A ufgrund niedrigerer Kosten und höherer lokaler Anreize könnten sich chinesische Investitionen in den USA bald verdoppeln, erklärte ein US-Regierungsmitarbeiter in Nanjing.
„Obwohl der aktuelle Bestand an chinesischen Investitionen in den USA sich zwar nur auf sechs Milliarden Dollar beläuft, sehen wir das Potenzial für eine signifikante Steigerung“, sagte Steven Olson, Geschäftsführer von SelectUSA, ein Programm unter dem US-Handelsministerium, das darauf abzielt, ausländische Investitionen anzuziehen.
Olson machte diese Äusserung am Rande des zweiten US-amerikanisch-chinesischen Städteforums über wirtschaftliche Zusammenarbeit und Investitionen, das am Samstag in Nanjing, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangsu, zu Ende ging.
Während des Forums wurden Investitionsverträge im Wert von 3,4 Milliarden US-Dollar von Unternehmen aus beiden Ländern unterzeichnet, worin es um 42 Projekte in 21 Wirtschaftssektoren geht, darunter Fertigung, Energieeinsparung und Umweltschutz, Elektronik, Chemie und Pharma.
Von den insgesamt 42 Investitionsprojekten geht es nur bei vier um Investitionen chinesischer Unternehmen in den USA. Nach Angaben des chinesischen Finanzministeriums in Höhe von insgesamt 70 Millionen US-Dollar.
Olson erwartet, dass chinesische Investitionen in den USA sich in „einer relativ kurzen Zeit verdoppeln“, und dieses Ziel sei möglich in Anbetracht der aktuellen Wachstumsrate Chinas. Er sagte, China sei die am schnellsten wachsende Quelle von Auslandsinvestitionen in den USA.
Die Direktinvestitionen Chinas in den USA nahmen ihm zufolge zwischen 2005 bis 2010 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 53 Prozent zu.
Nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums war China im Jahr 2010 der fünftgrösste Investor weltweit, mit Outbound-Direktinvestitionen in Höhe von 68,8 Milliarden US-Dollar.
Aber das Wachstum chinesischer Investitionen in den USA war 2010 nur 0,44 mal so gross wie 2009, während Chinas seine Investitionen in Europa mit dem Faktor 1,01 annähernd beibehielt und diese in Japan sogar um den Faktor 3,02 gegenüber 2009 steigerte.
Finanzminister Xie Xuren sagte am Samstag, die Zusammenarbeit zwischen China und den USA auf lokaler Ebene sei zu einem wichtigen Motor der bilateralen, wirtschaftlichen Beziehungen geworden. Xie meinte in diesem Zusammenhang, da Städte in China und den USA sich auf verschiedenen Stufen der Entwicklung befinden, seien sie „stark komplementär“.
„Die chinesische Regierung wolle Branchen mit komparativen Vorteilen entwickeln, während die US-Regierung hoffe, seine Exporte auszuweiten und seine verarbeitende Industrie wiederzubeleben, was viel Raum für die bilaterale Zusammenarbeit lasse“, sagte Xie.
Während sich die USA von der Wirtschaftskrise erholen, bieten sie nun relativ niedrigere Energiepreise und eine „produktive Erwerbsbevölkerung“.
Olson zufolge haben chinesische Investoren Anteile in vielen Sektoren der USA, einschliesslich grüne Energie, Elektronik, Kommunikation, Industriemaschinen, Software und IT-Dienstleistungen, sowie Unternehmens- und Finanzdienstleistungen.
Unternehmerische Risiken tragen sie dabei jedoch kaum.
Olsons Arbeitgeber SelectUSA arbeitet mit mehreren anderen Organisationen an einem Projekt, um die Positionen von Industrieclustern in den USA zu markieren, um es einfacher für potenzielle Investoren zu machen, ihre Investitionsziele auszumachen.
Im Gegensatz zu China, wo Anreizprogramme für ausländische Investoren vor allem von der Zentralregierung initiiert werden, sind in den USA sowohl die Bundes- und lokale Behörden zuständig für die Ausarbeitung dieser Richtlinien.
„Die wirtschaftlichen Beziehungen mit China zu erhöhen, war der Fokus in vielen Städten und Bundesstaaten in den USA“, sagte Scott Smith, Bürgermeister von Mesa im Staat Arizona und Vizepräsident der US Conference of Mayors.
Die US-Immobilienkrise hat auch wesentlich dazu beigetragen, dass reiche Chinesen ihre Millionen nun leichten Herzens für Schnäppchen in den USA ausgeben, zumal in China die Maßnahmen zur Abkühlung der Immobilienspekulation profitable Investitionen in den heimischen Markt verengt haben.
Chinesische Käufer haben neun Milliarden US-Dollar für Eigentum in den USA ausgegeben, was einem Anteil von elf Prozent der gesamten Einkäufe von Ausländern entspricht.
Nur Kanadier haben mit 19,8 Milliarden US-Dollar noch mehr ausgegeben, nach Angaben der US National Association of Realtors.
Aber „chinesische Investoren waren vorsichtig und zurückhaltend bei ihren Investitionen in den Vereinigten Staaten, und sie haben von dieser Haltung profitiert“, sagte Olson im Hinblich auf Schnäppchenkäufe von Luxusimmobilien in den USA.
Er bestand darauf, es bestehe kein Unterschied in der Politik hinsichtlich des Eigentums, doch die USA begrüsse eher kleine und mittlere Unternehmen wie auch unternehmerische Investitionen aus der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft.
Allerdings riet ein chinesischer Regierungsexperte den heimischen Unternehmen, sich möglicher Gefahren bei der Investition in den USA bewusst zu sein.
Zu diesen Risiken gehören wirtschaftliche Unwägbarkeiten, die Abwertung des US-Dollar gegenüber dem Renminbi (Yuan) und mögliche Vorurteile gegenüber chinesischen Unternehmen, sagte Zheng Xinli, stellvertretender Vorsitzender des China Center for International Economic Exchanges.