D er deutschstämmige brasilianische Jahrhundert-Architekt Oscar Niemeyer ist im Alter von knapp 105 Jahren gestorben. Niemeyer schuf hunderte Bauten auf der ganzen Welt und war u.a. für seine futuristischen Entwürfe in Brasiliens Hauptstadt Brasilia bekannt, die 1987 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Niemeyers Bauten wurden vor allem für ihre geschwungenen Kurven und grosszügige Raumgestaltung gelobt. Der Kommunist Oscar Niemeyer wäre am 15. Dezember 105 Jahre alt geworden.
Zugesetzt hatte ihm auch der Tod seiner einzigen Tochter, Anna Maria Niemeyer, die im Juni 2012 im Alter von 82 Jahren verstarb.
Der Architekt arbeitete bis ins hohe Alter und war auch als über 100-Jähriger regelmäßig in seinem Büro an der Copacabana in Rio de Janeiro. Niemeyer war prägend beteiligt am Entwurf des UN-Gebäudes in New York und schuf auch die Zentrale der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) in Paris.
In Rio de Janeiro entwarf er auch das weltbekannte Sambódromo, durch das jährlich die Samba-Schulen defilieren und das auch zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio genutzt werden soll.
Kurz vor seinem 104. Geburtstag im Dezember 2011 hatte er in einem Interview erklärt: „Ich habe noch eine gute Gesundheit und einen fast jugendlichen Enthusiasmus für das architektonische Schaffen. Das belebt mich sehr.“
Doch schon 2011 und auch 2012 musste er mehrmals im Krankenhaus behandelt werden, unter anderem wegen Lungenentzündung und Dehydrierung. Die letzten Jahre wurde Niemeyer stets von seiner zweiten Ehefrau Vera Lucia begleitet.
Er hatte sie 2006 geheiratet, zwei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau Anita Baldi, mit der er 76 Jahre lang verheiratet war.
Niemeyer wurde am 15. Dezember 1907 als eines von sechs Kindern eines deutschstämmigen Kaufmanns in Rio de Janeiro, Brasilien geboren.
Einer der Väter der modernen Architektur, Le Corbusier, machte Oscar Niemeyer zu seinem Assistenten. 1945 schloss Niemeyer sich der brasilianischen Kommunistischen Partei an.
In den Jahren 1947 bis 1953 war er der Vertreter Le Corbusiers im Planungsgremium der UNO für das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City. Die Zusammenarbeit mit Le Corbusier sollte Niemeyers Schaffen stark beeinflussen, indem er später die strenge Orthogonalität moderner Architektur um Kreis und Kurve erweiterte.
Niemeyer setzte früh fast ausschliesslich auf Stahlbeton als Baumaterial, dem er neue Anwendungsmöglichkeiten erschloss. In seiner futuristischen und plastischen Formensprache mit kurvenreichen, weichen Konturen hält er stets ein ausgewogenes Verhältnis zwischen freiem Raum und Volumen ein.
Der Orthogonalität vieler seiner Kollegen schwor er fast vollständig ab. Seine kühnen und unkonventionellen Entwürfe begründeten seinen Ruf als eines der wichtigsten Vertreter und Erneuerer der architektonischen Moderne.