D er syrische Vizepremier Kadri Dschamil teilte in einem Interview für die britische Financial Times mit, wie die syrische Wirtschaft trotz des Krieges und der Sanktionen am Leben erhalten wird.
Nach seinen Worten unterstützen Russland und China neben dem Iran die syrische Wirtschaft, indem Damaskus mit den für die Kriegsführung erforderlichen Mitteln, darunter mit Geld, Ölprodukten und Nahrungsmitteln, versorgt wird.
Russische Schiffe bringen Öl und Güter nach Syrien. Das erklärt nämlich die ständige Präsenz der russischen Marine vor der syrischen Küste. Jeden Monat erhält Syrien Öl im Wert von 500 Millionen Dollar.
Die Geschäfte mit Russland und China würden in deren Nationalwährungen abgerechnet, betonte Dschamil. Dadurch können die Finanzsanktionen der USA umgangen werden.
Das Zusammenwirken Moskaus und Beijings im Fall Syrien könnte eine neue Ära in der Weltpolitik bedeuten.
Die USA versuchten, eine weitere Regierung zu stürzen, das enge Kontakte mit Russland und China pflegt, die jetzt nicht mehr nur im UN-Sicherheitsrat protestieren.
Beide Länder unterstützen den gewählten syrischen Präsidenten Baschar al-Assad politisch, wirtschaftlich und militärtechnisch. Zu diesem Zweck schickte Russland seine Marineschiffe vor die Küste Syriens. China spielt eine wirtschaftlich eine Rolle.
Derzeit scheint der erste Versuch einer offenen Konfrontation mit dem Westen in einem Drittland gute Aussichten auf einen Erfolg zu haben. Selbst wenn Assad gestürzt werden sollte, waren Russland und Chinas immerhin in der Lage, Assad zwei Jahre lang an der Macht zu halten.
Sollte Syrien der NATO-Aggression widerstehen können, könnten sich die Machtverhältnisse in der Weltpolitik verschieben. Bis zuletzt hatten die USA ausreichend politische und wirtschaftliche Macht, um eine Regierung in einem Entwicklungsland zu stürzen.
Das Beispiel Syriens zeigt, dass ein solches Land unter gewissen Umständen dem Druck der USA widerstehen kann.
Es stellt sich die Frage, warum ausgerechnet in Syrien die Interessen des Westens und die Russlands und Chinas aufeinanderprallen. Vielleicht handelt es sich um ein Relikt aus dem Kalten Krieg.
Die arabische Revolutionswelle von 2011 hatte den US-amerikanischen Anhängern der “demokratischen Dominotheorie”, die zum ersten Mal während der Vorbereitung auf die Invasion in den Irak 2003 entstanden war, wieder Aufwind gegeben. Damals wurde argumentiert, dass der sog. “Sieg der Demokratie” im Irak demokratische Prozesse im Nahen Osten einleiten wird.
Ursprünglich hatte US-Präsident Dwight Eisenhower 1954 die “Dominotheorie” formuliert, als sich der Einfluss des Ostblocks in Asien ausbreitete. Diese Theorie hatte den Vietnamkrieg in den 1960er-Jahren zur Folge.
Jetzt ist die Situation umgekehrt: Russland und China wollen der US-amerikanischen Hegemonie offenbar Einhalt gebieten.