Z um 21. IPPNW-Weltkongress vom 27.-30. August 2014 in Astana reisen etwa 20 deutsche IPPNW-Ärztinnen und -Ärzte und Medizinstudierende nach Kasachstan und informieren sich dort u.a. über die humanitären Folgen von Atomwaffen. Kasachische Ärzte werden über die wichtigsten Ergebnisse aus 50 Jahren Forschung zu den gesundheitlichen Folgen der sowjetischen Atomtests in Semipalatinsk berichten.
„Kasachstan engagiert sich für die atomare Abrüstung. Während das Land sein Atomwaffenarsenal aus Sowjetzeiten verschrottet hat, hält die Bundesregierung entgegen einem Beschluss des Bundestages bis heute an den US-Atomwaffen in Deutschland fest und duldet deren Modernisierung“, erklärt IPPNW-Atomwaffenexpertin Xanthe Hall, die nach Astana fliegen wird.
Der IPPNW-Weltkongress widmet sich u.a. dem politischen Prozess für eine Ächtung von Atomwaffen. Aktuell stehen die Bestrebungen der atomwaffenfreien Staaten auf dem Spiel, mit Blick auf die humanitären Folgen dieser Massenvernichtungswaffen eine neue Abrüstungs-Dynamik zu erzeugen.
Im Jahr 2015 findet in New York die grosse UN-Überprüfungskonferenz statt, in der die Atomwaffen-Staaten erklären müssen, wie sie ihrer völkerrechtlichen Verpflichtung zur atomaren Abrüstung nachkommen. Begleitet wird die Verhandlung durch eine globale, von der Zivilgesellschaft wie der IPPNW unterstützten Kampagne (ICAN), einen internationalen Ächtungsvertrag gegen einen Einsatz von Atomwaffen zu erreichen.
„In Zeiten der Ukraine-Krise ist der Kongress ein wichtiges Signal, denn der aktuelle Konflikt zeigt, wie sehr der Ost-West-Konflikt und das Blockdenken unsere politische Gegenwart immer noch im Griff haben“, erklärt der europäische IPPNW-Präsident Dr. Lars Pohlmeier.
Halte der derzeitige Abrüstungsstillstand an, drohe das Sperrvertrags-Gefüge auseinanderzufallen. Andere Staaten könnten dann legal atomar aufrüsten. Auch in der Ukraine gebe es erste Tendenzen zu einer erneuten Atombewaffnung, obwohl damit keines der aktuellen Probleme gelöst werde.
Weiteres Thema des Weltkongresses sind die Auswirkungen der gesamten “Nuklearen Kette” auf Gesundheit, Umwelt und Sicherheit. Kasachstan ist das mit Abstand grösste Abbauland für Uran (38 % der Weltproduktion). Der Uranabbau in Kasachstan wird mittels der “in-situ leaching” Methode durchgeführt: Mit Chemikalien wird das Uran aus dem Gestein gelöst und aus der Lösung das Uran extrahiert – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt.
In Kasachstan ist das Unternehmen “Kazatomprom” am stärksten in das Geschäft mit dem Uranabbau verwickelt, ein Staatskonzern, der in den 90er Jahren auf Geheiss des Präsidenten Nursultan Nasarbajew gegründet und von der deutschen WestLB mit einem Kredit unterstützt wurde.
Die IPPNW-Ärztedelegation wird am 30. August 2014 zudem das ehemalige Atomwaffentestgelände in Semipalatinsk sowie die Gedenkstätte für die Opfer der Atomtests und das Forschungsinstitut für Nuklearmedizin und Ökologie besichtigen