E s schlug ein wie eine Bombe: Die israelische Website Debkafile veröffentlichte in der vergangenen Woche einen Bericht über die jemenitische Touristeninsel Socotra, ein hübsches kleines Reiseziel von 3.800 Quadratkilometern Grösse in Form einer Erdnuss, 300 Kilometer vor der jemenitischen Küste gelegen und etwa 1.000 km vom Iran entfernt.
Die Story erschien bedrohlich: 100.000 US-Soldaten sollten auf der neuen US-Basis Platz finden, dazu ein gut ausgebauter Luftwaffenstützpunkt.
Aus amerikanischer Sicht ist klar, was das soll: Jemen ist neue Drehscheibe im CIA-Zirkus um die amerikanische Sondereinheit mit dem übernationalen Spitznamen Al-Qaeda, es soll vor dem Persischen Golf einen weiteren Stützpunkt für den regionalen US-Aufmarsch geben, weil Bahrain im Golf innenpolitisch als nicht mehr sicher gilt und von jedem der 40.000 kleinen iranischen Torpedo- Schnellboote attackiert werden kann – von anderen Bedrohungen ganz zu schweigen.
Tatsächlich wird klar, dass ab Anfang März dieses Jahres drei US-amerikanische Flugzeugträgergruppen plus die französische Gruppe um den Träger Charles de Gaulle am Golf oder in der Nähe einsatzbereit sein werden, mehr als genug für einen intensiven Bombenkrieg.
Klar sein muss jedoch auch, dass der Iran mit seiner inzwischen formidablen Raketenwaffe die ganze Region bis nach Israel locker bestreichen kann, so dass die Verluste auch auf Socotra erheblich sein werden. Irans Analysten sehen deshalb keinen Anlass zu besonderer Beunruhigung.
Vielmehr gibt es eine klare Entschlossenheit in Teheran, jedes Land, dass sich am Krieg gegen den Iran beteiligt, auch anzugreifen. Und jeder Experte für die Region ist sich bewusst, dass der Iran sehr fein dosieren kann und auch wird, wer dann was „abbekommt”.
Saudi-Arabien könnte sich auch zur Zielscheibe machen, ist zu hören und das wäre vermutlich das Ende dieser bizarren Monarchie von Gnaden der CIA. Denn die Bevölkerung wird, wie auch in anderen arabischen Monarchien, wenig Freude daran haben, für die unbeliebte amerikanische Hegemonie zu bluten.
Und das ist die grundsätzliche Lage im ganzen Nahen und mittleren Osten: Die USA und ihre ähnlich aggressiven NATO-Verbündeten Frankreich und Grossbritannien haben sich in der ganzen Region derart unbeliebt gemacht, dass ein solcher Krieg wie ein Reaktionsbeschleuniger wirken könnte, der alles destabilisiert und gegen den Westen wendet.
Sehr schnell hat auch die Heimatfront in Amerika genug von einem Krieg mit hohen Verlusten und DAS wiederum beeinträchtigt dann wirklich die Sicherheit der NATO: Dass der gesamte Globus zusieht, wie stark der Iran allein sich zur Wehr setzen kann, wie wachsweich und schwach der Westen innerlich ist – und wie hoch die Solidarität der Menschen in der ganzen Region mit dem David Iran gegen den Goliath USA/NATO steigen könnte.
Und so lesen wir denn auch immer wieder in Einschätzungen in Russland, China und Iran: Lasst sie nur kommen.
Die iranische Volkswirtschaft muss eine hohe Jugendarbeitslosigkeit verkraften. Das wird nicht nur der tatsächlich mangelhaften Wirtschaftspolitik angelastet, sondern auch der westlichen Embargo-Politik.
Es gibt durchaus auch Wut gegen die US-Führung in der Bevölkerung, wenn auch die wenigen Reisenden davon nicht viel spüren. Denn die gastfreundlichen Perser wissen, dass zwischen Regierenden und Regierten durchaus Unterschiede bestehen können. Ganz wie bei uns.
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