A m 01. August jährt sich zum 100. Mal der Ausbruch des ersten Weltkrieges, der im zweiten Weltkrieg ab September 1939 seine Fortsetzung fand. Was wir derzeit in Europa erleben, erinnert stark an diese unheilvollen Entwicklungen im zurückliegenden 20. Jahrhundert.
Bereits 1932 publizierten wir den Wahlslogan der KPD: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg“, der als bekannteste Losung seiner Zeit in die Geschichte einging.
KPD und Die Rote Fahne propagierten die Antifaschistische Aktion als Einheitsfront gegen die Nazis.
Es wirkt geradezu absurd, wie dann später nicht wenige Menschen vortrugen, sie hätten angeblich “von nichts gewusst”, obwohl die Entwicklung durchaus bekannt war und jeder sich in der Roten Fahne informieren konnte.
Ähnlich verhält es sich heute; wer so tut, als sei nicht hinreichend bekannt, wohin die imperiale Reise geht, der will die Wahrheit schlichtweg nicht wissen, denn die Fakten liegen auf dem Tisch.
Die Entscheidungsschlacht der imperialistischen Mächte untereinander
Bereits 1948, drei Jahre nach dem offiziellen Ende des zweiten Weltkriegs, schrieb die KPD in einer Erklärung zur politischen Lage:
„Die Einhaltung der Potsdamer Vereinbarungen durch die Westmächte hätte unserem Volk einen friedlichen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg und seine Wiedereinreihung in die Völkerfamilie ermöglicht. (…)
Die Abkehr von Potsdam und die Einbeziehung eines Teils von Deutschland in den kapitalistischen Westblock finden ihren Niederschlag in den Londoner Sechsmächteempfehlungen vom Juni 1948. (…)Mit der Schaffung des Besatzungsstatutes aber wird der Abschluss eines Friedensvertrages und damit der Frieden für ganz Deutschland auf unabsehbare Zeit hinausgeschoben und der jetzige Zustand der nationalen Rechtlosigkeit verlängert. (…)
Damit wird Westdeutschland zu einer Domäne des USA-Monopolkapitalismus bei der Beherrschung Westeuropas und zum Sprungbrett seiner Expansionspolitik gegen den Osten.“
Ein Jahr später 1949 vollzogen die USA gegen das internationale Völkerrecht die Teilung Deutschlands, indem sie die BRD gründeten. Mit der Annexion der DDR durch den US-Vasallen BRD im Jahr 1990 steht die Forderung nach einem Friedensvertrag, der Deutschland bis heute vorenthalten wird, wieder auf der Tagesordnung.
Den Kampf der westlichen kapitalistischen, imperialistischen Staaten untereinander um die Vorherrschaft hatte somit der anglo-amerikanische Machtraum gewonnen. Dieser integrierte nach dem Weltkrieg das Kapital aus den unterlegenen Staaten, zunächst vor allem in Westeuropa, in jene eigenen Strukturen, welche das neu entstandene Imperium selbst als “Globalisierung” und “New World Order” (NWO) postuliert.
Sozialisten identifizieren heute jenes Imperium, ökonomisch durch das international organisierte Kapital, die imperiale Oligarchie kontrolliert, politisch durch die USA geführt, militärisch im Ausbau der NATO zur globalen Gewalt konstituiert, ideologisch durch den Zionismus geprägt und in Europa über den undemokratischen Zentralismus der Institution EU (Europäische Union) vermittelt.
Die Entwicklung des imperialen Krieges
Das Imperium beschränkt die Durchsetzung seiner Geostrategie und Ausdehnung keineswegs nur auf zivile wirtschaftliche Konkurrenz, vielmehr wurde die NATO nach dem Zusammenbruch des sog. “Ostblocks” von einem vermeintlichen “Verteidigungsbündnis” zu einem aggressiven Kriegskommando mit globalem Machtanspruch ausgebaut. [1]
Bereits im Jahr 1992 schrieben wir im Berliner Manifest der KPD (Initiative):
„Verstärkt formieren sich die westlichen imperialistischen Staaten zu einem globalen Imperium, dessen militärische Konstituierung im weiteren Ausbau der NATO zum NATO-Imperium zum Ausdruck kommt. Durch die wachsende koordinierte Macht des international organisierten Kapitals, verlieren die Nationalstaaten und deren Parlamente zunehmend an Einfluss auf die internationalen ökonomischen Prozesse. (…)
Das sich neu formierende globale kapitalistische Imperium und seine nationalen Agenturen betreiben verstärkt den Abbau demokratischer und sozialer Grundrechte. Durch die internationale Entwicklung verändern sich auch die ökonomischen Grundlagen für einen potentiellen künftigen Faschismus. An die Stelle der Kapitalinteressen des nationalen Kapitals als Basis faschistischer Herrschaft und imperialistischer Strategien, tritt tendenziell das international organisierte Kapital mit seinen transnationalen, imperialen Bedürfnissen.
Durch die technologische Entwicklung begünstigt, strebt das Imperium durch immer neue, weitergehende Rechtsnormen die Totalüberwachung aller Bürger an. Diese Entwicklung der schleichenden Faschisierung der Gesellschaft droht in einem künftigen HighTech-Faschismus des 21. Jahrhunderts zu münden. Die KPD fordert deshalb die Vernichtung aller Akten und Datenbestände und Abschaffung aller Systeme, welche geeignet sind flächendeckend in das informationelle Selbstbestimmungsrecht aller Bürger einzugreifen.
Antifaschistischer Widerstand muss sich heute in erster Linie dieser neuen, veränderten globalen Bedrohungslage stellen.“
Seit den 1990er Jahren ziehen die USA und imperiale NATO ihre grausame Spur aus Krieg, Massenmord, Terror, Folter, Hunger und sozialem Elend rund um den Globus, von Irak über Jugoslawien, von Afghanistan über Libyen weiter nach Syrien, den Iran zielsicher im Visier, legen bereits die Lunte in Venezuela – und nun versucht der imperiale Krieg auch seine Ostfront in der Ukraine an die Grenze zu Russland vorzurücken.
Die Front des imperialen Krieges verläuft jetzt mitten durch die Ukraine
Die Ministerialdirektorin im US-Aussenministerium Victoria Nuland, eine neokonservative Kriegstreiberin, hatte im Dezember dem National Press Club mitgeteilt, dass die USA 5 Milliarden US-Dollar in ein Netzwerk “investiert” haben, um die Ziele der USA in der Ukraine durchzusetzen, nämlich „der Ukraine die Zukunft zu geben, die sie verdient.“ [2] [3]
Victoria Nuland (Fuck the EU!) ist jene Funktionärin des US-Regimes, die in flagranti erwischt wurde, als sie die potenziellen Mitglieder der ukrainischen Regierung nannte, welche Washington der ukrainischen Bevölkerung aufs Auge zu drücken beabsichtigt, sobald die bezahlten Demonstranten die demokratisch gewählte Regierung gestürzt haben. [4]
Es muss immer wieder betont werden, dass die ukrainische Regierung und Präsident Viktor Janukowitsch durch demokratische Wahlen legitimiert wurden. Was in der Ukraine aktuell vor sich geht, ist vom Ausland, namentlich den USA und der imperialistischen Institution EU (Europäische Union) organisierte und bezahlte Gewalt gegen ein bürgerlich-demokratisches Land.
Dass in der Ukraine ebenso wie in den USA und der EU selbst Kapitalismus herrscht und Korruption an der Tagesordnung ist, ändert nichts am imperialistischen Charakter der Aggression zur Durchsetzung eines “Regime change”.
Zudem ist das Ziel nicht nur die Ukraine, sondern vielmehr in weiterer Konsequenz Russland. Die Ereignisse in der Ukraine sind Teil des imperialen Krieges und der NATO-Doktrin der Expansion nach Osten. Wir stehen heute mitten im Krieg, der sich zu einem weiteren Weltkrieg entwickeln kann.
Würde eine ausländische Macht auch in Deutschland 5 Milliarden US-Dollar in oppositionelle Gruppen investieren, wie die USA in der Ukraine, dann liessen sich auch in Deutschland die gleichen Bilder und Nachrichten produzieren.
Es geht dabei nicht um die Präferenz einzelner Regime, sondern um das Vorrücken der Front des imperialen Krieges an die Grenze Russlands. Es geht um die Entwicklung des dritten Weltkriegs, indem auch wir in Deutschland, als USA/NATO-Aufmarschbasis, alle verbrennen werden, ich, Sie, und Ihre Kinder.
Was manchen Zeitgenossen offenbar auch nicht bewusst ist; deutsche NATO-Truppen halten, nach der Bombardierung Jugoslawiens im Jahr 1999, immer noch die serbische Provinz Kosovo besetzt.
Die Mär von 70 Jahren Stabilität und Frieden in Europa gehört zu den Desinformationen der imperialen Hegemonie und der NATO-Medien.
Die Mehrheit der Ukrainer orientiert sich weiterhin Richtung Russland, was nicht zuletzt auch der kulturellen Geschichte des Landes geschuldet ist.
Diese, vorwiegend im Osten und Süden der früheren Sowjetrepublik angesiedelte, Bevölkerungsmehrheit kann der globale Imperialismus nur mit militärischer Gewalt unterwerfen. Dazu muss es aber vorerst nicht zwingend kommen, wenn USA und EU sich entschliessen, die Ukraine zu spalten.
In diesem Fall dürfte der Kampf um die Gaspipeline von Russland nach Westeuropa an Bedeutung gewinnen.
Die Ereignisse in der Ukraine überschlagen sich
Um diese geostrategischen Ziele durchsetzen zu können, reanimiert das Imperium und seine Medien aktuell seine Kollaborateurin, die wegen krimineller Geschäfte verurteilte hübsche Mafia-Braut Julija Timoschenko, [5] die am heutigen Abend in der Hauptstadt Kiew auftritt.
Der frühere Kommerzboxer Vitali Klitschko scheint der EU als Galionsfigur vorerst ausgedient zu haben, seine Popularität in der Ukraine hält sich zudem stark in Grenzen.
Gestern erst hatte eine EU-Delegation unter Führung von BRD-Aussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) Verhandlungen mit der Ukraine geführt, bei denen in einem ausgehandelten Abkommen vereinbart wurde, vorgezogene Präsidentenwahlen im Herbst stattfinden zu lassen.
Das Dokument wurde von Präsident Viktor Janukowitsch, dem Chef der Partei UDAR, Vitali Klitschko, dem Fraktionschef der “Vaterlandspartei” von Julija Timoschenko, Arseni Jazenjuk und vom Fraktionschef der Freiheitspartei, Oleg Tjagnibok, unterschrieben.
Zudem hatte gestern die Oberste Rada (Parlament) der Ukraine den Weg für die Freilassung der 2011 inhaftierten früheren Regierungschefin Julija Timoschenko geebnet. Das Parlament in Kiew stimmte für ein entsprechendes Gesetz, welches für Timoschenko eine Amnestie ermöglicht. [6]
Steinmeiers EU-Zusagen an die Ukraine sind heute bereits Makulatur. Unterdessen erklärte Julija Timoschenko, dass die Ukraine in naher Zukunft der EU beitreten werde, meldet u.a. das BRD-Staatsfernsehen ARD.
Zur Stunde vollzieht sich in Kiew ein Staatsstreich, dessen weiterer Verlauf noch ungewiss ist.
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hat Deutschland, Polen und Frankreich aufgefordert, ihren Einfluss auf die ukrainische Opposition auszuüben, damit den Extremisten in der Ukraine Einhalt geboten wird, teilt das russische Aussenamt mit.
„Der russische Minister hat Deutschland, Polen und Frankreich als die Länder, die das Abkommen vom 21. Februar aktiv durchgesetzt hatten, nachdrücklich aufgefordert, von ihrem Einfluss auf die Opposition Gebrauch zu machen, um das Abkommen unverzüglich umzusetzen und den Gewalttätern Einhalt zu gebieten.
Man muss damit aufhören, die internationale Völkergemeinschaft irrezuführen und so zu tun, als ob der heutige Maidan Interessen des ukrainischen Volkes vertrete“, heisst es in der Mitteilung des Aussenministeriums zu den Ergebnissen von Telephongesprächen des russischen Ministers mit den Amtskollegen in der EU.
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- Die NATO – Vorlesung von Historiker und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser an der Universität Basel ↩
- USA und EU bezahlen ukrainische Krawallmacher und Demonstranten, Paul Craig Roberts 17.02.2014 ↩
- U.S. Assistant Secretary of State Victoria Nuland says Washington has spent $5 billion trying to subvert Ukraine, sott.net 10.02.2014 ↩
- Nuland: Fuck Europe!, Eric Margolis 10.02.2014 ↩
- Der Fall der Julija Timoschenko, 04.05.2012 ↩
- Ukraine: Am Wochenende Staatstrauer für die Todesopfer des Putschversuchs, 21.02.2014 ↩