A uslandsinvestitionen chinesischer Unternehmen dürften im nächsten Jahrzehnt ein „explosives Wachstum“ erleben, wie die Regierung kürzlich erneut bekräftigte.
Experten weisen darauf hin, dass China die Strategie beibehalten will, Unternehmen zu fördern, die im Ausland investieren wollen.
Anfang dieser Woche haben zwei Investitionen von grossen chinesischen multinationalen Unternehmen internationale Aufmerksamkeit erregt. So gab die China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) am Montag bekannt, dass sie mit der kanadischen Nexen Inc. eine Kaufvereinbarung zum Preis von 15,1 Milliarden US-Dollar getroffen hat.
Am gleichen Tag kündigte die Sinopec Group, die Muttergesellschaft der bekannten chinesischen Öl-Raffinerie Sinopec Corp., an, dass sie für 1,5 Milliarden US-Dollar einen 49-prozentigen Anteil an Talisman Energy-Operationen in der Nordsee zu kaufen beabsichtigt.
Zhang Yansheng, Generalsekretär des Akademischen Ausschusses der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission Chinas, sagte am Donnerstag, dass das Land seine Investitionen im Ausland von 2006 bis 2010 jährlich um 40,8 Prozent erhöht hatte. Dies ist bedeutend mehr als die 9,6-Prozent jährliches Wachstum der ausländischen Direktinvestitionen in China während des gleichen Zeitraums.
Seit 2000 kennt China eine nationale Strategie, die chinesische Unternehmen unterstützt, wenn sie im Ausland investieren wollen. Die Strategie wurde im 12. Fünfjahresplan (2011-15), der im März 2011 vom obersten Gesetzgeber Chinas gebilligt wurde, noch einmal offiziell bekräftigt.
„Der Umfang der ausländischen Direktinvestitionen aus China dürfte deswegen noch weiter zunehmen“, glaubt Zhang. Die chinesischen Unternehmen seien daran, innerhalb der nächsten zehn Jahre auf die Stufe „weltweite Investitionen, Produktion, Verkauf und Dienstleistungen“ zu gelangen.
Im 12. Fünfjahresplan hat China die im Ausland investierenden Unternehmen aufgefordert, ihre soziale Verantwortung stärker wahrzunehmen und grössere Beiträge zur sozialen Entwicklung der Gastländer zu leisten.
Ein Bericht, der das World Economic Forum und die Boston Consulting Group im März dieses Jahres veröffentlicht hatten, kam zum Schluss, dass die grossen chinesischen multinationalen Unternehmen Anstrengungen unternehmen, um sich im Rahmen ihrer Expansion in den globalen Märkten gesellschaftlich zu engagieren.
„Chinesischen Multis leisten mit ihren Gewinnen für die lokalen Gemeinschaften, in denen sie tätig sind, einen echten und dauerhaften Beitrag“, hiess es im Bericht.
Während des Zeitraums 2006 bis 2010 wuchsen die Beschäftigungsmöglichkeiten, welche die chinesischen Multis den Bürger vor Ort anboten, mit einer jährlichen Rate von 28 Prozent. Allein 2010 beschäftigten multinationale Unternehmen aus China weltweit rund eine Million Menschen, so der Bericht weiter.
Davon seien rund 71 Prozent Lokalangestellte. „Nach mehr als zehn Jahren Entwicklung des gesellschaftlichen Engagements im globalen Kontext haben viele chinesische Unternehmen gute gesellschaftliche Handlungsweisen als Teil ihres Engagements im Ausland umgesetzt, die vom täglichen Betrieb bis zur Listung an ausländischen Börsen führen“, so der Bericht weiter.
Zhang sagte, dieser Wechsel gegenüber dem vorhergehenden Fünf-Jahres-Plan zeige, dass China jetzt gleichermaßen die Anziehung ausländischer Direktinvestitionen und Investitionen in Übersee betone.
Zhang Monan, Analystin bei der Economic Forecasting-Abteilung des Staatlichen Informationszentrums, stimmte dem zu. „Die Auslandsinvestitionen von chinesischen Unternehmen werden in den kommenden zehn Jahren ein explosives Wachstum erleben, weil es ein allgemeiner Trend für chinesische Unternehmen ist, im Ausland zu investieren.“
Chinas Antrieb, die Wirtschaft zu öffnen, werde in den nächsten zehn Jahren eine neue Ebene erreichen. Dann werden chinesische Unternehmen nicht mehr schwerpunktmäßig Waren sondern Kapital exportieren.
„Chinas Investitionen im Ausland haben sich zwar in den vergangenen Jahren beschleunigt“, fügte sie zu. „Doch im Vergleich zum Warenexport sind sie noch immer klein.“
Somit bleibe bei den Investitionen im Ausland noch viel Raum für Expansion. Die chinesischen Gelder flossen bisher hauptsächlich in einige Länder in Asien, Lateinamerika und Afrika. „Wir sollten mehr in die Industrieländer investieren, um die Investitionsstruktur ausgewogener zu gestalten“, so Zhang Monan.