D as Narrenhaus Bundesrepublik Deutschland nimmt weiter an Fahrt auf und die gesellschaftliche Debatte gerät immer absurder.
Auch die Kontroverse um Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin, von 2002 bis April 2009 Berliner Finanzsenator und zur Stunde noch Mitglied der SPD, scheint nach Vorstellung seines gesellschaftskritischen neuen Buches „Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“ völlig aus dem Ruder zu laufen.
Offenbar um den durch Sarrazin aufgeworfenen Sachthemen aus dem Wege zu gehen, konzentriert sich nun die Kritik an der Person Sarrazin und seinen Einlassungen auf dessen in einem Interview gemachte Äusserung:
„Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden.“
Wer so argumentiert, muss sich nicht wundern, des Rassismus bezichtigt zu werden. Woher aber eigentlich stammt diese These vom “Juden-Gen”?
Judentum ist nach allgemeiner Auffassung eigentlich eine Religion. Dieser kann man beitreten und auch wieder austreten. Analog dazu habe ich auch noch nie von einem “Christen-Gen” gehört. Als Besonderheit dieser Glaubensrichtung mag gelten, dass sich nach jüdischer Auffassung die Religion auch von der Mutter auf die Kinder “vererbt”. Derlei Glaubensgrundsätze sind Sache der jeweiligen Religionsgemeinschaft und nur innerhalb dieser relevant.
Für die aktuelle Debatte eher interessant ist die Frage, woher die These vom “Juden-Gen” eigentlich stammt? Wenn man sich dies genauer anschaut, wird deutlich, dass Thilo Sarrazin hier allenfalls als Überbringer der umstrittenen Botschaft geprügelt wird, nicht jedoch als deren Urheber.
Es ist keine neue Erkenntnis, dass es bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Zionisten und die Nazis waren, die Judentum völkisch definierten. Beiden nationalistischen Ideologien entsprechend galt es, über die Religionsgemeinschaft hinaus Juden als “Volk” und Subjekt mit entsprechend dezidierten Ansprüchen an das internationale Völkerrecht zu beschreiben.
Das zionistische Projekt des “Staates Israel” verlangte, seiner Legitimations-Logik entsprechend, nach einem Staatsvolk.
Im Jahre 1903 erklärte Max Nordau (alias Maximilian Simon Südfeld), Mitbegründer der Zionistischen Weltorganisation (WZO – World Zionist Organization) in einem Interview in der französischen, streng antisemitischen Zeitung “La Libre Parole”, herausgegeben von Eduard Drumont, der Zionismus sei
„nicht eine Frage der Religion, sondern ausschliesslich eine der Rasse, und es gibt niemanden, mit dem ich in diesem Punkt mehr übereinstimme als mit Monsieur Drumont“. [1]
Dies ist kein singulärer Ausrutscher eines führenden Zionisten, vielmehr durchzieht sich die gesamte Geschichte des Zionismus mit ähnlichen Aussagen.
Der sog. “Zentralrat der Juden in Deutschland” (ZdJ) gilt religiösen Juden als Agentur des Zionismus und Israels in Deutschland. Auf seiner Website unter der Rubrik „Internetportale zu jüdischen Themen“ verlinkt der ZdJ u.a. zu einer weiteren zionistischen Propaganda-Seite im Internet Namens “haGalil.com”. [2]
Dort erfahren wir Erstaunliches:
„Sobald sich ein Volk, sei dies aus sozialen oder territorialen Gründen, abgrenzt, entwickeln sich genetische Merkmale, die für dieses Volk spezifisch sind. Als Beispiel kann man die Germanen nehmen, die zwar zur gleichen Zeit wie die Kelten lebten, aber sich mit diesen kaum vermischten, so dass beide Völker unterschiedliche DNA-Profile aufweisen und wir diese Unterschiede noch heute im unseren Genpool tragen. Da diese Mutationen von Generation zu Generation weitervererbt werden, kann die genetische Herkunft einer Person auch Jahrhunderte später noch untersucht werden.
Nach halachischem Recht ist jüdisch, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder zum Judentum konvertiert ist. Die enge Verbindung von Kultur, Tradition, Religion und Volkszugehörigkeit zeichnet das Judentum im Besonderen aus. Durch die sich wiederholenden Judenverfolgungen und –Verdrängungen entwickelte sich über die Jahrhunderte eine gewisse genetische Homogenität, die durch einen DNA-Test sichtbar wird. Aktuelle genetische Studien belegen, dass über 60-80% der Juden noch heute ein typisch jüdisches DNA-Profil aufweisen.
Es gibt bestimmte genetische Merkmale, die auf eine jüdische Herkunft hinweisen. Träger derselben oder ähnlicher genetischer Merkmale werden in Haplogruppen zusammengefasst. Die Zugehörigkeit zu bestimmten Haplogruppen kann auf eine jüdische Herkunft hinweisen. Ausserdem wird ein bestimmtes DNA-Profil “Cohen Modal-Haplotyp” genannt, weil es vermehrt in der jüdischen Untergruppe der Cohanim vorkommt. Dieser Haplotyp weist deutlich auf eine jüdische Herkunft hin.“ [3]
Das vorgenannte geht noch weit über die entsprechende Äusserung Thilo Sarrazins hinaus. Angesichts dessen muss man sich fragen, wieso die Medien des imperialen Mainstream und die öffentliche Debatte in diesem Falle nicht intervenieren?
Weder bin ich Biologe noch Mediziner und vermag natürlich nicht zu beurteilen, was man aus Genen herauslesen kann und was nicht. Das ist ein Thema für Fachleute, welches Genforschung ganz allgemein betrifft, nicht nur bezogen auf Juden oder andere einzelne Gruppen.
Bemerkenswert ist hingegen, wie in unserer Gesellschaft Themen instrumentalisiert werden – und zwar je nach Opportunität mal in die eine, und wenn es sein muss auch wieder in eine andere Richtung.
Die Mainstream-Propaganda verfährt in Bezug auf unerwünschte Themen und Debatten zunehmend nach der Strategie: haut einfach mal mit der Auschwitz-Keule drauf, dann wird schon Ruhe im Karton einkehren.
Und diese Desinformations-Strategie hat leider auch bei so manchem Linken erfolg. Als Sozialisten sollten wir wieder lernen, uns eine eigene Kritik zu erarbeiten und zu formulieren, anstatt wie blökende Schafe der Lehre und Propaganda der Herrschenden hinterher zu trotten.
mehr Nachrichten zum Thema
→ Interview Prof. Shlomo Sand: Wie das jüdische Volk erfunden wurde, 27.08.2010
- Lenni Brenner, “Zionismus und Faschismus”, Seite 58, Kai Homilius Verlag 2007 (Originalausgabe 1983) ↩
- Zentralrat der Juden in Deutschland – Internetportale zu jüdischen Themen ↩
- haGalil – Herkunftsanalyse mittels DNA ↩