D ie ärztliche Friedensorganisation IPPNW erinnert anlässlich des Jahrestages vom 11. September an die Opfer der Terroranschläge und des sogenannten “Krieges gegen den Terror”.
„Wir trauern nicht nur um die 3.000 Menschen, die am 11. September 2001 ums Leben gekommen sind, sondern auch um die zahlreichen Opfer der Kriege in Afghanistan und Pakistan, im Irak und am Horn von Afrika“, erklärt der IPPNW-Vorsitzende Matthias Jochheim.
Laut dem IPPNW-Report “Body Count – Opferzahlen nach zehn Jahren Krieg gegen den Terror” vom Mai diesen Jahres haben die militärischen Interventionen im Irak, Afghanistan und Pakistan nach realistischen Schätzungen bis zu 1,7 Millionen Todesopfer gefordert.
Allein im Irak sind durch die US-Invasion schätzungsweise über 1 Million Menschen ums Leben gekommen. Das sind etwa 5 Prozent der Bevölkerung des Landes, abgesehen von den entsprechenden Schäden für Gesellschaft und Infrastruktur.
In dieser Statistik sind die indirekten Opfer des Irakkrieges, d.h. die Menschen, die aufgrund von Kriegsfolgen wie schlechterer Versorgung mit Nahrung, sauberem Trinkwasser oder Medizin, einem versperrten Zugang zu Krankenhäusern etc. starben, noch gar nicht enthalten.
Hinzu kommen die Langzeitwirkungen durch Vergiftungen der Umwelt infolge des Krieges. „Viele Gebiete des Iraks, die heftigen Angriffen der Besatzungstruppen ausgesetzt waren, weisen bis heute drastische Zunahmen spezifischer Krankheiten auf. Die Zahl der Erkrankungen an verschiedenen Arten von Krebs, von Fehl- und Missgeburten vervielfachte sich vielerorts.
Eine wesentliche Ursache dafür ist aller Wahrscheinlichkeit nach der massive Einsatz von Munition, die sogenanntes abgereichertes Uran enthält“, heisst es in der Arbeit.
Die Zahl der Opfer des Afghanistankrieges zwischen dem 07. Oktober 2001 und dem 31. Dezember 2011 wird in dem Report auf 70.000 bis 100.000 beziffert.
Die Anzahl der durch den Krieg indirekt, also durch Flucht, Hunger und medizinische Mangelversorgung zu Tode gekommenen Afghanen wird nach den Bombenangriffen 2001 bis zum Mai 2002 auf 20.000-49.600 geschätzt.
Die durch den “Krieg gegen Terror” verursachten pakistanischen Todesopfer beziffern sich laut Report auf zwischen 40.000 und 60.000. Davon fielen 2.300 bis 3.000 Menschen US-Drohnenangriffen zum Opfer. 80 Prozent davon waren Zivilisten.
Den Report “Body Count – Opferzahlen nach zehn Jahren Krieg gegen den Terror” finden Sie nachstehend (Link). Die Autoren Joachim Guilliard, Lühr Henken und Knut Mellenthin haben für die Arbeit systematisch wissenschaftliche Studien über die Toten auf beiden Seiten der Kriege im Irak, Afghanistan und Pakistan zusammengestellt und aktualisiert.
Der Report wird in diesem Jahr auch in englischer Sprache veröffentlicht.
→ Report Body Count – Opferzahlen nach zehn Jahren Krieg gegen den Terror (PDF)