U nterwegs in Fukushima: Gemeinsam mit einem Fernsehteam der ARD besuchen wir einen kleinen Kindergarten in Fukushima City. Die Leiterin hat uns gebeten, die radioaktive Belastung ihres Spielplatzes zu überprüfen.
Viele Menschen in Fukushima sind froh, dass Greenpeace ihnen eine unabhängige Kontrolle ihrer Grundstücke anbietet. Sie vertrauen den staatlichen Stellen nicht mehr. Zu oft hat man ihnen entweder nur die halbe Wahrheit erzählt oder sie gleich ganz belogen.
Der Kindergarten wurde bereits dekontaminiert. Wir erwarten also kaum noch radioaktive Hotspots zu finden. Fröhliche Kinder spielen im Garten. Die Tagesstätte ist an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden lang geöffnet.
Die Kleinen sind sehr neugierig und stellen uns tausend Fragen – natürlich auf Japanisch. Die Worte verstehen wir leider nicht, doch Sympathie erleichtert das Umgehen miteinander auf beiden Seiten.
Heinz Smital und Michael Meyer-Krotz führen die Radioaktivitätsmessungen durch. Zunächst stellen die Kollegen fest: Dieser Kindergarten ist erfolgreich dekontaminiert worden.
Doch dann findet Heinz überraschend eine kontaminierte Stelle unterhalb einer Regenrinne, wo sich das Wasser sammelt. Unser Dosisleistungsmessgerät zeigt erhöhte Strahlung an.
Heinz bespricht sich mit der Leiterin des Kindergartens. Diese Stelle muss ein zweites Mal dekontaminiert werden.
Trotz grosser Anstrengung ist es fast unmöglich, den radioaktiven Fallout der Nuklearkatastrophe im März 2011 zu 100 Prozent zu finden und abzutragen. Die Menschen bemühen sich sehr, ihre Stadt von den Unmengen an Strahlenquellen zu reinigen.
Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Bei all den Mühen halten sich die Verantwortlichen aus dem “Atom-Dorf”, wie Tepco und die japanische Regierung, vornehm zurück.
Noch weit schlimmere radioaktive Hotspots messen wir auf einem öffentlichen Spielplatz im nordwestlichen Fukushima City. Am Fusse einer Rutsche sind es 13 Mikrosievert pro Stunde. 1.000 Mikrosievert entsprechen 1 Millisievert.
Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die ständige natürliche Strahlung 2.400 Mikrosievert (2,4 Millisievert) im Jahr! Die maximal erlaubte Jahresdosis für beruflich strahlenexponierte Personen liegt bei 20 Millisievert pro Jahr.
Ein anderes Beispiel. Ortsteil Watari. Am Eingang des Spielplatzes versichert ein Hinweisschild “Dekontamination erfolgreich beendet”. Direkt bei den Waschräumen messen Heinz und Michael jedoch acht Mikrosievert pro Stunde.
Spielende Kinder laufen hier wahrscheinlich ständig hinein und wieder hinaus. Mit grosser Sicherheit nehmen sie dann Teile dieser Strahlenquelle unter ihren Schuhsohlen mit nach Hause.
Hier muss etwas passieren!
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