Z um 20. IPPNW-Weltkongress vom 24.-26. August 2012 in Hiroshima werden zwölf IPPNW-Ärztinnen und -Ärzte aus Deutschland nach Japan reisen und sich dort auch über die gesundheitliche Situation der Bevölkerung in der Präfektur Fukushima informieren.
Der Kongress widmet sich unter anderem dem Gedenken an die katastrophalen Auswirkungen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 06. und 09. August 1945. So wird Prof. Dr. Masao Tomonaga, Direktor des Nagasaki Atomic Bomb Hospital und Atombombenüberlebender, über seine Forschungen zu den gesundheitlichen Folgen der Atombombenabwürfe referieren.
Doch auch Vorträge zur zivilen Nutzung der Atomenergie, die in Japan zunehmend kontrovers diskutiert wird, stehen auf dem Programm. Neben den letzten Hiroshima- und Nagasaki-Zeitzeugen (Hibakusha) kommen Mediziner zu Wort, die über ihre Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Folgen der Fukushima-Katastrophe informieren.
Bis heute gibt es noch keine epidemiologische Studie über die Gesundheitskonsequenzen des Supergaus in Nordost-Japan. Die Studie der WHO zum Ausmaß der Strahlenexposition vom Mai diesen Jahres blieb hinter den Erwartungen der Wissenschaft zurück:
Nach Ansicht der deutschen IPPNW-Sektion ist die Auswahl der Lebensmittelproben im Bericht fragwürdig, da sich die zitierten Strahlenwerte signifikant von denen des japanischen Wissenschaftsministeriums unterscheiden.
Dies führe zu einer selektiven Unterschätzung der inneren Strahlenexposition. Auch die Schätzungen der Strahlenemissionen aus dem havarierten Kraftwerk lägen deutlich unterhalb der Werte, die von unabhängigen Forschungsinstitutionen und TEPCO selbst angegeben werden.
Insbesondere kritisiert die Ärzteorganisation jedoch die Tatsache, dass sich das für den Bericht verantwortliche Expertengremium, vor allem aus MitarbeiterInnen der IAEO und nationaler Atomregulationsbehörden zusammensetzt, die enge Beziehungen zur Atomwirtschaft haben.
Atomkritische Stimmen kommen im WHO-Bericht nicht zu Wort. Die IPPNW fordert unabhängige epidemiologische Studien, um die Effekte der Niedrigstrahlung besser zu verstehen und um das Ausmaß der gesundheitlichen Folgen in den kommenden Jahrzehnten und für kommende Generationen einschätzen zu können.
Benötigt werden Untersuchungen, die gänzlich frei sind vom Verdacht der Einflussnahme der Atomindustrie und der Atomregulationsbehörden, deren mangelndes Sicherheitsbewusstsein zu der Katastrophe von Fukushima maßgeblich beigetragen hat.
Während kurzlebige Radioisotope wie Jod-131 nach wenigen Monaten unter ein kritisches Niveau fallen, werden langlebige Nuklide wie Cäsium-137 oder Strontium-90 weiterhin ionisierende Strahlung abgeben und Menschen über viele Generationen gefährden.
Mehr als die Hälfte der bei der Tschernobyl-Katastrophe 1986 emittierten Menge an Cäsium-137 strahlt weiter, da die Halbwertszeit von 30 Jahren noch nicht erreicht ist.
„In Anbetracht der Tschernobyl-Opfer ist die Behauptung japanischer Regierungsberater, der Atomindustrie und der IAEO, der Fukushima-Gau werde nur wenige bis gar keine Folgen auf die Gesundheit der Menschen haben, nicht nur unwissenschaftlich, sondern zutiefst unmoralisch“, erklärt der IPPNW-Kinderarzt Dr. Alex Rosen.
Die IPPNW-Ärztedelegation wird sich in Japan mit kritischen Wissenschaftlern und Vertretern von Anti-Atom-Initiativen treffen und sie über ihre Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Tschernobyl- Folgen informieren.
Am 27. August 2012 findet in Tokio ein Symposium über die schon erkennbaren und noch zu erwartenden gesundheitlichen Folgen der atomaren Katastrophe von Fukushima statt.
Am 28. August 2012 besucht eine internationale Delegation von 30 IPPNW-Ärzten und Ärztinnen die Präfektur Fukushima.
Alex Rosen befindet sich bereits in Japan.
→ Hintergrundpapier (PDF) von Dr. Alex Rosen zu den gesundheitlichen Auswirkungen der atomaren Katastrophe von Fukushima
Weitere Informationen zum → Kongress
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