Waren es 14 statt 9 sog. “Döner-Morde”?

Mordserie möglicherweise noch weit grösser

- von RF  -

J e intensiver man sich mit dem NSU-Komplex, den sog. “Döner-Morden” und dem aktuellen Beate Zschäpe-Prozess befasst, desto mehr Fragen werden aufgeworfen, als beantwortet.

Nach heutiger offizieller Darstellung und Anklage vor Gericht umfasst die seinerzeit behördenintern und in den Medien als sog. “Döner-Morde” bezeichnete Tatserie 9 ausländische Mordopfer (und eine ermordete deutsche Polizistin).
Am 04.02.2011 berichtete jedoch u.a. die Zeitung Die Welt wie folgt von einem weiteren Doppelmord:

„Rund zwei Monate nach dem Fund zweier Männerleichen in Südfrankreich führt die Spur der französischen Polizei in Richtung Deutschland. Alle Kleidungsstücke, die die Opfer trugen, seien in Deutschland gekauft worden, teilte eine Polizeisprecherin in Montpellier mit. Das gelte auch für die Hand- und Leintücher sowie für den Teppich, in den die Leichen eingewickelt gewesen seien.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Männer, bei denen es sich laut DNA-Analyse um Vater und Sohn handelt, wahrscheinlich in Deutschland gelebt hatten. (…)

Brisant an dem Fall ist eine Parallele zu einer Mordserie in Deutschland, die bis heute ungeklärt ist. Denn beide Opfer wurden mit einer 7,65-Millimeter-Pistole erschossen.
Eine Waffe dieses Typs verwendete auch ein Serienmörder in Deutschland, der zwischen 2005 und 2006 acht Türken tötete. Dabei handelt es sich um die sogenannten Döner-Morde.

Alle Taten wurden mit der Ceska-Pistole Modell 83 mit dem Kaliber 7,65 Millimeter verübt.
Die Waffe gilt als bisher wichtigster Hinweis bei der Suche nach dem Täter.“ [1]

Waren es 14 statt 9 sog. "Döner-Morde"?

Waren es 14 statt 9 sog. “Döner-Morde”?

Und am 06.10.2011 berichtete die Südwest Presse über den Mord an einem Blumenhändler in Laichingen und in diesem Zusammenhang über den Doppelmord an den Vorbesitzern des Blumenladens, Vater und Schwiegersohn:

„Nach der Bluttat kocht die Gerüchteküche in Laichingen. Die Spekulationen über die Hintergründe der Schüsse auf den Blumenhändler reichen von Schutzgelderpressung bis zur bislang ungeklärten Mordserie der neun “Döner-Morde”. Acht türkischstämmige Männer und ein Grieche waren die Opfer, das Bundeskriminalamt ermittelt. (…)
Der vorherige Inhaber des Blumenladens in Laichingen und sein Schwiegersohn, beide ebenfalls Kurden, wurden jedoch auch Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Männer wurden im November 1999 in der Türkei erschossen. (…)

Am 19. November flog der Schwiegersohn dem Ladeninhaber hinterher, nachdem dieser bei seinen Verwandten nicht angekommen war. Seiner Frau hatte der Schwiegersohn nur gesagt, er wolle ein paar Tage Urlaub machen. Auch er verschwand spurlos. Recherchen vor Ort ergaben, dass der junge Mann am 19. November 1999 auf dem Flughafen in Istanbul angekommen, aber sofort festgenommen worden war. Möglicherweise habe man beide mit der kurdischen Freiheitsbewegung PKK in Verbindung gebracht. (…)
Die folgenden Untersuchungen führten die Ermittler zu einem Massengrab bei Istanbul. Zwei der zehn Männerleichen, die darin lagen, identifizierte die Polizei schliesslich als den Blumenhändler, der auch in Laichingen einen Laden unterhielt, und seinen Schwiegersohn.“ [2]

Wir haben es hier also mit 5 weiteren Morden zu tun, die in das Raster der sog. “Döner-Mordserie” passen und im Falle der beiden in Frankreich aufgefundenen Opfer sogar eine mögliche Übereinstimmung der Tatwaffe.
In der offiziellen, behördlichen Darstellung zur Mordserie tauchen diese Taten jedoch eigenartiger Weise nicht auf. Warum diese Morde im Gegensatz zu anderen nicht in die Tatserie aufgenommen werden, bedarf der Klärung.

Am 06.05.2013 berichtet die Südwest Presse weiter:

„Der Hauptangeklagten Beate Zschäpe wird vorgeworfen (…) unter anderem zehn Morde begangen zu haben. Verbindungen dieser Morde zu der nach wie vor ungeklärten Bluttat am Laichinger Blumenhändler, einem Kurden, am 04. Oktober 2011 sieht die Staatsanwaltschaft Ulm nicht. Die Ermittlungen hätten keinerlei Hinweise darauf ergeben, sagt Leitender Oberstaats-anwalt Christoph Lehr.
„Aber wir können das auch nicht völlig ausschliessen.“

Dass es Parallelen gibt zu den NSU-Morden, hatte dazu geführt, dass auch die Bundesanwalt-schaft eingeschaltet worden waren, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt. Die Morde der rechten Terrorgruppe waren ähnlich präzise und schnell ausgeführt worden. (…)
An Morde aus dem rechtsextremen Lager, motiviert durch Ausländerhass, glaubte keiner. (…)

Ein Blumenhändler “aus der Nähe von Ulm” war auch im Gespräch gewesen, das Geschäft des Blumenhändlers Enver Şimşek zu übernehmen, erzählt dessen Tochter Semiya Şimşek in ihrem Buch “Schmerzliche Heimat”. Enver Şimşek war das erste Opfer der NSU-Mörder, er starb am 09. September des Jahres 2000 in Nürnberg.
Ob es sich bei dem potenziellen Geschäftspartner aus der Ulmer Umgebung um den Laichinger Blumenhändler handelte, ist unklar.
Aber die Parallelen sind erstaunlich.“ [3]

In diesem Kontext wird ein weiterer Fakt durch die offizielle, auch durch die NATO-Medien kolportierte, Darstellung ausgeblendet: Laut Kurdische Gemeinde [4] sind mindestens 3 der Mordopfer, nach anderen Medienberichten 5, auf der offiziellen 9er-Liste Kurden – und nicht wie immer wieder von staatlicher Seite betont Türken.
Die 3 Mordopfer in Laichingen sind ebenfalls Kurden.

Angesichts des jahrzehntelangen Krieges zwischen der Türkei und Kurdistan macht das natürlich für die Ermittlungsarbeit einen ganz wesentlichen Unterschied. Umso erstaunlicher ist es, dass der Öffentlichkeit immer wieder die Geschichte der 8 türkischen Opfer aufgetischt wird (der 9. Ausländer ist Grieche).

Man darf gespannt sein, welche brisanten Details noch ans Tageslicht kommen werden. Dass der Zschäpe-Prozess vor dem OLG München zum aktuellen Stand auch nur annähernd der Wahrheit auf der Spur ist, daran muss zunehmend gezweifelt werden.

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→ NSU: Nazi oder NATO?, 16.05.2013
→ Zschäpe-Prozess ist kein NSU-Prozess, 06.05.2013

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