D as hört sich gar nicht gut an: In Byron im US-Bundesstaat Illinois musste gestern ein Atomkraftwerk heruntergefahren werden. Nach einem Stromausfall wurde die Energieversorgung der Anlage mit Notstrom-Generatoren aufrecht erhalten.
Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, wurde zudem Dampf mit radioaktivem Tritium abgelassen.
Der Betreiber der Anlage erklärte, die Bevölkerung sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen.
Greenpeace-Atomphysiker Heinz Smital beurteilt den Zwischenfall jedoch kritischer:
„Wenn die Versorgung eines Atomkraftwerks mit Notstrom notwendig wird, entsteht sofort eine erhebliche Gefahrensituation.
Aus einer solchen Situation kann sich immer ein schwerer Unfall entwickeln.“
Auch die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat mit einem Ausfall der Stromversorgung ihren Anfang genommen.
Nach Angaben des Betreibers wurde der Dampf aus dem Turbinenraum und nicht aus dem Innern des Reaktors abgelassen. Auf diese Weise habe man den Druck senken und für die Kühlung der Turbinen sorgen wollen.
Die Behörden erklärten, dass die freigesetzte Menge an Tritium so gering gewesen sei, dass für die AKW-Arbeiter und für die Öffentlichkeit keine Gefahr bestanden habe. Über die genaue Menge konnte sie jedoch keine Angaben machen.
Die Behörden vor Ort suchen noch nach der eigentlichen Ursache für den Zwischenfall, den sie als „ungewöhnliches Ereignis“ auf der niedrigsten von vier Gefahrenstufen einordneten.
Hauptverdächtiger für den Stromausfall ist eine defekte Schaltanlage, die den Reaktor mit dem Stromnetz verbindet.
Derzeit beschäftigt die Behörden noch ein weiteres Rätsel: Nach Augenzeugenberichten war in der Nähe eines Transformators Rauch zu sehen. Bei der Suche nach Brandspuren blieb die ausgerückte Werksfeuerwehr jedoch erfolglos.
Das AKW Byron befindet sich etwa 150 Kilometer nordwestlich von Chicago. Ein weiterer Reaktor auf dem Gelände konnte während des Zwischenfalls weiter betrieben werden.