D ie gesundheitlichen Schädigungen durch Uranmunition für Zivilbevölkerung, Soldaten und Umwelt sind so gravierend, dass sie international geächtet werden muss.
Zu diesem Ergebnis kommt der Report „Die gesundheitlichen Folgen von Uranmunition – Die gesellschaftliche Debatte um den Einsatz einer umstrittenen Waffe“ der internationalen Ärzteorganisation IPPNW in Zusammenarbeit mit der International Coalition to Ban Uranium Weapons (ICBUW).
Abgereichertes Uran (engl. Depleted Uranium) entsteht bei der Anreicherung von Kernbrennstoff für Atomkraftwerke und von waffenfähigem Uran für Atombomben. Weltweit nutzen Militär und Rüstungsfirmen Waffen mit Uranmunition, zum Beispiel um Panzer zu zerstören oder Bunker zu sprengen.
Unter anderem besitzen die USA, Grossbritannien, Frankreich, Russland, Griechenland, die Türkei, Israel, Pakistan, Saudi-Arabien und Thailand diese Waffen.
Bei der Explosion dieser Munition bildet sich ein Aerosol mit Partikelgrössen im Nano-Bereich. Diese Partikel gelangen durch Einatmen, durch Aufnahme mit dem Wasser oder Nahrungsmitteln, aber auch über Wunden in den menschlichen Körper.
Im Blut gelöstes Depleted Uranium (DU) wird in wenigen Tagen über die Nieren ausgeschieden, aber im Skelett eingelagerte Uranpartikel liegen dort jahrelang und bestrahlen die umliegenden Zellen mit Alpha-Teilchen.
Das verursacht Knochentumore und Leukämie. Eingeatmete Uranpartikel werden in der Lunge abgekapselt oder in regionale Lymphknoten transportiert, wo sie dauerhaft verbleiben und Krebs erzeugen können.
Es gibt inzwischen reichlich Fachliteratur über die schädlichen Wirkungen des Urans. In den Gesundheitsteil dieses Reports haben die Ergebnisse von über 100 wissenschaftlichen Arbeiten Eingang gefunden. Es sind vorwiegend experimentelle Studien an Zellkulturen, Tierversuche mit Ratten und Mäusen, aber auch epidemiologische Untersuchungen aus den DU-belasteten Kriegsgebieten.
Diese Erkenntnisse widerlegen die Behauptung von Befürwortern und Nutzern dieses Waffentyps, die Gefährlichkeit von Uranmunition sei äusserst gering.
Im Irak, wo Uranwaffen 1991 und 2003 eingesetzt wurden, berichten Ärzte über den alarmierenden Anstieg schwerer Fehlbildungen bei Neugeborenen: Nicht nur in Basra, sondern auch in Fallujah, der 2004 und 2005 stark umkämpften Stadt.
Deshalb gab die WHO 2010 zusammen mit dem irakischen Gesundheitsministerium eine Studie in Auftrag, mit der Art und Frequenz der Fehlbildungen in sechs irakischen Provinzen untersucht werden sollen.
Depleted Uranium schädigt das Leben auf zweifache Weise: Als Schwermetall ist es chemotoxisch, als radioaktive Substanz radiotoxisch. Beide Wirkungen potenzieren sich.
Für die betroffenen Bevölkerungen ist das Vorsorgeprinzip von grosser Bedeutung , um toxische und radiologische Langzeitschäden von Kriegen zu verhindern.
„Wir müssen unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen wirksam schützen“, so Dr. Winfrid Eisenberg, Kinderarzt und Mitautor der Studie.
IPPNW und ICBUW unterstützen den auf der UN-Generalversammlung eingebrachten Resolutionsentwurf zum Thema Uranmunition als ersten Schritt zu einer Ächtung von Uranwaffen.
Darin findet sich zum ersten Mal die Bezugnahme auf das Vorsorgeprinzip: Danach müsste der Verwender von Uranmunition deren Ungefährlichkeit für Umwelt und Zivilbevölkerung vor einem Einsatz nachweisen.
→ Report (PDF)