D er Friedensnobelpreis wurde heute der Europäischen Union für ihren Beitrag zur Vereinigung Europas und dessen Verwandlung „von einem Kontinent des Krieges in einen Kontinent des Friedens“ zuerkannt.
Auf der Anwärterliste für die Auszeichnung 2012 standen 231 Kandidaten, darunter 43 gesellschaftliche und internationale Organisationen. Der Friedensnobelpreis wird seit 1901 verliehen und war früher der renommierteste internationale Preis im Bereich der gesellschaftlichen, politischen und humanitären Tätigkeit.
Russische Menschenrechtler äussern Befremden über die Entscheidung des Nobelpreiskomitees, mit dem Friedenspreis 2012 die Europäische Union (EU) auszuzeichnen. Erstens müssten konkrete Personen damit ausgezeichnet werden und zweitens sei die EU sehr weit von einem inneren Frieden entfernt.
„Ich stehe gut zur EU, doch müssen mit dem Preis Menschen ausgezeichnet werden, die öfters in einem realen Kampf um den Frieden ihr Leben riskieren, und keine Bürokratenbüros“, sagte Lew Ponomarjow, Leiter der russischen Bewegung Für Menschenrechte zu RIA Novosti.
„Das ist nicht richtig. Das ist eine sehr politisierte Entscheidung“, sagte er. Er verglich dabei diesen Beschluss mit der Entscheidung des Nobelpreiskomitees 2009, mit dem Friedensnobelpreis den frisch gewählten US-Präsident Barack Obama auszuzeichnen.
Damals hatte der russische Menschenrechtler diese Auszeichnung auch kritisiert.
Der Direktor des Moskauer Büros für Menschenrechte, Alexander Brod, ist von der Preisverleihung an die EU auch erstaunt.
„Das Gespür für Geschmack und Ausmaße geht den Veranstaltern der Nobelpreisverleihung allmählich verloren. Es scheint mir doch, dass dieser Preis personifiziert sein sollte.
Was die EU anbetrifft, kann ich nicht sagen, dass die EU-Länder momentan in Frieden leben, weil sie sowohl mit einer Finanz- und Wirtschaftskrise als auch mit den ernsthaften Problemen im Bereich der zwischennationalen Beziehungen konfrontiert sind“, sagte er.
Noch kategorischer hat Ljudmila Alexejewa, Chefin der Moskauer Helsinki-Gruppe, die Friedenspreisverleihung an die EU bewertet.
Die Entscheidungen der letzten Zeit, „den Friedensnobelpreis einmal dem Präsidenten einer Supermacht und diesmal der EU zu verleihen, zeugen von einer Entartung der Idee selbst, die diesem Preis zugrunde gelegt worden war“, sagte die namhafte russische Menschenrechtlerin.
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU zielt auf die politische Unterstützung der Gemeinschaft ab, welche die schwierigsten Zeiten in ihrer Entwicklung durchmacht. Diese Meinung äusserte der Vorsitzende des russischen Duma-Ausschusses für Aussenpolitik, Alexej Puschkow.