D ie Volksrepublik China hat sich von der US-Wirtschaft losgelöst und unterstützt die europäische Wirtschaft, deren Abhängigkeit von China ständig zunimmt.
Eine der Top-Nachrichten in diesem Jahr: Die europäische Krise hat ein neues Gesicht bekommen. Entgegen vieler Erwartungen ist Griechenland in der Eurozone geblieben. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hat Athens Kreditwürdigkeit sogar auf B- bei stabiler Prognose hochgestuft.
Der formelle Grund dafür war der zweite sog. “Schuldenschnitt” für die Griechen.
Italien hat in diesem Jahr gezeigt, wie die Krise in Übereinstimmung mit den Anforderungen der EU-Kommission auf “technokratische” Weise überwunden werden kann.
Auch in anderen schuldengeplagten EU-Ländern war die Situation ähnlich: Sie mussten ihre sozialen Ausgaben kürzen und Steuern erhöhen, was jedoch dazu führte, dass die Nachfrage auf dem Binnenmarkt nachliess.
In diesem Zusammenhang wuchs der positive Handelssaldo der Eurozone im Laufe des gesamten Jahres.
Deutschland, das zu Beginn des Jahres die einzige “stabile Wirtschaft” der Eurozone war, verlor diesen Status bereits im April. Deutschlands sinkender Export in die Eurozone hatte negative Folgen für die Wirtschaft.
Letztendlich wurde der Haushaltspakt in einen Wachstumspakt umgewandelt. EZB-Präsident Mario Draghi forderte Rettung des Euros „um jeden Preis“ und den Aufkauf von Staatsanleihen der Problemländer.
Gleichzeitig verlor die Erhaltung der Stabilität „um jeden Preis“ nicht nur für die EU an Bedeutung, sondern auch für die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve, die erstmals ihre eigene Geld- bzw. Kreditpolitik vom Beschäftigungsgrad in der Wirtschaft abhängig gemacht hat.
Die sinkenden Zinsen für Staatsanleihen trafen relativ intensiv wachsende Wirtschaften wie Schweden, die Türkei oder China. Die einzige zuverlässige Konjunkturspritze war die Erhöhung der Staatausgaben.
Die Führungsrolle spielte dabei ausgerechnet China. Die Behörden in Beijing haben im September ein Investitionsprogramm in Höhe von 158 Milliarden Dollar angekündigt, was der heimischen Industrie weitere Aufträge sicherte und deren Wachstum anspornte.
Auf dem Parteitag der chinesischen Staatspartei wurde nicht nur eine neue Führung gewählt, sondern auch ein neuer Wirtschaftskurs verkündet. Die Regierung demonstrierte dabei auch ihre soziale Verantwortung für die Bürger.
Dabei waren die sozial-wirtschaftlichen Prozesse in der Volksrepublik wohl noch wichtiger für Europa. Anfang des Jahres hatte die nachlassende Nachfrage in Europa die chinesische Wirtschaft ausgebremst.
Ende des Jahres wandelte sich die Situation jedoch: Die wachsende Industrieproduktion in der Volksrepublik bei deren gleichzeitiger Loslösung von der US-Wirtschaft spornte auch die Geschäftsaktivitäten in der Eurozone an. Das ist ein bemerkenswerter Ausgangspunkt für das kommende Jahr.