E in weiterer Vorfall an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei hat erneut die Frage gestellt: Wird es einen militärischen Eingriff in Syrien geben und wer will in diesem Zusammenhang als internationaler Chefpolizist fungieren?
Die USA als Hauptgegner der Regierung unter Bashar al-Assad erklären unaufhörlich, dass die NATO nicht plane, sich in die syrische Krise einzumischen. Einige Experten meinen, dass Washington seine Pläne mithilfe anderer Länder erfüllen könne und in diesem Fall handele es sich höchstwahrscheinlich um die Türkei.
Heute hat das türkische Parlament die Regierung bevollmächtigt, Kriegsoperationen in Syrien durchzuführen. Die Vermutung wird damit bestätigt.
Manche Politologen vermuten, dass die NATO Ankara für grössere Entschlossenheit dankbar wäre. Die türkischen Behörden jedenfalls geben zu verstehen, dass ihnen der Kragen platzt und sie auch ohne NATO handeln würden, meint der türkische Politologe Oya Akgönenç.
Die Türkei ist an einem NATO-Eingriff nicht interessiert, denn das wird die Situation nur verschärfen. Das türkische Volk und, soweit mir bekannt ist, auch die türkische Regierung wollen das nicht. Wir wollen keine NATO-Einmischung.
Deshalb ist es notwendig, das Problem mithilfe von internationalen Organisationen zu lösen.
Korai Gürbüz von der Bilkent-Universität stellt Folgendes fest: Die USA, Grossbritannien und Frankreich stiften die Türkei ständig dazu an, sich in Syrien militärisch einzumischen.
Sie selbst greifen nicht an, doch sie wollen die Türkei zu diesen Zwecken nutzen. Dabei äussert er die Hoffnung, dass die Türkei in diese Falle doch nicht geraten wird.
Auch Katar und Saudi Arabien tragen viel dazu bei, die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit einer Einmischung in die syrische Krise zu überzeugen. Auf der jüngsten Sitzung der UN-Generalversammlung hat der Emir von Katar zur Gewaltanwendung direkt aufgerufen.
Doch es ist kaum wahrscheinlich, dass diese Länder ihre eigenen Soldaten nach Syrien schicken. Bislang gab es hauptsächlich Provokationen. Die Informationen werden in so einer Art und Weise vermittelt, dass selbst jene türkischen Bürger, die mit Politik gar nichts zu tun haben, nun einen Gegenschlag fordern.
Allerdings sprechen sich andere Bürger gegen Gewaltanwendung aus. Die Oppositionskräfte der Türkei weisen darauf hin, dass dies nur zu einer gesellschaftlichen Spaltung und einer schweren politischen Krise führen werde.
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