D er Sprecher der Regierungsbehörden in Palästina/Gaza, Ismail Khania, hat Ägypten aufgerufen, den seit dem letzten Sonntag versperrten Grenzübergang Rafah wieder zu öffnen.
16 ägyptische Grenzsoldaten waren am Sonntag bei einem bewaffneten Angriff auf Rafah getötet worden.
Khania verwies darauf, dass Palästina mit dem Angriff nichts zu tun habe und bot Hilfe bei der Untersuchung des Zwischenfalls an, der zu dem grössten ägyptischen Militäreinsatz auf der Halbinsel Sinai seit 40 Jahren geführt hatte.
„Ich rufe meinen Bruder, den ägyptischen Präsidenten Mohamed Morsi auf, den Übergang Rafah zu öffnen und die Lebensader Gazas wiederherzustellen“, zitiert die Agentur Reuters Khania.
„Der Gaza-Streifen trägt keine Schuld an diesem Verbrechen. Bei unserer Untersuchung fanden wir keinen Beleg dafür, dass jemand aus Gaza daran beteiligt ist“, so Khania.
Für die meisten der anderthalb Million Einwohner des Gaza-Streifens war Rafah das einzige Fenster zur Aussenwelt gewesen. Rund eintausend Menschen passierten vor dem Zwischenfall täglich die Grenzkontrollstelle. Die Gaza-Führung verhandelte mit Präsident Morsi über eine Liberalisierung der Grenzübergangsvorschriften.
Unterdessen hat sich das ägyptische Innenministerium mit den auf der Sinai-Halbinsel lebenden Beduinenstämmen auf das Zuschütten der unterirdischen Tunnel an der Grenze zwischen Ägypten und Palästina geeinigt.
Das teilte ein Sprecher des ägyptischen Innenministeriums heute in Kairo mit.
In der Hauptstadt der ägyptischen Provinz Nordsinai hatte in der Nacht auf Freitag ein Treffen zwischen dem ägyptischen Innenminister Ahmed Gamal al-Din und den Oberhäuptern der Beduinenstämme, der indigenen Bevölkerung von Sinai, hinter verschlossenen Türen stattgefunden.
An der Grenze zwischen Ägypten und dem belagerten Palästina waren tausende unterirdische Übergänge zum Transport von Waren aus Ägypten nach Gaza ausgehoben worden. Dieselben Tunnel sollen auch von Gruppen genutzt worden sein, die Aktionen gegen das zionistische Regime “Israel” und Ägypten verübt haben sollen.
Der Anschlag gegen den Sicherheitsposten der ägyptischen Grenztruppen wird nun zum Anlass genommen, das Problem der “illegalen” Tunnel zwischen Gaza und Ägypten anzugehen.
Nach Angaben des ägyptischen Innenministeriums war besagte Kontrollstelle am 05. August von 35 Personen, darunter angeblich auch Palästinenser, angegriffen worden, die durch unterirdische Tunnel aus dem Gaza-Streifen nach Sinai gelangt waren.
Tatsächlich existieren verschiedne Versionen über die Urheberschaft des Terroranschlags.
Zum Abschluss des Treffens bekräftigte Atif Abu-Zeid, Oberhaupt des Stammes Al-Rishat, die Bereitschaft der Ortsansässigen, alle in den Gaza-Streifen führenden Tunnel zu vernichten.
„Diese unterirdischen Gänge sind die Ursache für alle Kalamitäten auf Sinai und schaffen Probleme für die Sicherheit Ägyptens“, so Abu-Zeid.
Die Führer der Beduinenstämme erklärten sich bereit, die ägyptische Armee bei ihrer Anti-Terror-Operation auf der Halbinsel zu unterstützen, in schwerzugänglichen Gebirgsgegenden zu begleiten und das Innenministerium über Ansammlungen von Extremisten im Gebirge zu informieren, hiess es in einer Erklärung.
Die beduinischen Stammesführer baten den Ägyptischen Innenminister auch, ihnen den Zugang zu den Leichen der Extremisten zu gewähren, die an den vergangenen Tagen während der Anti-Terror-Operation auf der Halbinsel Sinai getötet worden waren. Nach Angaben des Innenministeriums wurden in Nordsinai mindestens 40 Extremisten getötet.
Gamal al-Din entsprach der Bitte der Beduinen unter der Bedingung, dass sie ihr Versprechen einhalten und die unterirdischen Tunnel an der Grenze zu Gaza zuschütten.
Die ägyptische Armee führt derzeit eine „Vergeltungsoperation“ gegen die Extremisten auf der Sinai-Halbinsel. Dabei sind Einheiten der Landstreitkräfte, der Luftwaffe und der Sondereinsatztruppen im Zusammenwirken mit Einheiten des Innenministeriums eingesetzt.
Die Vorgänge machen deutlich, dass es sich in erster Linie um einen innerägyptischen Konflikt handelt. Dieser soll laut Aussage einiger politischer Beobachter vom Ausland, darunter dem zionistischen Geheimdienst Mossad, befeuert werden.
Bereits am Montag den 06. August verurteilte der Leiter des palästinensischen Nationalrats, Salim al-Zaanouin, die brutale Attacke in der ägyptisch-palästinensischen Grenzstadt Rafah im nördlichen Gazastreifen, aufs Schärfste.
Al-Zaanoun sieht die Attacke als einen Angriff auf Ägyptens Sicherheit und als einen Versuch, die Beziehungen zwischen Ägypten und Palästina zu beschädigen.
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