Die Kontrolle über das erste Glied in der Nahrungsmittelkette: Saatgut

Das 2009 verabschiedete US-Gesetz für globale Ernährungssicherheit erlaubt in der Nahrungsmittelhilfe erstmals den Einsatz von gentechnisch veränderten Produkten - von Nidhi Tandon

- von RF  -

N idhi Tandon beschreibt, wie dieses Gesetz Biotechnologiefirmen bei der Monopolisierung der Saatgutindustrie auf Kosten von Landwirten hilft und untersucht die fragwürdigen Verbindungen zwischen diesen Konzernen, der Gates Foundation und der Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika.

Im März 2009 verabschiedete der Ausschuss für auswärtige Beziehungen im US-Senat das Gesetz für globale Ernährungssicherheit [Global Food Security Act (SB 384)]. Das Ziel des als Lugar-Casey Act bekannten Gesetzes ist die Priorisierung der langfristigen landwirtschaftlichen Entwicklung und die Umstruktrurierung der Hilfsorganisationen, damit sie besser auf Krisen reagieren können.

Die Zuwendungen für landwirtschaftliche Entwicklung – insgesamt etwa 7,7 Milliarden US-Dollar – würden grösstenteils in die Erforschung gentechnisch veränderter Ernteerzeugnisse fliessen. [1]
Mit anderen Worten, in der Nahrungsmittelhilfe dürfen erstmals gentechnisch veränderte Produkte verwendet werden. GV-Erzeugnisse brauchen GV-Saatgut – Saatgut, das nicht mehr das Ergebnis natürlicher Bestäubung ist.

Das Lugar-Casey-Gesetz stellt das grösste Agrarprojekt seit der ersten grünen Revolution in den 1950-er und 1960-er Jahren dar. Vor fünfzig Jahren hatten Entwicklungsländer jährliche Handelsüberschüsse im Agrarsektor von mehr als 1 Milliarde US-Dollar. Heute ist das Nahrungsmitteldefizit des Südens auf mehr als 11 Milliarden US-Dollar jährlich angewachsen [2], dies trägt zur Abhängigkeit von den unberechenbaren internationalen Märkten bei, was zur Nahrungsmittelkrise im Jahr 2008 geführt hat.

Die erste grüne Revolution steigerte die weltweite Nahrungsmittelproduktion um 11 Prozent in einem sehr kurzen Zeitraum, doch die Anzahl der Hungernden stieg genauso stark. [3] Wie konnte das sein?

Die Techniken der grünen Revolution sind teuer. Der Dünger, das Saatgut, die Schädlingsbekämpfungsmittel und Maschinen, die nötig sind, um von der gesteigerten Produktivität zu profitieren, machten die Techniken für die meisten Kleinbauern unerschwinglich, dies vergrösserte die Kluft zwischen Reichen und Armen in Entwicklungsländern. Arme Bauern wurden in den Ruin und in städtische Elendsviertel getrieben.

Die im Lugar-Casey-Gesetz hervorgehobene neue grüne Revolution leidet unter genau den gleichen Problemen. Doch jetzt steht das gentechnisch veränderte Saatgut unter dem Patentschutz und Privateigentum der Biotechnologiekonzerne, die die Saatgutindustrie monopolisieren und die Landwirte müssen jedes Jahr neues Saatgut kaufen. [4]

Millionen Dollar an Forschungsgeldern fliessen in die Erforschung von klimaangepasstem Saatgut als Lösung für Nahrungsmittelsicherheit unter Klimastress. DuPont, Monsanto, Syngenta und Limagrain kontrollieren 29 Prozent des Weltmarkts für Saatgut, wobei Monsanto fast den ganzen Markt für gentechnisch verändertes Saatgut kontrolliert.

Die Partnerschaft der Gates und Rockefeller Stiftungen mit Monsanto, mit der eine grüne Revolution asiatischen Stils auf den afrikanischen Kontinent gebracht werden soll, wird 150 Millionen US-Dollar in die Allianz für eine grüne Revolution in Afrika (AGRA) investieren. Die Allianz beschreibt sich auf ihrer Webseite als eine „dynamische Partnerschaft, die mit ihren Aktivitäten auf dem ganzen Kontinent Millionen Kleinbauern und ihren Familien hilft, sich aus Armut und Hunger zu befreien … mit einem Schwerpunkt auf wichtigen Aspekten der afrikanischen Landwirtschaft: angefangen von Saatgut, Bodengesundheit und Wasser bis hin zu Märkten, Agrarbildung und Agrarpolitik“.

Die Verbindung zwischen Gates und Monsanto ist sehr stark. The Wall Street Journal berichtete im August 2010, dass Monsanto eine der Investitionen im Portfolio der Stiftung war. [5] Abbild 2 zeigt die institutionellen Verbindungen und Verflechtungen mit AGRA, die sowohl von der Bill und Melinda Gates Foundation als auch Monsanto finanziert werden.

Es zeigt auch die direkte Verbindung mit Rob Horsch, 25 Jahre lang VP Internationale Entwicklung bei Monsanto und zurzeit Programmleiter bei der Gates Foundation. [6]

Hinter diesen Entwicklungen steckt eine verstärkte Förderung von Biotechnologie. Eine der Hauptempfehlungen in einem 2009 veröffentlichten Bericht lautet: „… internationale Agrarforschungsprojekte mit beträchtlichen finanziellen Vorteilen für eine grosse Zahl von Nutzniessern sollten bei Investitionen priorisiert werden, vor allem gentechnisch veränderte Organismen (GVO), die grosses Potenzial für die Steigerung von Ernteerträgen bieten, und “klimaresistente” Sorten“. [7]

Die Allianz für eine grüne Revolution in Afrika veranschlagt die Kosten für die Entwicklung von 200 Sorten, die besser an lokale Bedingungen angepasst sind, auf 43 Millionen US-Dollar. Die Entwicklung von biotechnologisch entwickeltem Mais von Monsanto soll 10 bis 25 Millionen US-Dollar gekostet haben. Irgendwann ist die Rendite für diese Investition fällig – in Argentinien wurde sie von Monsanto rückwirkend gefordert.

Die Anzahl der Landwirte, die GV-Erzeugnisse anbauen, ist zwischen 1996 und 2008 von 1,3 auf 13,3 Millionen angestiegen, und die Zahl der Länder, in denen solche Erzeugnisse angebaut werden, ist in diesem Zeitraum von sechs auf 25 angestiegen. [8]
Mehr als 90 Prozent der Landwirte in Entwicklungsländern, die GV-Erzeugnisse anbauen, sind Kleinbauern und verfügen über geringe Ressourcen.

Immer mehr afrikanisches Ackerland wird zum Versuchslabor für gentechnisch verändertes Saatgut. Im Jahr 2009 brachte der in Südafrika angebaute Genmais von Monsanto keine Körner hervor, Hunderte von Bauern waren davon schwer geschädigt. Laut Mariam Mayet, Umweltanwältin und Direktorin des afrikanischen Zentrums für Biosicherheit in Johannesburg, erlitten einige Bauern einen Ernteausfall von bis zu 80 Prozent.

Während Monsanto die Grosslandwirte entschädigte, die Direktabnehmer des Saatguts waren, gingen die zahlreichen Kleinbauern, die kostenlose Saatgutpäckchen erhielten, leer aus. „Wenn die wirtschaftliche Macht von Gates mit der Unverantwortlichkeit von Monsanto gekoppelt wird, sind die Aussichten für afrikanische Kleinbauern nicht sehr vielversprechend“, sagte Mayet.

Monsantos aggressive Patentpraktiken haben darüber hinaus die Kontrolle über Saatgut derart monopolisiert, dass Landwirten die Kontrolle über ihre eigene Ernte verwehrt wird, dies geht so weit, dass Landwirte wegen “Patentverletzungen“ verklagt und in den Bankrott getrieben werden.

Ein weiteres Merkmal der Biotechnologie, vor allem bei gentechnisch veränderten Erzeugnissen, ist, dass sie unter Patentschutz stehen. In dem Bericht Reaping the Benefits der Royal Society steht:
„Die Anwendung von Patenten hat unterschiedliche Folgen. In einigen Fällen hat diese Strategie die kommerzielle Entwicklung von Produkten und ihrer Anwendungen angestoßen. Jedoch haben die Beschränkungen bei geistigen Eigentumsrechten schwerwiegende Folgen für den Zugang zu neuen Technologien, vor allem für die Armen.
Das Potenzial für Patentschutz weckt Misstrauen im Hinblick auf diese Technologie, denn sie beschränkt die Wahlmöglichkeiten der Bauern und treibt diejeningen ohne Wahlmöglichkeiten in restriktive und teure kommerzielle Partnerschaften“. [9]

Josphat Ngonyo, mit dem Afrikanetzwerk für Tierschutz, vergleicht die Tätigkeiten der Allianz mit denen von Monsanto. Seine Sicht ist: „Die von den Gates und Rockefeller Stiftungen beschlossene Struktur für AGRA gleicht einem gut bekannten Monsanto-Format. AGRA gibt vor, kleine und mittlere Agrarhändler, bis zur Dorfebene, zu finanzieren und zu schulen, um sicherzustellen, dass ‘verbessertes Saatgut’ ungehindert zu allen Bauern auf dem ganzen Kontinent fliessen kann.
Doch Monsanto muss seine Technologieverträge überwachen, die beste Kontrolle des Transfers von Monsantos Laboren zu den Bauern erfolgt daher, wenn der Geldgeber die Lieferkette für Saatgut in Afrika in der Hand hat“.

Kurz ausgedrückt: Dies führt dazu, dass Konzerne die Lieferung von Saatgut vom Labor bis zum dörflichen Bauernhof kontrollieren, sowohl konventionelles als auch gentechnisch verändertes.

GV-Sojaplantagen: Bald in Ihrer Nachbarschaft zu finden …

Am 08. Juli 2010 verkündete Soyatech LLC [10], dass die Bill & Melinda Gates Foundation ihr neues Entwicklungsprogramm für die Sojawertschöpfungskette im südlichen Afrika auf der Soy Innovation Africa 2010 Konferenz in Kapstadt lancierte. Mit einer Förderung in Höhe von 8 Millionen US-Dollar von der Gates Foundation planen Nichtregierungsorganisationen (CLUSA & AGRA), Privatunternehmen (Cargill) und Regierungen (das sambische Agrarforschungsinstitut), eine Sojawertschöpfungskette zu entwickeln.

Das Projekt läuft über einen Zeitraum von vier Jahren, es beginnt zunächst in Mosambik und Sambia, wo es an 37.000 Kleinbauern gerichtet ist. Das Modell wird im Lauf der Zeit in anderen Regionen übernommen werden. Laut der Webseite von Soyatech soll das Programm Unternehmer und führende Firmen in Schwellenländern mit den Werkzeugen ausstatten, um Sojabohnen in einer effizienten Weise zu produzieren, zu verarbeiten und zu verwerten.

Das Soy Innovation Africa Programm vermittelt darüber hinaus ein breites Verständnis des Weltmarkts für Sojabohnen, neue Techniken und strategische Einsichten von internationalen Führern bei Pflanzenbau, Sojalebensmitteln, Biokraftstoffen und Tierfutter.

Cargill ist der grösste Global Player in der Produktion von und dem Handel mit Soja, mit grossem Investitionsvolumen in Lateinamerika. In Anbetracht der Erfahrungen in Lateinamerika können wir davon ausgehen, dass afrikanische Bauern keine andere Wahl haben werden, als GV-Saatgut im Rahmen des Gates-Projekts anzunehmen. Mosambik hat GV-Sojaerzeugnissen bereits in das Land gelassen, als es im Jahr 2010 eine Schiffsladung von 35.000 Tonnen GV-Sojabohnen aus Südafrika angenommen hat.

Afrikanische Artenvielfalt, indigene Erdfrüchte und Anbaumethoden

„Im Verlauf der Geschichte haben die Menschen 7.000 Pflanzenarten für ihre Ernährung genutzt, der Schwerpunkt lag dabei auf Weizen, Roggen, Mais und etwa ein Dutzend anderer domestizierter Arten. Doch es existieren mindestens 75.000 essbare Arten und viele davon sind den derzeit angebauten Feldfrüchten überlegen,“ so Edward Wilson, Biophilia 1984.
„Von den etwa 200 indigenen Pflanzenarten, die Kenianer früher als Gemüse aßen, wurden die meisten entweder wild gesammelt, teilweise oder ganz kultiviert. Heute sind viele entweder unbekannt oder ausgestorben“, Mary Abukatsa-Onyango, Kenia 2009.

Widerstand gegen Genfood in Cancun

Widerstand gegen Genfood in Cancun, Mexico

In einer globalisierten Welt mit einer zunehmend industrialisierten Landwirtschaft basiert der Ackerbau auf Monokulturen mit einer begrenzten Anzahl von Pflanzenarten.

Der Trend zu einer immer stärker mechanisierten Landwirtschaft in der Hand von immer weniger Bauern, die immer grössere Anbauflächen beackern, führt zu einer Vereinfachung unserer Landschaften und zu einer Verminderung unserer Pflanzenarten, sowohl derjenigen, die direkt als Nahrung dienen als auch derjenigen, die einen indirekten Einfluss auf die Landwirtschaft haben, indem sie das Klima oder die Bestäuber usw. beeinflussen.

In den Vereinigten Staaten und Kanada, zum Beispiel, kann man auf eine Entfernung von 1.800 km Felder überfliegen, auf denen nur zwei oder drei verschiedene Fruchtsorten angebaut werden. Diese Vereinfachung in Form von homogenen Genotypen über weite Anbauflächen stellt eine Bedrohung für unsere Nahrungsmittelsicherheit dar.
Eine Folge davon wird ironischerweise dadurch illustriert, dass Bienen im Zentrum von Paris bessere Bedingungen vorfinden und mehr Honig produzieren als auf dem Land, denn sie haben dort Zugang zu einer grösseren Blumenvielfalt und sind keinen Pestiziden ausgesetzt.

Afrikanische Länder haben infolge westlicher Agrarmethoden und des Anbaus fremder Arten einen Grossteil ihrer indigenen Artenvielfalt verloren. Dieser Verlust der Artenvielfalt erstreckt sich auch auf den Verlust von bewährten, nahrhaften und reichlich vorhandenen Nahrungsmitteln.

Trotz ihrer scheinbaren Schwäche haben afrikanische Kleinbauern ein grosses Wissen im Hinblick auf die sehr reiche Biodiversität des Kontinents. Kombiniert mit geeigneten agroökologischen Techniken produzieren Ansätze, die auf dieses Wissen bauen, höchst zufriedenstellende Ergebnisse.

Der Einsatz von biologischen Düngemitteln wie z. B. Kompost und erosionsbekämpfende Techniken haben die Ernteerträge aus lokalem Saatgut verdoppelt oder sogar vervierfacht. Ein integriertes Schädlingsmanagement ohne den Einsatz von Pestiziden hat zu einer Produktionssteigerung von 30 Prozent geführt.
Die Reisanbauer des Office du Niger in Mali haben den Preis für den besten Ernteertrag gewonnen; allein durch den Einsatz von biologischen Düngemitteln und lokalem Saatgut haben sie mehr als acht Tonnen pro Hektar erzielt. [11]

Im Rahmen des Projekts wurde ihnen das Wissen von ökologischen Anbautechniken zur Verfügung gestellt, immer mehr Bauern verändern nun ihre Anbaumethoden. Zwischenfrüchte und Kompost dient zur Regenerierung des Boden und Steigerung seiner Fruchtbarkeit, und zur Verbesserung seines Wasseraufnahmevermögens.

Entlang den Zäunen werden Baumschösslinge gepflanzt und Unkraut wird in den Boden eingepflügt, um den Boden mit organischen Stoffen anzureichern. Die Fallstudie weist darauf hin, dass Fruchtfolge und Diversifizierung von Pflanzen- und Tierarten es möglich macht, genügend Nahrung für ein ganzes Jahr zu erhalten, die Ernährung der Familie zu verbessern und, im Falle von Überschüssen, ein Einkommen zu generieren. Kürbis, Zwiebel, Paprika, Yucca bzw. Cassava und Kochbananen – sie alle gehören zu dem Anbausortiment auf den Landparzellen und die Bauern experimentieren auch mit neuen Feldfrüchten.

Einige Bauern haben auf ihren Farmen kleine Dämme gebaut, um Wasser für Tiere und Bewässerung zu stauen, und es gibt auch einige Beispiele für die Zucht von Buntbarschen. Einige Familien nutzen Zisternen zum Auffangen von Regenwasser. Eine grössere Effizienz in der Ressourcennutzung in der Tierfütterung wird erreicht durch intensive geplante Weidenhaltung und durch Rotation der Weiden.
Tierfutter wird auch auf den Bauernhöfen produziert. Maßnahmen wie die hier genannten können zu einer verbesserten Nahrungsmittelsicherheit und einer verminderten Abhängigkeit von Grundgetreide führen. [12]

Selbst anbauen, was man isst und essen, was man selbst anbaut

„Ich glaube nicht, dass wir die Probleme Ernährungssicherheit, Armut und Gesundheit in Kenia lösen können, ohne uns auf indigene afrikanische Feldfrüchte zu stützen. Vor zwanzig Jahren leistete Professor Mary Abukutsa Onyango, eine Gartenbauwissenschaftlerin an der Jomo Kenyatta Universität für Landwirtschaft und Technologie, Pionierarbeit mit einer breit angelegten Studie im Hinblick auf traditionelle Gemüsesorten wie afrikanische Aubergine, Nachtschattengewächse und Kuhbohnen.
Die Studie war inspiriert von meiner eigenen Erfahrung: seit meiner Kindheit muss ich mich von Gemüse ernähren, da ich allergisch gegen tierisches Eiweiss bin. Ich wusste daher, dass traditionelle Gemüsesorten nährstoffreich und leicht anzubauen sind“, erklärt Abukutsa.
„Mit meiner Studie wollte ich erreichen, dass traditionalle Gemüsesorten stärker verbreitet werden und dass den Bauern geholfen wird, vom Verkauf der Erzeugnisse leben zu können. Bisher arbeiten wir mit etwa 100 Bauern bzw. Bauerngruppen zusammen – 77 in Westkenia und 33 in Zentralkenia -, die in allen Aspekten des Anbaus indigener Feldfrüchte geschult werden, von der Saatgutgewinnung bis zur Verarbeitung, unter Einsatz ökologischer Methoden. Diejenigen Bauern, die das gut bewältigen, werden ausserdem in einfachen Lebensmittelkonservierungstechniken wie das Trocknen geschult, dadurch wird die Haltbarkeit so nährstoffschonend wie möglich verlängert, und es werden Kontakte mit Supermärkten geknüpft, in denen ihr Gemüse verkauft werden kann. Aufgrund des gründlichen Trainings sind sie in der Lage, ihr Wissen vom Anbau indigener Feldfrüchte an andere Mitglieder ihrer Gemeinden weiterzugeben.“

Weiter erklärt sie, dass durch eine konzertierte Aktion verschiedener Stakeholder zur Bekanntmachung traditioneller Gemüsesorten diese nun in Restaurants, Märkten und sogar Supermärkten erhältlich sind, die Leute müssen also nicht mehr auf das Land fahren, um sie zu kaufen.
Abukutsa befürwortet eine Rückkehr zu indigenen Feldfrüchten, um die Probleme der Ernährungssicherheit, Armut und Gesundheit, verstärkt durch die Auswirkungen des Klimawandels, zu lösen. Mit einer rapide um sich greifenden Nahrungsmittelkrise und voraussichtlich fallenden Maisernten infolge eines veränderten Wettergeschehens in Kenia wären die einzigen Getreidearten, die Mais hinlänglich ersetzen könnten, Hirse und Sorghum, sie weisen eine grössere Trockenresistenz auf.

„Exotische Gemüsesorten haben ihre Abnehmer, aber vor allem unter den Reichen. Sie sind teuer und daher marginalisieren sie Kenianer, die unter der Armutsgrenze leben, und die schätzungsweise 60 Prozent der ländlichen Bevölkerung ausmachen, laut Regierungsberichten wie der Kenya Health Demographic Survey 2009“, erklärt Nduati Kigo, ein Agrarberater in Zentralkenia.
Ausserdem seien ihm zufolge die angebotenen exotischen Gemüsesorten für normale Kenianer unerschwinglich und aufgrund der mangelnden breiten Verfügbarkeit von traditionellen Gemüsesorten die Wahlmöglichkeiten eingeschränkt, daher bleibe Nahrungsmittelunsicherheit für viele Haushalte eine Realität.

Die traditionelle (und wertvolle) Rolle von Frauen im Management der pflanzlichen Genressourcen (Saatgutgewinnung, -auswahl und -bewahrung) wird durch die Biotechnologie-Befürwortung der US-Entwicklungspolitik gedämpft und entwertet. Die weibliche Lebensgrundlage der Saatgutbewahrung und -erzeugung könnte zerstört werden im Namen einer fehlgelenkten Entwicklungsagenda, die sich auf ein profitables Agrargeschäft in der industrialisierten Welt konzentriert.
Die gänzliche Übernahme der industriellen Landwirtschaft im Allgemeinen und von GV-Saatgut im Besonderen schliessen folgende Risiken für Bauern ein:

  • Die Abtretung ihrer Entscheidungen zu Nahrungsmittel- und Agrarfragen an globale Konzerne
  • Der Verlust der ökologischen und landwirtschaftlichen Artenvielfalt im Zuge der Ausbreitung gentechnisch veränderter Feldfruchtsorten
  • Gesteigerter Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, was oftmals Hand in Hand mit GV-Saatgut geht
  • Die Vertreibung kleiner und mittlerer Familienbetriebe von ihrem Land, weil sie sich die teuren Betriebsmittel, einschliesslich gentechnisch verändertes Saatgut, die eine industrielle Landwirtschaft erfordert, nicht leisten können.

Überall dort, wo der Lebensmittelbedarf der Menschen von einem lokalen Nahrungsmittelsystem befriedigt wird, sind die Farmen selbst von grösserer Vielfalt geprägt. Die Bauern, die lokale Märkte beliefern, haben einen starken Anreiz, ihre Produktion zu diversifizieren. Saatgutbewahrende Bauern haben die Pflanzen aufgrund bestimmter Eigenschaften ausgewählt, einschliesslich ihr Erfolg in lokalen Mikroklimata und Bodenarten.

Landwirtschaftliche Biodiversität wird aufgrunddessen stetig vervielfacht. Wenn Betriebe klein sind und vor allem wenn sie eine ökologische Landwirtschaft betreiben, bieten sie einer breiten Vielfalt von Arten, die nicht als Nahrung dienen, einen Lebensraum innerhalb des Agrarsystems. In einigen Fällen wird die Farm selbst zum Spiegelbild der Wildnis.
Wir haben viel aufzuholfen und Arten zurückzugewinnen.

RF/Übersetzung Susanne Schuster / tlaxcala-int.org

  1. Global Food Security Act By Annie Shattuck. Edited by Emily Schwartz Greco, April 17, 2009 Foreign Policy Focus
  2. Bertini, Catherine and Dan Glickman 2009. Renewing American Leadership in the Fight Against Global Hunger and Poverty. The Chicago Initiative on Global Agricultural Development. Chicago Council on Global Affairs
  3. IAASTD (International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development). 2009.Executive Summary of the Synthesis Report. Washington DC: Island Press; See also McIntyre, Beverly D., Hans R. Herren, Judi Wakhungu and Robert T. Watson, ed. 2009. International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development: Synthesis Report
  4. Quote taken from FIRST Institute for Food and Development Policy. Policy Brief No 18 Why the Lugar-Casey Global Food Security Act will Fail to Curb Hunger by Annie Shattuck and Eric Holt-Giménez April 2009
  5. A filing with the Securities and Exchange Commission says the foundation bought 500,000 shares of the stock between April and June; the total value was $27.6 million
  6. Alliance for a Green Revolution in Africa (AGRA) Fund Distribution: Gates Foundation Links to Monsanto & GE Crops Development in Kenya. Travis English, AGRA Watch, a project of Community Alliance for Global Justice
  7. Draper, Peter, Sheila Kiratu and Tanja Hichert (2009) International Institute for Sustainable Development: How Might Agriculture Develop in Southern Africa: Making Sense of Complexity. Winnipeg
  8. Tandon (2010)
  9. The Royal Society (2009) S.45
  10. Philip L Bereano and Travis M English, Looking in a Gift Horse’s Mouth, Third World Network Aug-Sept 2010
  11. Soyatech ist eine globale Medien, Marketing und Eventfirma, die Agrarunternehmen, Lebensmittel-, Tierfutter und Biokraftstoffunternehmen dabei hilft, durch seine Publikationen, Konferenzen, Webinars und stark genutzte Internetplattform Marktchancen zu evaluieren und zu entwickeln
  12. JINUKUN, das nationale Netzwerk für nachhaltiges Management von natürlichen Ressourcen in Benin, steht im Zentrum von COPAGEN, die westafrikanische Allianz zum Schutz der afrikanischen Genressourcen

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