E ine Delegation von dreissig IPPNW-Ärzten, Medizinstudenten und Experten aus Deutschland, den Vereinigten Staaten, Kanada, Grossbritannien, Finnland, Israel, Indien, Neuseeland und Australien haben am Mittwoch die Präfektur Fukushima besucht.
Die Expertengruppe forderte Maßnahmen, die die Sicherheit und Gesundheit der Menschen in den kontaminierten Gebieten an erste Stelle setzen.
„Bedauerliche Fehlinformationen sind verbreitet worden, auch von erfahrenen Experten und in Materialien für den Schulunterricht, die Risiken ionisierender Strahlung herunterspielen.
Der korrumpierende Einfluss der japanischen Atomlobby ist weitreichend. Die Bereitstellung korrekter, unabhängiger, rechtzeitiger öffentlicher Informationen ist essentiell“, heisst es in der Erklärung.
Die Expertengruppe fordert, dass die Anwohner kontaminierter Gebiete umfassenden Zugang zu Informationen haben sollten, die ihre geschätzte Strahlungsexposition betreffen.
Zudem sollten sie in jeder möglichen Weise unterstützt werden, um diese minimal zu halten. Für Menschen mit einer jährlichen Exposition über 5 mSv oder mehr als 1 mSv für Kinder und Frauen in gebärfähigem Alter, sollten ein gerechter und beständiger Zugang zu Gesundheitsversorgung, Wohnraum, Arbeitsplätzen und Bildung bereitgestellt werden.
Die Delegation forderte zudem finanzielle Kompensationen für Menschen, die sich entscheiden wegzuziehen.
Alle diese Maßnahmen sollten auf der Grundlage tatsächlicher Expositionsmengen basieren und nicht auf der Distanz zu den Unfallreaktoren. Jegliche Anstrengungen, die Strahlenbelastung unter 1 mSv pro Jahr zu reduzieren, müssten unternommen werden.
„Das neue Gesetz für Kinder, die Opfer des Atomunfalls wurden, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und sollte so schnell wie möglich implementiert werden“, heisst es in der Erklärung weiter.
Die Ärzte forderten zudem die baldige Einrichtung eines umfassenden Registers, in dem alle Menschen erfasst werden, die aufgrund der Katastrophe von Fukushima vermutlich mehr als 1 mSv Strahlung durch unterschiedliche Quellen ausgesetzt waren. Dies werde eventuell auch Menschen aus den Nachbarpräfekturen von Fukushima mit einschliessen.
Dieses Register sollte mit den besten Schätzungen der Strahlenexposition nach dem Desaster verbunden sein, und mit den nationalen Daten zu Sterblichkeit, Krebsfällen, Geburtsfehlern und Schwangerschaftsausgängen verbunden werden.
Die Gruppe äusserte zudem ihre Besorgnis bezüglich der Gesundheit von mehr als 20.000 Arbeitern, die seit dem Erdbeben im Kraftwerk Fukushima Daiichi gearbeitet haben und der vielen mehr, die dort über die vielen Jahrzehnte arbeiten müssen, die es dauern wird, die beschädigten Reaktoren und ausgebrannten Brennstäbe stillzulegen.
Sie seien verstört über andauernde Berichte über unzureichende Schutzmaßnahmen für Arbeiter und unwahre Messergebnisse der Strahlenbelastung, die zu niedrig waren.
Ein Register über die lebenslange Strahlungsbelastung aller Arbeiter in der Atomindustrie solle schnell eingeführt werden.
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