operation Assimilation” analog dem linken Lager.
Dabei gleichen sich auch Vorgänge wie diese: Die Parteibasis, voller Illusionen über die politische Verheissung, fällt auf Parteitagen demokratische Beschlüsse, welche durch die Parteiführungen dann im politischen Handeln diametral konterkariert werden.
Ein eklatantes Beispiel bei der SED/PDS vollzog sich 2005/2006 im Kontext der sog. “Vereinigung” mit der westdeutschen WASG, als die diesbezüglichen Parteitagsbeschlüsse schlichtweg ignoriert wurden. [3]
Um dieses Muster politischer Handlungsrealität in die Praxis umzusetzen, hat jetzt auch die AfD nicht lange gebraucht.
Im April hatte sich auf ihrem Erfurter Parteitag die Mitgliedschaft der AfD unmissverständlich und Konsequent für einen friedenspolitischen Kurs der Deeskalation gegenüber Russland positioniert. So heisst es in dem Parteitagsbeschluss u.a.: „In dieser instabilen Lage ist es von grösster Bedeutung, keine Sanktionen zu verhängen und keine weiteren Maßnahmen der Eingliederung der Ukraine oder Teilen davon in die EU oder in die Russische Föderation zu betreiben.“
Die Mitglieder der AfD stehen mehrheitlich, sowie auch nicht zuletzt die Wählerschaft der neuen Partei, der imperialen Politik von USA, NATO und EU kritisch bis ablehnend gegenüber. Genau dieses gesellschaftliche oppositionelle Potenzial gilt es, durch das Projekt AfD wieder an die Leine zu legen.
Im sog. Europaparlament hatten AfD-Abgeordnete um Parteichef Bernd Lucke erst im Juli für EU-Sanktionen gegen Russland gestimmt – ein klarer Bruch mit dem demokratischen Votum der Parteibasis.
Und dies wiederholte sich heute erneut, indem Lucke und Co. bei der aktuellen Abstimmung für die EU-Assoziierung der Ukraine votierten. Die AfD steht also realpolitisch, in ihren konkreten Taten, treu an der Seite des globalen Imperialismus und der imperialen NATO-Geostrategie.
Da ist sie wieder, die Gretchenfrage; Wie hältst Du’s mit der NATO?
Beide Parteien, AfD und die sog. Linkspartei, fordern NICHT den Austritt aus der NATO. Sie marschieren auch ausweislich ihrer Parteiprogramme mit dem Imperium.
Bei der AfD heisst es dazu unter “Programm und Hintergrund / Aussenpolitik”:
„Die NATO ist und bleibt die Klammer einer transatlantischen Sicherheitsarchitektur, deren entscheidender Anker das Bündnis mit den USA ist.“
Noch Fragen?
- Was ist eigentlich eine Friedensbewegung?, 06.05.2014 ↩
- DOSSIER: Linkspartei ↩
- Pressekonferenz: “PDS plus” statt neue Linke, 30.01.2006 ↩