A m 17. Juli vor 70 Jahren begann in der damaligen Sowjetunion (UdSSR) die erste Phase der Schlacht von Stalingrad, einer der grössten Schlachten im Grossen Vaterländischen Krieg (1941-1945).
Die Schlacht von Stalingrad (seit 1961 Wolgograd) begann am 17. Juli 1942 und wurde am 02. Februar 1943 beendet.
Die Kampfhandlungen um die Stadt können in zwei Phasen geteilt werden: Verteidigungsphase vom 17. Juli bis zum 18. November 1942 und Angriffsphase vom 19. November 1942 bis 02. Februar 1943 – Zerschlagung der faschistischen Truppen im Kessel um Stalingrad.
An der Schlacht von Stalingrad beteiligten sich die Truppen der Stalingrader, der Südwest-, der Don- und der linken Flanke der Woronesch-Front, die Wolga-Militärflottille und das Stalingrader Korpsgebiet der Luftabwehr (operativ-taktischer Verbund der sowjetischen Luftabwehrtruppen).
Das Kommando der Deutschen Wehrmacht wollte im Sommer 1942 die sowjetischen Truppen im Süden des Landes zerschlagen, die Ölgebiete im Kaukasus, die Kornkammern am Don und in der Region Kuban erobern, die Verkehrswege blockieren, die das Zentrum des Landes mit dem Kaukasus verbinden.
Mit diesen Maßnahmen wollte Hitler-Deutschland den Krieg für sich entscheiden. Die Heeresgruppen A und B sollten die Wehrmacht zum Sieg führen.
Für den Angriff auf Stalingrad wurde aus der Heeresgruppe B die 6. Armee unter Führung von Generaloberst Friedrich Paulus ausgegliedert. Zum 17. Juli verfügte die Armee über mehr als 14 Divisionen mit rund 270.000 Soldaten, 3.000 Geschützen und Granatwerfer und 500 Panzer.
Die Divisionen wurden von der 4. Luftflotte unterstützt, mit bis zu 1.200 Kampfflugzeugen.
Gegen die deutsch-faschistischen Truppen kämpfte die Stalingrader Front mit rund 160.000 Soldaten, 2.200 Geschützen und Granatwerfer und 400 Panzer.
Sie wurde von 454 Flugzeugen der 8. Luftarmee und 150 bis 200 Langstreckenbombern unterstützt. Die Stalingrader Front wurde im grossen Donbogen konzentriert, wo die 62. und 64. Armee die Wehrmacht am Überqueren des Flusses und den Durchbruch nach Stalingrad verhindern sollte.
Die Verteidigungs-operation begann am 17. Juli 1942 bei Stalingrad an der Mündung der Flüsse Tschir und Zimla. Die Truppen in Stalingrad wurden systematisch verstärkt.
Die Wehrmacht wurde von der 8. Italienischen Armee und der 3. Rumänischen Armee unterstützt.
Der Feind versuchte, die sowjetischen Truppen im grossen Donbogen einzukesseln, nach Kalatscha vorzudringen und vom Westen aus nach Stalingrad durchzubrechen. Doch das gelang ihm nicht.
Am 10. August zogen sich die sowjetischen Truppen zum linken Don-Ufer zurück und verteidigten die Stadt vor den Toren Stalingrads, wo die Wehrmacht am 17. August zeitweilig gestoppt werden konnte.
Doch die deutschen Truppen rückten am 23. August zur Wolga nördlich von Stalingrad vor.
Am 12. September näherte sich der Feind Stalingrad. Für die Verteidigung der Stadt waren die 62. und die 64. Armee zuständig. Es kam zu erbitterten Strassenkämpfen. Am 15. Oktober drang der Feind in das Gebiet vor, wo sich das Stalingrader Traktorenwerk befand.
Am 11. November unternahmen die deutschen Truppen den letzten Versuch, die Stadt zu erobern. Sie konnten sich aber nur bis zur Wolga südlich des Werkes “Barrikady” vorkämpfen.
Die Truppen der sowjetischen 62. Armee begannen ihre Gegenoffensive, wobei feindliche Truppen und Kriegsgerät vernichtet wurden. Am 18. November musste die Hauptgruppierung der faschistischen Truppen zur Verteidigung übergehen.
Der Plan, Stalingrad zu erobern, war gescheitert.
Bereits während des Verteidigungskampfes bereitete sich das sowjetische Kommando auf eine Gegenoffensive vor. Die Vorbereitung wurde Mitte November beendet. Zu Beginn der Gegenoffensive hatten die sowjetischen Truppen 1,11 Millionen Soldaten, 15.000 Geschütze und Granatenwerfer, rund 1.500 Panzer und Artilleriepanzer sowie mehr als 1.300 Kampfflugzeuge zur Verfügung.
Die Deutschen verfügten über 1,01 Millionen Soldaten, 10.200 Geschütze und Granatenwerfer, 675 Panzer und Sturmgeschütze sowie 1.216 Kampfflugzeuge.
Wegen der Konzentration der Truppen und Militärtechnik an den wichtigsten Angriffsfronten waren die sowjetischen Truppen überlegen: An der Südwest- und der Stalingrader Front hatten die sowjetischen Truppen zwei- bis zweieinhalbmal mehr Soldaten und vier- bis fünfmal mehr Artillerie und Panzer.
Der Angriff der Südwestlichen Front und der 65. Armee der Don-Front begann am 19. November 1942 nach einem 80-minütigen Artilleriebeschuss auf die Stellungen der Wehrmacht. Am Ende des Tages wurde die Verteidigung der 3. Rumänischen Armee an zwei Abschnitten durchbrochen.
Die Stalingrader Front begann die Offensive am 20. November. Mit den Angriffen auf die Flanken der Hauptgruppierung der Wehrmacht schlossen die Truppen der Südwestlichen und der Stalingrader Front am 23. November 1942 den Ring.
22 deutsche Divisionen und mehr als 160 kleinere Einheiten der 6. Armee und teilweise der 4. Panzerarmee konnten eingekesselt werden.
Am 12. Dezember entschied sich das deutsche Kommando für einen Ausbruch aus der Umzingelung unweit des Dorfes Kotelnikowo (heute Stadt Kotelnikowo), was den deutschen Truppen jedoch misslang. Am 16. Dezember begann die Offensive der Roten Armee am Mittleren Don, weshalb das deutsche Kommando auf die Befreiung der eingekesselten Kräfte verzichten musste.
Ende Dezember 1942 wurden die Wehrmacht-Truppen vor der äusseren Ringfront endgültig bezwungen und um 150 bzw. 200 Kilometer zurückgeworfen.
Dadurch entstanden günstige Bedingungen für die Vernichtung der bei Stalingrad eingekesselten Gruppierung. Zu diesem Zweck wurde eine Operation unter dem Codenamen “Ring” unter dem Kommando von Generalleutnant Konstantin Rokossowski durchgeführt.
Der Feind sollte vernichtend geschlagen werden: zunächst im westlichen und dann im südlichen Abschnitt des Ringes. Dazu sollten die deutschen Truppen mit einem Angriff aus westlicher Richtung in zwei Teile gespalten und endgültig liquidiert werden.
Die Operation begann am 10. Januar 1943. Am 26. Januar vereinigten sich die 21. und die 62. Armee beim Mamajew-Hügel zusammen. Am 31. Januar brach der Widerstand der südlichen Gruppierung der Wehrmacht mit Friedrich Paulus an der Spitze zusammen, der erst kurz zuvor von Hitler zum Generalfeldmarschall ernannt worden war.
Am 02. Februar gab auch die nördliche Gruppierung auf, was den endgültigen Sieg über die Deutschen bedeutete. Vom 10. Januar bis 02. Februar wurden mehr als 91.000 deutsche Soldaten gefangengenommen; nahezu 140.000 wurden während der sowjetischen Offensive getötet.
Bei Stalingrad wurden die deutschen 6. Armee und die 4. Panzerarmee, die 3. und die 4. rumänische Armee sowie die 8. italienische Armee vernichtet. Die Verluste des Feindes lagen bei 1,5 Millionen Soldaten.
Erstmals seit Kriegsbeginn wurde in Deutschland ein nationaler Trauertag ausgerufen.
Die Schlacht von Stalingrad wurde zum Wendepunkt im Grossen Vaterländischen Krieg. Nun übernahm die Rote Armee das Heft des Handelns – bis zum Kriegsende. Ausserdem verlor Hitler-Deutschland nach der Niederlage bei Stalingrad das Vertrauen seiner Verbündeten.
Japan und die Türkei mussten ihre aktive Kriegshandlungen gegen die Sowjetunion einstellen. Auch wurden jetzt in vielen europäischen Ländern die Widerstandsbewegungen wesentlich aktiver.
Die Schlacht von Stalingrad wurde dank der Standhaftigkeit, der Tapferkeit und des Heldenmuts der sowjetischen Truppen gewonnen. Für die vielen heroischen Taten wurden 44 Truppenteilen Ehrennamen verliehen; 55 wurden mit Orden ausgezeichnet und 183 in Gardeabteilungen umbenannt.
Zehntausenden Soldaten und Offizieren wurden staatliche Auszeichnungen verliehen. 112 Soldaten wurden als Helden der Sowjetunion ausgezeichnet. Zu Ehren der heroischen Verteidigung der Stadt an der Wolga stiftete die sowjetische Regierung am 22. Dezember 1942 die Medaille “Für die Verteidigung Stalingrads”, mit der 754.000 Soldaten ausgezeichnet wurden.
Am 01. Mai 1945 wurde Stalingrad auf Verfügung des Obersten Befehlshabers zur Heldenstadt erklärt. Am 08. Mai 1965 wurde die mittlerweile in Wolgograd umbenannte Stadt zum 20. Jahrestag des Sieges im Grossen Vaterländischen Krieg mit dem Lenin-Orden und der Medaille “Roter Stern” ausgezeichnet.
In der Stadt gibt es mehr als 200 historische Orte, die mit ihrer heroischen Vergangenheit verbunden sind. Zu ihnen gehören die Gedenkstätten “Den Helden der Schlacht von Stalingrad” auf dem Mamajew-Hügel, das Haus des Soldatenruhmes (Pawlow-Haus) usw.
1982 wurde in Wolgograd das “Panoramamuseum Schlacht von Stalingrad” eröffnet.