D er prominente Schweizer Globalisierungskritiker Jean Ziegler hat das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos scharf kritisiert. Beim alljährlichen „WEF-Zirkus“ in den Alpen gehe es „nicht um Dialoge, sondern um Machtbeziehungen“, sagte der 77-jährige Soziologe in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Schweizer Online-Zeitung 20 Minuten.
Davos biete den Mächtigen eine Art „korrektive Psychotherapie“:
„Die Herren der Welt, die Kosmokraten, die am Forum teilnehmen, haben einen schlechten Ruf und leiden darunter.“
WEF-Impresario Klaus Schwab richte sie wieder auf, sagte Ziegler. Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler und Gründer des Forums sei ein kluger und brillanter Mann.
„Ihm gelingt es, mit seinem WEF-Zirkus, der nichts anderes ist als heisse Luft, ein Millionenvermögen zu machen.“
Ziegler warf dem WEF vor, als „Ideologiefabrik der Kosmokraten“ immer wieder Ziele zu setzen, auf die man dann nicht mehr zurückkomme.
So sei 2011 als ein Ziel die Kontrolle der weltweiten Nahrungsmittelspekulation genannt worden, die einer der Hauptgründe für den Hunger sei. Doch es sei nichts getan worden.
Stattdessen sei die Nahrungsmittelspekulation 2011 explodiert und die Preise für Reis und Weizen seien dramatisch gestiegen.
„Das WEF fabriziert die Legitimationstheorie für die kannibalische Weltordnung“, erklärte Ziegler.
Jean Ziegler, Soziologe, ist emeritierter Professor der Universitäten von Genf und Paris. Er war bis 1999 Nationalrat (Abgeordneter) im Eidgenössischen Parlament, dann Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung. Seit 2008 ist er Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrats. Er ist Träger verschiedener Ehrendoktorate und internationaler Auszeichnungen wie z.B. des CARE-Milleniumspreises (2009) und des Internationalen Literaturpreises für Menschenrechte (2008).
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