Bilderberg-Konferenz, Antiimperialismus und neue Weltordnung

Zum Unterschied von sozialistischer zu bürgerlicher Imperialismus- bzw. NWO-Kritik

- von RF  -

D ie internationale, imperiale Entwicklung, die durch imperialistische Thinktanks selbst als New World Order (NWO) bezeichnet wird, und deren fatale globale Auswirkungen sind Gegenstand des Diskurses einer kritischen Öffentlichkeit. Im Juni findet in Dresden die diesjährige Bilderberg-Konferenz statt, zu deren Blockade und Proteste gegen das hochkarätige Treffen der imperialen Bourgeoisie Die Rote Fahne im Rahmen der Antifaschistischen Aktion aufgerufen hat. [1]

Was ist die Bilderberg-Konferenz?

Rund um das Thema Bilderberg-Konferenz, die erstmals 1954 in den Niederlanden tagte und dann jährlich in verschiedenen Ländern stattfand, existieren unterschiedliche Einschätzungen und Debatten zum Charakter dieser Veranstaltung.
Grund hierfür ist nicht zuletzt der Umstand, dass die Inhalte der Konferenzen geheim sind und keine Informationen nach aussen dringen, obwohl neben privaten Vertretern aus Wirtschaft und Medien auch aus Steuermitteln finanzierte Funktionsträger aus der offiziellen Politik, dem Militär und Geheimdiensten unter den Teilnehmern zu finden sind.

Willkommen in der neuen Weltordnung (NWO)

Willkommen in der neuen Weltordnung (NWO)

Ähnlich der Atlantikbrücke, dem Weltwirtschaftsforum oder der NATO-Sicherheitskonferenz (Münchner Sicherheitskonferenz) handelt es sich auch bei Bilderberg um formell private Veranstaltungen, die jenseits demokratisch-republikanischer Legitimation stattfinden, deren Durchführungen gleichwohl aber aus öffentlichen Geldern finanziert werden.
Es lässt sich objektiv bilanzieren, dass auf den Konferenzen Politik im Weltmaßstab besprochen wird, ohne dass der demokratische Souverän dazu einen Auftrag erteilt hat, das ganze gleicht eher mafiöser und antidemokratischer Konspiration.

Die Bilderberg-Konferenz reiht sich nahtlos in die Strukturen transatlantischer Netzwerke ein, so wurde bei der Gründung definiert; „dem steigenden Antiamerikanismus in Europa entgegenzuwirken und den Zusammenhalt zwischen den Machteliten auf beiden Seiten des Atlantiks sowie die Europäisierungsbewegung zu stärken, um ein geschlossenes Bündnis des Westens gegen den Kommunismus zu gewährleisten.“

Der ersten Bilderberg-Konferenz im Mai 1954 folgte im Oktober 1954 die Ankündigung des NATO-Beitritts der BRD, der 1955 vollzogen wurde.
Der französische Publizist Thierry Meyssan kommt nach intensiven Recherchen zu dem Schluss: „Bilderberg ist eine Schöpfung der NATO. Er zielt darauf ab, die Leader zu überzeugen und durch sie die öffentliche Meinung zu manipulieren, damit sie die Bilderberg-Konzepte annimmt und die Aktionen der Allianz teilt.“ [2]

Antiimperialismus und neue Weltordnung

Die bisherige Auseinandersetzung mit und Kritik an der Bilderberg-Konferenz teilt sich im Wesentlichen in zwei divergierende Rezeptionen; einer sozialistischen und einer bürgerlichen.

In vielen Punkten kommen unterschiedlich politisch positionierte Kritiker zu ähnlichen Urteilen, wie bei den Themen; 9/11 als inszenierter Terror, um einen öffentlichkeitswirksamen Grund zur Ausweitung des imperialen Krieges zu erhalten, Krieg und Vertreibung und damit korrespondierend Masseneinwanderung nach Europa als Instrument der Geostrategie zur Destabilisierung von Staaten, imperiale Zentralisierung und Desintegration und Entmachtung der bürgerlich-demokratischen Republiken, NSA und Ausbau der globalen Totalüberwachung, Entwicklung und Einführung von RFID-Chips und Abschaffung des Bargelds zur totalen Personenkontrolle etc.

Die bürgerliche NWO- bzw. Bilderberg-Kritik nimmt zwar die augenscheinlichen Ergebnisse der Epoche des Imperialismus zur Kenntnis, blendet jedoch die ökonomischen Hintergründe oftmals aus oder erfasst diese nicht in voller Gänze und verortet die Quelle dieser historischen Entwicklung in subjektiver Verschwörung.
Die Konspiration der Wirtschafts- und Machteliten wird nicht als Konsequenz aus Kapitalismus und Imperialismus identifiziert, sondern tritt an die Stelle ökonomischer Determination. Bildlich gesprochen herrscht mitunter die Meinung vor, die Protagonisten der neuen Weltordnung hätten sich im Kerzenschein verborgener Gewölbe getroffen und nach dem Ausruf “drei mal schwarzer Kater” und der Hingabe an obskure Rituale zur Weltherrschaft verschworen.

Die simple Tatsache, dass die private Akkumulation von Kapital aka Kapitalismus überhaupt erst die ökonomische Grundlage für politische und militärische Konspiration geschaffen hat, wird von so manchen Zeitgenossen schlicht negiert.
Dabei entsprechen all die Entwicklungsphänomene, welche auf die Menschen heute kontinuierlich niedergehen und den Weg in die globale Diktatur ebnen, genau jener Beschreibung der Epoche, wie diese durch die sozialistische Philosophie seit über 150 Jahren formuliert wurde. So lesen wir bereits im Manifest der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels von 1848:

„Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglomeriert, die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert.

Die notwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation.

Unabhängige, fast nur verbündete Provinzen mit verschiedenen Interessen, Gesetzen, Regierungen und Zöllen wurden zusammengedrängt in eine Nation, eine Regierung, ein Gesetz, ein nationales Klasseninteresse, eine Douanenlinie.“

Was im Kommunistischen Manifest (entsprechend dem damaligen Entwicklungsstand) die Bildung regionaler Provinzen zu regionalen Nationen analysierte und beschrieb, lässt sich heute 1:1 auf die imperiale Ebene übersetzen – man tausche lediglich das Wort „Provinzen“ durch „Nationalstaaten“ aus, denke also einfach eine Ebene höher.

Die „Zentralisierung“ als „notwendige Folge“ kommt heute in Konstituierung und Ausbau imperialer Rechtsnormen, politischer, wirtschaftlicher und militärischer Organe, den Nationalstaaten übergeordneten Institutionen wie IWF, EU und NATO zum Ausdruck. Hierbei geben die Nationalstaaten Stück für Stück nationale Souveränitätsrechte an den globalen Imperialismus und seine transnationalen Strukturen ab.
Über diese offiziellen Institutionen hinaus organisiert sich die Funktionselite der imperialen Oligarchie zudem an der Legislative vorbei in konspirativen Bünden und Konferenzen wie bspw. der Bilderberg-Konferenz (auch Bilderberger-Club).

Und im Jahr 1992 schrieben wir im Berliner Manifest der KPD (Initiative):

„Verstärkt formieren sich die westlichen imperialistischen Staaten zu einem globalen Imperium, dessen militärische Konstituierung im weiteren Ausbau der NATO zum NATO-Imperium zum Ausdruck kommt. Durch die wachsende koordinierte Macht des international organisierten Kapitals, verlieren die Nationalstaaten und deren Parlamente zunehmend an Einfluss auf die internationalen ökonomischen Prozesse. (…)

Das sich neu formierende globale kapitalistische Imperium und seine nationalen Agenturen betreiben verstärkt den Abbau demokratischer und sozialer Grundrechte. Durch die internationale Entwicklung verändern sich auch die ökonomischen Grundlagen für einen potentiellen künftigen Faschismus. An die Stelle der Kapitalinteressen des nationalen Kapitals als Basis faschistischer Herrschaft und imperialistischer Strategien, tritt tendenziell das international organisierte Kapital mit seinen transnationalen, imperialen Bedürfnissen.

Durch die technologische Entwicklung begünstigt, strebt das Imperium durch immer neue, weitergehende Rechtsnormen die Totalüberwachung aller Bürger an. Diese Entwicklung der schleichenden Faschisierung der Gesellschaft droht in einem künftigen HighTech-Faschismus des 21. Jahrhunderts zu münden. Die KPD fordert deshalb die Vernichtung aller Akten und Datenbestände und Abschaffung aller Systeme, welche geeignet sind flächendeckend in das informationelle Selbstbestimmungsrecht aller Bürger einzugreifen.
Antifaschistischer Widerstand muss sich heute in erster Linie dieser neuen, veränderten globalen Bedrohungslage stellen.“

Wünschenswert wäre, wenn bürgerliche Kritiker sich eingehender über die Hintergründe und den philosophischen Diskurs zum Thema Imperialismus informieren – und andererseits politische Aktivisten, die sich selbst als Sozialisten begreifen, intensiver mit aktueller Imperialismus-Kritik und der konkreten Geostrategie der New Word Order beschäftigen würden.
Für beides ist die diesjährige Bilderberg-Konferenz in Dresden ein guter Anlass.

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