D ie Urwälder Kanadas stehen derzeit im Mittelpunkt des Boreal Business Forums, das sich zum dritten Mal in Toronto trifft. Kanadische Holz- und Papierhersteller, Vertreter von Umweltschutzgruppen sowie Holz- und Papierkäufern aus aller Welt sind vor Ort. Sie wollen sich über die Fortschritte der Verhandlungen im Rahmen des kanadischen Waldabkommens informieren. Mit dabei: Greenpeace-Waldexperte Oliver Salge.
Ich erwarte, dass erste Landkarten auf den Tisch gelegt werden, die konkrete Aussagen darüber machen, für welche Wälder ein dauerhafter Schutz vorgeschlagen wird.
Im Mai 2010 hatten sich 21 kanadische Holz- und Papierhersteller mit neun Umweltschutzgruppen (NGOs), darunter Greenpeace getroffen. Dabei sollten gemeinsame Vorschläge für die nachhaltige Nutzung und den Schutz des Waldes erarbeitet werden.
Dreijährige Schonfrist – Waldmoratorium
Im Rahmen des → kanadischen Waldabkommens stimmten die Forstunternehmen 2010 einem Einschlagstopp auf 28 Millionen Hektar Wald zu. Gleichzeitig stellten die NGOs ihre öffentlichkeitswirksamen Proteste gegen die Forstpraxis der an den Verhandlungen teilnehmenden Firmen ein. Dieses Moratorium hat jedoch nur eine Wirksamkeit von drei Jahren. Deswegen wird seit eineinhalb Jahren in mehr als einem Dutzend Arbeitsgruppen über gemeinsame Vorschläge beraten. Die Ergebnisse sollen anschließend sowohl den kanadischen Provinzregierungen wie auch den First Nations Regierungen als ein gemeinsamer Vorschlag der NGOs und der Forstunternehmen übergeben werden.
Greenpeace hatte im Jahr 2007 auf den Zusammenhang zwischen Urwaldzerstörung im borealen Wald Kanadas und dem Einkauf von Zeitungsdruckpapier auch durch deutsche Verlage und Druckereien hingewiesen. In dem → Report Consuming Canadas boreal forest wurden Ross und Reiter genannt und Gespräche zwischen Greenpeace und führenden deutschen Verlagen wie etwa der WAZ oder dem Axel Springer Verlag ausgelöst. Daraufhin bezogen die Firmen ihren kanadischen Lieferanten gegenüber Stellung und forderten eine Lösung der Urwaldprobleme ein.
Kanadas boreale Wälder: CO2-Speicher und Lebensgrundlage
Ich hoffe die jetzigen Verhandlungen ergeben tragfähige Lösungen, für den Wald und die Menschen. Vertreter der Cree des Ortes Waswanipi in Quebec erzählten mir, wie wichtig der Urwald für sie ist: Er ist das Leben an sich
, so Salge. Außerdem sind konkrete Vereinbarungen die letzte Chance das Überleben des Wald-Karibus.
Kanadas boreale Urwälder sind Lebensraum des Waldkaribus. Diese Rentierart ist akut vom Aussterben bedroht. Werden auch die letzten noch intakten borealen Wälder zerstört, gibt es für das Tier keine Fluchtmöglichkeit mehr.
Außerdem stellen die Wälder den größten terrestrische Kohlenstoffspeicher der Erde dar. Werden die borealen Urwälder zerstört, wird mehr und mehr CO2 frei. Damit ist ein gefährlicher Kreislauf in Gang gesetzt. Das CO2 heizt den Klimawandel weiter an und der Klimawandel setzt den weltweiten Urwäldern neben der Rodung weiter zu.
Es ist an der Zeit, dass jetzt, beim Boreal Business Forum, eine Lösung erarbeitet wird.