A m Sonntag ist in Chicago der NATO-Gipfel eröffnet worden, mit dem eine neue Phase in der Geschichte des westlichen Militärbündnisses eingeläutet werden soll, schreibt heute die russische Zeitung Kommersant.
In Chicago soll das grösste Gipfeltreffen in der Geschichte der NATO über die Bühne gehen, die ihren Ausbau zur imperialen Kriegsmacht weiter vorantreibt.
In die Heimatstadt von US-Präsident Barack Obama sind Vertreter von mehr als 60 Ländern und Organisationen gereist, darunter rund 50 Staats- und Regierungschefs.
Die hohe Teilnehmerzahl hat ihren Grund: Im Unterschied zum Gipfel in Lissabon, bei dem es vor allem um die strategische Ausrichtung der NATO gegangen war, werden in Chicago gleichzeitig mehrere Themen behandelt.
Im Mittelpunkt des Chicago-Gipfels steht das neue Konzept „Smart Defense“, mit dem die Kosten gesenkt und eine engere Kooperation im Kampf gegen die nach NATO-Angaben “weltweiten Bedrohungen” erreicht werden sollen.
Als erfolgreiche Beispiele gelten die Patrouillenflüge der NATO-Flugzeuge über dem Baltikum und gemeinsame Nutzung von C17-Transportern von zwölf Ländern. Für den Gipfel wurden 25 multinationale Projekte konzipiert.
Ein weiteres Thema ist die europäische Raketenabwehr. Dieses Thema ist äusserst heikel angesichts der zugespitzten Beziehungen zu Russland.
Anfang Mai hatte Russlands Generalstabschef Nikolai Makarow verkündet, dass ein präventiver Schlag auf die Elemente des NATO-Raketenabwehrsystems nicht ausgeschlossen sei.
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen reagierte auf diese Worte mit angeblich „grossem Erstaunen“. Ihm zufolge ist die NATO zwar bereit, mit Moskau zu kooperieren, wird jedoch keine rechtlichen Garantien geben, dass das Raketenabwehrsystem nicht gegen Russland gerichtet ist.
Am Montag wird die Zukunft Afghanistans nach dem Abzug im Jahr 2014 besprochen. Moskau erklärte sich bereit, an diesem Treffen teilzunehmen. Insgesamt werden 28 NATO-Mitglieder, Vertreter der ISAF-Truppen und von dritten Ländern an diesem Gespräch teilnehmen, die mittelbar und unmittelbar am Afghanistan-Einsatz beteiligt sind.
Die russische Delegation wird vom Direktor der zweiten Asien-Abteilung des Aussenministeriums, Samir Kabulow, geleitet.
Im Laufe von weniger als zwei Stunden werden zwei Fragen erörtert: der Zeitplan und die Routen für den Abzug der ISAF-Truppen sowie die Rolle der Allianz nach der Beendigung der Operation 2014.
Wie US-Präsident Barack Obama zuvor bekannt gegeben hatte, sind im September weiterhin 68.000 US-Soldaten stationiert, die weiteren Pläne seien noch nicht abgestimmt worden.
Etwas mehr Klarheit gibt es in Bezug auf die Routen der imperialen Kriegslogistik. In der vergangenen Woche hat Pakistan die Bedingungen für den Transit der Militärgüter genannt.
Details wurden zwar nicht bekanntgegeben, es ist jedoch bekannt, dass Islamabad von Grossbritannien forderte, zwei Milliarden US-Dollar in den Rentenfonds der pakistanischen Militärs zu überweisen.
Die NATO will die Militärfracht nicht allein via Pakistan ausführen. Deswegen sind erstmals Minister Kasachstans, Kirgistans, Usbekistans und Tadschikistans zu einem NATO-Gipfel eingeladen worden.