I n der südkoreanischen Stadt Busan hat zum dritten Mal die Fachmesse Cartoon Connection stattgefunden. 35 europäische Trickfilmproduzenten trafen auf 70 Animationsspezialisten aus Südkorea, um kommerzielle und kreative Verbindungen zu knüpfen.
So soll die Zusammenarbeit zwischen europäischen und südkoreanischen Trickfilmherstellern gefördert werden.
In Europa gibt es schon sehr viele Länder, mit denen ein europäischer Animationsfilm-Produzent zusammen arbeiten kann. Warum reist man bis nach Südkorea um neue Koproduktionspartner zu finden?
„Wir suchen nach Produktionen, die für den europäischen Markt interessant sind“, sagt die französische Produzentin Séverine Modzelewski. „Uns interessiert besonders die hochwertige 3D-Animation in Asien.“
Für Gianluca Bellomo hat der Besuch wirtschaftliche Gründe: „Aufgrund der Wirtschaftskrise in Europa und in anderen Ländern der Welt gibt es in Asien einfach mehr Geld für Investitionen.“
„Mich interessieren besonders die neuen Medien“, erklärt Benjamin Feld aus Deutschland, „also alles rund um Apps, Online, alles was dort passiert, Smart TV, connected TV sind für uns wichtige Themen“.
Der Spanier Ruben Zarauza hofft auf Expansionsmöglichkeiten: „Dieser Markt ist uns Europäern gegenüber noch recht abgeschlossen und schwer zu durchschauen. Daher glauben wir, wenn wir hier einen Partner hätten, würde es uns leichter fallen, Zugang zu südkoreanischen Fernsehsendern zu bekommen.“
Und was finden die südkoreanischen Animationsfilmproduzenten an den Europäern so attraktiv?
„Die europäischen Partner sind sehr stark in der 2D-Animation, und sie entwickeln sehr starke Geschichten“, findet Eugene Kang. „Daher ist es an der Zeit, dass wir zusammenarbeiten.“
Chay Lee braucht mehr Informationen über den europäischen Markt: „Das Wichtigste ist, dass wir den Geschmack in den westlichen Ländern nicht kennen. Dabei brauchen wir Hilfe, und durch die Zusammenarbeit mit europäischen Firmen können wir Zugang zum europäischen Markt bekommen und schliesslich auch zum US-Markt.“
Also, was passiert bei der Cartoon Connection? Jeden morgen gibt es Präsdentationen, die das Verständnis der Eigenarten des europäischen und des südkoreanischen Marktes erleichtern sollen. So soll ermittelt werden, wie zukünftige Zusammenarbeit erfolgreich verlaufen kann.
Am Nachmittag trifft man sich zu sogenannten “one to one” meetings, einer Art Speed-Dating für Animationsfilmproduzenten: Jeder Teilnehmer hat 15 Minuten Zeit, um den anderen sein Animationsfilmprojekt vorzustellen.
Organisiert wird die Fachmesse von Cartoon, einem in Brüssel ansässigen Verband. Finanzielle Unterstützung kommt vom MEDIA-Programm der Europäischen Union und KOTRA, der südkoreanischen Agentur für Handelsförderung.
Aber sind noch andere asiatische Länder beteiligt? „Nach zwei Jahren haben wir uns jetzt anderen asiatischen Ländern geöffnet“, erklärt Marc Vandeweyer.
„Diesmal sind Vertreter aus Singapur, Malaysia und Thailand dabei. Es sollen noch mehr dazukommen, denn unser Ziel ist die Schaffung eines asiatisch-europäischen Forums.“
Und wonach suchen diese neuen Teilnehmer? „Mir gefallen die Designs und Geschichten, die alle einzigartig sind“, sagt David Kwok. „Es gibt viele Möglichkeiten, europäische Drehbücher und Designs in Asien umzusetzen.“
Lee Chong Ho kommt aus Malaysia: „Wir suchen ein europäisches Trickfilmstudio, das seine Technologie mit uns teilen will. So könnte unsere Branche expandieren.“
Und Geld für gemeinsame Projekte ist durchaus vorhanden. Malaysia allein hat einen Etat von 100 Millionen Euro, um internationale Koproduktionen zu unterstützen. In vielen europäischen Ländern muss die Animationsfilmindustrie zur Zeit Einbußen hinnehmen – der asiatische Markt könnte für den europäischen Trickfilm neue Perspektiven eröffnen.