Z ehntausende Belgier haben in der Hauptstadt Brüssel gegen die Sparpläne der neuen Regierung protestiert. Erst gestern war der designierte Ministerpräsident Elio Di Rupo bei König Albert II gewesen und hatte den Kompromiss präsentiert, auf den sich die Parteien nach mehr als eineinhalb Jahren geeinigt haben.
Stephen Marchand von der sozialistischen, flämischen Gewerkschaft ABVV meint: “Wir freuen uns darüber, dass wir eine neue Regierung bekommen. Da sind wir erleichtert, aber die Sparmaßnahmen, die diese Regierung durchdrücken will, sind sozial gesehen nicht tragbar.”
Zwischen 60.000 und 80.000 Menschen folgten dem Aufruf der Gewerkschaften und zogen durch die Brüsseler Innenstadt.
Metallarbeiter Thierry Lemmens aus Lüttich antwortet auf die Frage, warum er hier sei: “Ich arbeite bei Mittal in der Metalindustrie. Jetzt sollen wir Arbeiter wieder bluten. Aber wir haben genug geblutet.”
Ein Arbeiter aus der Kleinstadt Virton, der anonym bleiben will, erklärt: “Wir sind ja bereit, uns solidarisch zu zeigen, aber irgendwann ist es genug. 1500 Euro für eine Familie – das reicht einfach nicht.”
Belgien soll im kommenden Jahr 11,3 Milliarden Euro einsparen, rund ein Zehntel des belgischen Haushalts. Geplant sind Sondersteuern auf höhere Einkommen, Abgaben auf Aktiengeschäfte sowie Kürzungen beim Arbeitslosengeld und eine höhere Altersgrenze für den vorgezogenen Ruhestand. Die Gewerkschaften fürchten Lohnkürzungen und Entlassungen.