T he Guardian hat einen Bericht veröffentlicht, der auf neuen Interviews mit britischen Soldaten beruht, die Folter und Misshandlung irakischer Gefangener in dem von den USA betriebenen Gefängnis Camp Nama nach dem Einmarsch im Jahr 2003 beobachtet haben.
„Am 10. Jahrestag des Einmarsches in den Irak“, so der Bericht, „meldete sich eine Anzahl britischer Militärangehöriger, die mit den Streitkräften der USA und Regierungsvertretern zusammengearbeitet haben, als Zeugen, um die Misshandlungen zu beschreiben, die sie beobachtet haben“, darunter:
• Irakische Gefangene, die für längere Zeiträume in Zellen von der Grösse grosser Hundezwinger eingesperrt waren.
• Gefangene, die Elektroschocks bekamen.
• Gefangene, denen routinemäßig ein Sack über den Kopf gestülpt wurde.
• Gefangene, die in einen schalldichten Schiffscontainer zum Verhör gebracht wurden, aus dem sie in einem Zustand physischen Elends herauskamen.
Das volle Ausmaß der Folter und Misshandlungen, die in den von den Vereinigten Staaten von Amerika betriebenen Einrichtungen im Irak begangen wurden, wird niemals bekannt werden.
Die meisten US-Amerikaner glauben, dass der Skandal nicht über die paar faulen Äpfel in Abu Ghraib hinausging, wo durchgesickerte Photos blutbeschmierte Böden zeigten, Gefangene an Hundehalsbändern, sadistische sexuelle Quälereien, Beweise für Mord und mehr.
Aber der wahre Skandal war grösser. Viel grösser.
The Guardian: Verdächtige wurden in das geheime Gefängnis am Internationalen Flughafen von Bagdad gebracht, bekannt als Camp Nama, zu Verhören durch militärische und zivile Vernehmungsbeamte der USA.
Deren Methoden waren so brutal, dass sie nicht nur von einer Menschenrechtsorganisation der USA verurteilt wurden, sondern von einem Sonderermittler, der an das Pentagon berichtete.
Ein britischer Soldat, der in Nama diente, erinnerte sich: „Ich sah, wie einem Mann seine Beinprothese heruntergezogen und über den Kopf geschlagen wurde, ehe er auf den Lastwagen geworfen wurde.“
Der Missbrauch in Camp Nama wurde schon früher gemeldet. Ein Sergeant des Geheimdienstes der Armee „berichtete seinem Kommandanten, dass drei Mitglieder des Abwehrteams Gefangene schlugen, sie an den Haaren zogen, sie zu ersticken versuchten und Scheinexekutionen durchführten mit Pistolen, die sie auf die Köpfe der Gefangenen richteten“, berichtete die Washington Post 2005.
2006 enthüllte die New York Times, dass US-amerikanische Vernehmungsbeamte in Camp Nama Gefangene brutal schlugen und Zielübungen auf sie mit Paintball-Gewehren veranstalteten, neben anderen Grausamkeiten.
„Folter und andere Übergriffe gegen Gefangene in Gewahrsam der USA waren genehmigt und Routine, sogar nach dem Abu Ghraib-Skandal 2004“, befand Human Rights Watch 2006.
Laut dem Bericht wurden „Gefangene routinemäßig brutalen Schlägen ausgesetzt, schmerzhaften Stresspositionen, schwerem Schlafentzug und extremen kalten und heissen Temperaturen“.
Viele dieser Berichte wiesen darauf hin, dass es eine offizielle Genehmigung dieser Übergriffe von hoch oben in der Befehlskette der USA gab, eingeschlossen volle Kenntnis darüber seitens Stanley McChrystals. Der Bericht im Guardian verleiht dieser Annahme weiteres Gewicht, indem er enthüllt, dass Soldaten des Vereinigten Königreichs Grossbritannien bestimmte Schritte einhalten mussten, weil den Regierungsvertretern der USA bewusst war, dass sie sich im Widerspruch zum Internationalen Recht befanden.
… eine Besonderheit bei der Vorgangsweise von Kräften Grossbritanniens, die Gefangene nach Camp Nama brachten, weist darauf hin, dass Minister und höhere Vertreter des Verteidigungsministeriums Gründe zu der Annahme gehabt haben werden, dass diese Gefangenen der Gefahr von Misshandlungen ausgesetzt waren.
Britische Soldaten wurden fast immer von einem einzelnen US-amerikanischen Soldaten begleitet, der dann als derjenige registriert wurde, der den Gefangenen verhaftet hatte. Mitglieder von SAS und SBS wurden wiederholt über die Wichtigkeit dieser Maßnahme instruiert.
Das war eine Vorgangsweise, die die britische Regierung in die Lage versetzte, eine Bestimmung der Genfer Konvention zu umgehen, die sie verpflichtet hätte, die Rückgabe eines den USA ausgelieferten Gefangenen zu fordern, sobald bekannt wurde, dass er nicht der Konvention gemäß behandelt wurde.
Und sie lieferte die Gefangenen dem aus, was einige Anwälte als rechtliches Schwarzes Loch beschrieben haben.
Und was nach Abu Ghraib nicht aufhörte, fand auch mit Camp Nama kein Ende. Am 30. Mai 2006 „entdeckte eine gemeinsame Inspektion der USA und des Irak“ in einer irakischen Anhalteeinrichtung „über 1.400 Gefangene in armseligen beengten Verhältnissen“, von denen viele illegal angehalten waren, laut einer vertraulichen Mitteilung des Aussenministeriums, die von WikiLeaks veröffentlicht wurde.
Gefangene „wiesen Schrammen, Knochenbrüche und Spuren von Peitschenhieben auf, viele behaupteten, mit Handschellen an Haken an der Decke aufgehängt und auf ihre Fußsohlen und Hintern geschlagen worden zu sein“.
Die Inspektoren fanden eine Foltervorrichtung, bei der „ein Haken … an der Decke eines leeren Raums in der Einrichtung an ein System von Ketten und Zugvorrichtungen gekoppelt war, wie es normalerweise für das Heben von Autos verwendet wird“, und dass „offenkundige Blutspuren den Boden darunter färbten“.
Alle 41 von den Inspektoren der USA interviewten Gefangenen berichteten, dass sie gefoltert worden waren, und 37 Jugendliche waren illegal eingesperrt.
Ebenfalls durch WikiLeaks enthüllt wurde der Befehl des Militärs der USA Frago 242, der den Streitkräften der USA nahelegte wegzuschauen, wenn irakische Vernehmungsbeamte Gefangene folterten und misshandelten.
Viele in den Medien haben sich in den letzten drei Wochen über Entscheidungen hinsichtlich des Krieges gegen den Irak ausgelassen, indem sie auf den zehnten Jahrestag des Einmarsches hinwiesen.
Die strategischen und moralischen Argumente in Bezug auf den Krieg standen zu Recht im Mittelpunkt dieser Flut von Kommentaren, wobei kein Wort verloren wurde über die ungezügelte Folter und Übergriffe, zu denen es in zahllosen Gefängnissen und Schwarzen Orten im Irak nach dem Einmarsch kam.
Ich nehme an, dass das Ausmaß der Gräueltaten und Kriegsverbrechen der Bush-Administration zu gross ist, um die gleiche Aufmerksamkeit zu erhalten.
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