Von Snowden und Moses lernen

Verantwortlich sind nicht nur unsere Führer - von Hamid Beheschti

- von Presseticker  -

D er Vergleich zwischen der Situation von Edward Snowden, der wegen des US-amerikanischen Übergriffs auf den immensen Informationsumfang, begründet mit Terroristenbekämpfung, gezwungen war, aus den USA zu fliehen und dann den gleichen Sachverhalt mit englischer Täterschaft enthüllte, mit einer Geschichte vom Propheten Moses kann uns die Tragweite und die Bedeutung des Sachverhalts zeigen.

Snowden floh aus den Vereinigten Staaten. Über China kam er in Moskau an und möchte nun anscheinend in Ecuador Schutz suchen. [1]
Moses suchte nach Weisheit und wollte von Khidr die Weisheit erfahren. Khidr hatte Einblick in die Zukunft und konnte zukünftige Ereignisse voraussehen. Daraus entstand eine Spannung zwischen ihnen.

Mir ist einerlei, wenn mancher sagt, was kümmert uns, wie die USA mit Snowden verfahren. War es denn nicht so, dass nach dem geheimen Genozid an Juden durch Hitler die US-Amerikaner auf die Idee kamen, durch den “free flow of information” die Informationswelt zu verändern?

Nun sind dieselben Vereinigten Staaten und ihre ältere und schwächere Schwester, England, dabei, die ganze Welt hinsichtlich “Information” zu kontrollieren.

Und der selbige Snowden flieht nach China und Russland und möchte nun in Ecuador, das sich antiimperialistisch darstellen will, Asyl suchen. Nebenbei bemerkt: In Deutschland hat sich ein 20-jähriger Student parallel zu Snowdens Geschichte wegen der zwei-klassen- Behandlung von deutschen Telekomkunden bezüglich des Zugangs zu Internetinformationen per Petition an den Bundestag gewandt und Recht erhalten. [2]

Daraus folgt, dass das passive Informationsrecht für alle Bürger gleich sein soll.

Nun kehren wir zurück zu der Geschichte von Moses und Khidr, der zu Moses sagt: Wenn du von mir die Weisheit erfahren möchtest, dann sollst du mich nicht nach der Begründung meiner Aktivitäten fragen.

Aber Moses protestiert jedes Mal bei Aktionen von Khidr, die Moses verbrecherisch vorkommen, so dass sich am Ende ihre Wege trennen. Da sagt aber Khidr zu Moses nicht: Da du Verrat begangen hast, werfe ich dich ins Gefängnis, im Gegensatz zu den USA, die Snowden hinter Gittern bringen möchten.

Allerdings kommt Khidr in der Geschichte von Moses mit seinen Zukunftsvisionen gar nicht auf die Idee, den gutmütigen Moses als Verbrecher zu betrachten und ins Gefängnis zu werfen.

In den USA mit ihrem immensen Durst nach Information aus aller Welt, die sie für Terroristenbekämpfung nutzen wollen, kommt der Umgang Snowdens mit den gesammelten Informationen für den US-Sicherheitsapparat verräterisch vor.

Aber die Geschichte betrifft nicht nur die Sicherheit der US-Regierung und ihre globale Herrschaft und nicht nur die Entlarvung von geheimen Machenschaften US-amerikanischer und britischer Informationsapparate – weiss Gott, wie sie auf die Verdrehung und den Einsatz von Informationen wirken – sondern auch uns und inwieweit wir für unser Tun verantwortlich sind.

Wenn Informationen, die uns erreichen, durch grosse Informationsapparate kontrolliert und gelenkt werden, wenn in China und Russland und anderswo der Informationsfluss von oben gebremst wird, während in der USA und Europa uns das Gefühl vermittelt wird, dass die Pressefreiheit und freie Meinungsäusserung unser aller Recht ist, wobei auf legalem Wege die Verbreitung mancher Informationen verhindert wird – wie über Militäreinsätze und den Einsatz radioaktiver Munition durch Natostreitkräfte [3] -, dann geht es nicht um den Zugriff auf Informationen, die vorhanden sind, vielmehr werden unsere Informationen von Machthabern manipuliert.

Interessant ist, dass in der besagten Geschichte Moses den Informationsvorsprung von Khidr nicht aushalten kann. Er protestiert andauernd, was sie zum Schluss auseinander bringt.

NSA Whistleblower Edward Snowden

NSA Whistleblower Edward Snowden

In dieser Geschichte, die meines Wissens nur im Koran erzählt wird [4], besteht die Schlussfolgerung dort nicht darin, dass Moses etwas böses getan hätte.
Und interessant ist auch, dass Khidr schon von Anfang an Moses fragt: Wie willst Du mir folgen, wenn Du nicht wissen kannst, weshalb ich dies und jenes mache?

Die Schlussfolgerung in der Islamischen Republik Iran aus der Geschichte von Moses und Khidr geht in die Richtung: Da die Möglichkeit besteht, dass die Bevölkerung dauernd protestiert, lassen wir nicht zu, dass sie tatsächlich erfahren, was passiert.
Und wenn die Voice of Amerika und die BBC sie informieren, dann erklären wir, dass sie unsere Feinde sind. Daher ist die Bevölkerung nicht in der Lage, unter Benutung offizieller Informationen zu protestieren.
Dasselbe macht Putin mit der Bevölkerung Russlands und China mit der Bevölkerung dort.

Aber wenn ich und Sie für unser Tun Verantwortung tragen sollen, dann müssen wir genauso informiert sein, wie diejenigen, die uns kontrollieren. Sonst können wir unsere Verantwortung abwerfen und sagen, nur unsere Führer und ihre Sicherheitsapparate tragen die Verantwortung; Verantwortung für Kriege, für Umweltschäden, für die Verteuerung von Waren, für den Verlust von Wohlstand und für das Armut.
Sind wir dazu bereit?

RF/tlaxcala-int.org – Übersetzung Susanne Schuster

  1. Edward Snowden narrt die USA, Berliner Zeitung 25.06.2013
  2. Per Petition in den Bundestag, tagesschau.de 24.06.2013
  3. Deadly dust – Tödlicher Staub, tlaxcala-int.org 08.10.2010
    und Siegwart-Horst Günther, Arzt, Antifaschist, Jude und mutiger Mahner-Interview mit dem Entdecker des Golfkriegssyndroms, tlaxcala-int.org 24.02.2012
  4. Koranübersetzung von Max Hennig, überarbeitet von Murad Winfried Hoffmann, Dietrichs (18, 65-82)

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