Krebserregende Mineralölrückstände in Schokolade

Recyclingkartons enthalten giftige Rückstände von Druckfarben

- von Presseticker  -

D ie Kritik der Stiftung Warentest an potenziell krebserregenden Mineralölrückständen in Schokolade von Adventskalendern tat der Statistiker Walter Krämer als „Panikmache“ und „Desinformation“ ab.
foodwatch fragte den Professor aus Dortmund nach Quellen und Belegen für seine Behauptungen – doch die konnte oder wollte er nicht nennen.
Stimmung machte Krämer dennoch…

Viel Wirbel hatte die Stiftung Warentest verursacht, als sie Ende November 2012 Messdaten über Mineralölrückstände in der Adventskalender-Schokolade veröffentlichte.
foodwatch konnte zudem belegen, dass das Bundesverbraucherministerium längst über die Risiken vieler weiterer in Recyclingkartons gefundener Stoffe Bescheid wusste.

Krebserregende Mineralölrückstände in Schokolade

Krebserregende Mineralölrückstände in Schokolade

Die Aufregung ist durchaus berechtigt: Erstens ist das Risiko der potenziell krebserregenden Substanzen lange bekannt – und zweitens kann es ganz einfach vermieden werden. Entweder durch den Verzicht auf Recyclingkartons, die die giftigen Rückstände von Druckfarben enthalten, oder durch eine Barriereschicht, die den Übergang der Mineralölpartikel auf die Lebensmittel verhindert.
Weil beides aber nicht geschieht, lohnt die Beschäftigung mit diesem Thema.

Vorwurf: Panikmache

Anders sehen das die Adventskalender-Produzenten – und: der Dortmunder Statistik-Professor Walter Krämer. Innerhalb einer Serie, die Krämer mit zwei anderen namhaften Wissenschaftlern publiziert, kürte er die Messdaten zur „Unstatistik des Monats“ und warf der Stiftung Warentest „Desinformation“ und „Panikmache“ vor.
Starker Tobak – aber starke Argumente? Fehlanzeige.

Was der Professor schreibt, hält von Anfang bis Ende einer Überprüfung nicht stand. Es sei „eher illusorisch“, die potenziell krebserregenden Substanzen in Lebensmittelpackungen zu vermeiden – wie oben erwähnt, ist dies sogar denkbar einfach.

Die Gesundheitsrisiken relativiert Krämer unter Berufung auf das Bundesinstitut für Risikobewertung – das seinerseits jedoch ausdrücklich „dringenden“ Handlungsbedarf sieht.
Und schliesslich macht im Zweifelsfalle nicht allein die Dosis das Gift, wie Krämer nahe legt – denn sollte sich der Verdacht bestätigen, bestünde ein Krebsrisiko schon bei geringsten Mengen aromatischer Mineralölverbindungen. Das „bedenkliche Kenntnisdefizit“, das der „Unstatistiker“ der Stiftung Warentest vorwirft, liegt damit wohl eher auf seiner Seite.

foodwatch forderte den Professor aus Dortmund auf, die offensichtlichen Fehler seiner Publikation zu korrigieren. Reaktion zunächst: Keine.
Erst auf nochmalige Nachfrage antwortete er kurz angebunden: „Wir haben uns unsere Quellen nochmals angesehen und finden keinerlei Anlass, von unseren Aussagen auch nur ein yota abzuweichen.“
Auf die ausführliche Argumentation von foodwatch ging Krämer erst gar nicht ein.

Quellen? Belege? Schweigen!

foodwatch fragte nach: Um welche Quellen handelt es sich? Da Krämer sich diese nach eigener Aussage gerade “nochmals” angesehen hatte, sollte es ein Leichtes für ihn sein, uns die Quellen zu nennen.

Doch das konnte – oder wollte – Krämer nicht. Peinlich, peinlich, meinen wir – und halten fest: Wissenschaftler arbeiten nicht immer wissenschaftlich.
Und ein Statistiker sollte zum Thema Lebensmittelsicherheit vielleicht besser schweigen, wenn er sich nicht vorher fachkundig gemacht hat.

Der gesamte → Schriftwechsel zum Nachlesen (PDF)

RF/foodwatch

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