D er Mittlere Osten taumelt in eine seiner gefährlichsten Krisen seit Jahrzehnten. Ich bin gerade aus dieser Region zurückgekommen – und als alter Kenner des Mittleren Ostens mache ich mir grosse Sorgen.
Diese Region steht immer unter Spannung, aber gerade jetzt beginnen sich eine Reihe von separaten Konflikten zu überschneiden. Wir sehen, dass der Mittlere Osten, Nordafrika und die Sahara von Revolutionen und Gegenrevolutionen hin- und hergeworfen werden.
Die alten Kolonialmächte Frankreich und Britannien sowie die USA versuchen, die Herrschaft in der Region wieder an sich zu reissen.
Die Jihadisten sind zurück.
In einem schamlosen Akt des Kriegs führte Israel am vergangenen Mittwoch Luftangriffe gegen Syrien in einem eindeutigen Versuch, die Krise in dieser vom Krieg zerrissenen Nation zu verschlimmern und Syriens Verbündeten, den Iran herauszufordern.
Israels Streitmächte befinden sich im Alarmzustand und könnten in Syrien einmarschieren, dessen strategisch wichtige Golanhöhen von Israel erobert und annektiert worden sind.
Wird weiteres syrisches Land dazukommen?
Aufgestachelt von Israel donnerte der Iran: „Jeder Angriff auf Syrien ist ein Angriff auf den Iran.“ Ein iranischer General warnte, dass Tel Aviv angegriffen werden könnte.
Heisse Luft, wie es in Farsi heisst. Getrennt vom verbündeten Syrien durch den Irak wären die nicht sehr mobilen Bodenstreitkräfte des Iran nicht in der Lage, in Syrien substantiell einzugreifen. Die israelische Luftwaffe würde jede iranische Kolonne vernichten, die sich in offenem Terrain bewegt.
Die schwache Luftwaffe des Iran ist kaum einsatzfähig nach Jahrzehnte langen Embargos durch die USA und deren Alliierte. Teherans heruntergekommene Kampfflugzeuge stellen für ihre Piloten eine grössere Gefahr dar als für ihre Gegner.
Die Passagierflugzeuge des Iran sind fliegende Särge dank des Embargos von neuen Flugzeugen und Ersatzteilen durch die Vereinigten Staaten von Amerika.
Die einzige Möglichkeit für den Iran, Israel zu treffen, besteht im Abfeuern von Shahab-III Mittelstreckenraketen und einer kleinen Anzahl von Sajjil-2-Raketen. Beide sind ungenau.
Ihre konventionellen 750 – 1.000 kg Sprengköpfe würden nur begrenzten Schaden anrichten – ausser sie landen einen Glückstreffer gegen Israels schwer verteidigte Atomanlage Dimona.
Israel schätzt, dass ein grösserer iranischer nicht-nuklearer Schlag nur ein paar hundert Tote zur Folge hätte. Israel kann schnell ein mehrstufiges Raketenabwehrsystem einsetzen: das Arrow-III, das eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit in Tests gegen Raketen gezeigt hat.
Mit dem niederschwelligen Iron Dome-System, das eine 80%ige Trefferwahrscheinlichkeit gegen von Gaza abgefeuerte Raketen hatte, und dem neuen, sehr zielsicheren David´s Sling-System, das in grosser Höhe arbeitet, sowie weiteren Systemen verfügt Israel über das fortgeschrittenste und treffsicherste Raketenabwehrsystem, das in der Lage sein sollte, die Mehrzahl der aus dem fernen Iran kommenden Raketen abzuschiessen.
Noch wichtiger, Israel würde schnell einen Gegenangriff unternehmen, sobald seine mächtigen Radaranlagen (und ein von den USA bemannter X-band Radar in Israel, der den Iran durchscannen kann) erkennen, dass von Teheran Raketen gestartet werden.
Israel besitzt sein eigenes Arsenal treffgenauer Mittelstreckenraketen, bewaffnete Drohnen, seine mächtige Luftwaffe und Satelliten, die den Iran überwachen.
Wie würde Israel wissen, ob eine anfliegende iranische Rakete konventionell ausgestattet ist und nicht einen Atomsprengkopf trägt? Anstatt es darauf ankommen zu lassen, würde Israel wahrscheinlich sein eigenes nukleares Arsenal gegen den Iran einsetzen, darunter nuklear ausgestattete Marschflugkörper, die von israelischen Unterseebooten abgefeuert werden, die im Roten Meer und im Indischen Ozean lauern.
Der Iran besitzt anscheinend keine atomaren Sprengköpfe – aber wie kann Israel sich dessen sicher sein, nachdem es erfolgreich sein eigenes nukleares Programm vor den USA geheim gehalten hat?
Mittlerweile droht Ägypten zu einem weiteren Syrien zu werden. Der Stabschef der ägyptischen Streitkräfte warnte gerade, dass sein von Kämpfen zerrissenes Land am „Rand des Zusammenbruchs“ steht.
Konservative arabische Staaten, die USA und Grossbritannien schüren eine Konterrevolution durch mubarakistische Kräfte und Christen. Die ägyptische Wirtschaft ist so gut wie zusammengebrochen, was zu gewalttätigen sozialen Unruhen führt.
Ein Staatsstreich könnte unmittelbar bevorstehen.
Syrien taumelt am Rand des nationalen Zusammenbruchs. Die Regierung Assad besitzt ausser bei ihrer Alawitischen Basis keine Beliebtheit, aber die Hälfte der Syrer will nicht in einem islamischen Staat leben und fürchten sich vor dem, was mit ihnen geschehen wird, falls die aufständischen Kräfte an die Macht kommen.
Syriens Wirtschaft hat fast aufgehört zu funktionieren. Dieser blutige Bürgerkrieg droht Syrien zu einer grösseren Version des entsetzlichen Bürgerkriegs im Libanon 1975-1990 zu machen, aus dem ich seinerzeit berichtet habe.
Russland grollt im Hintergrund. Vergessen wir nicht, dass Syrien von Russlands südlicher Grenze so weit entfernt ist wie der Norden Mexicos von Texas. Washington unterschätzt Moskaus wachsenden Zorn. Israel ist noch immer entschlossen, die USA in einen Krieg gegen den Iran zu treiben.
Die Türken können sich nicht entscheiden, ob sie neutral bleiben oder wiedergeborene Ottomanen sein sollen.
Achtung: Gefahr im Anzug.
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