Ex-Barschel-Ermittler: DNA-Spur erhärtet Mordverdacht

Im Verdacht: Israels Geheimdienst

- von Presseticker  -

D er frühere Chef-Ermittler im Fall Barschel sieht nach dem Auftauchen neuer Gen-Spuren seinen Mordverdacht erhärtet. Die Spur eines Fremden in dem Genfer Hotelzimmer, in dessen Badewanne die Leiche des früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel im Oktober 1987 gefunden wurde, sei eine Bestätigung der damaligen Ermittlungen, sagte Heinrich Wille in der Montagsausgabe der Zeitung Die Welt.
Schon damals sei er zu dem Schluss gekommen, das Barschel in der Todesnacht nicht allein in dem Zimmer war.

Wille forderte die Lübecker Staatsanwaltschaft auf, die neuen Erkenntnisse mit der Datenbank für genetische Fingerabdrücke des Bundeskriminalamtes (BKA) abzugleichen.

„Das ist einen Versuch wert, zumal sich für mich der Anfangsverdacht auf Mord im Laufe der Ermittlungen erhärtet hat.
Das bedeutet, dass das Verfahren wieder aufgenommen werden muss, wenn es neue Erkenntnisse gibt“, sagte der mittlerweile pensionierte Staatsanwalt.

Wille hatte im September 2011 unter dem Titel „Ein Mord, der keiner sein durfte: Der Fall Uwe Barschel und die Grenzen des Rechtsstaates“ im Schweizer Rotpunktverlag ein Buch über seine Einblicke in den Fall Barschel veröffentlicht.
Die Veröffentlichung war bereits für 2007 geplant, doch war ihm die Publikation vom Generalstaatsanwalt in Schleswig verboten worden.

Barschel starb laut Obduktion an einer Medikamentenvergiftung. Bis heute rätseln Ermittler, ob er sich wenige Wochen nach seinem Rücktritt als Kieler Regierungschef in der sogenannten Waterkant-Affäre selbst umbrachte oder ermordet wurde.
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass Spezialisten des Landeskriminalamtes Kiel an der Kleidung des Toten die DNA eines Unbekannten sichergestellt haben.

Auch für den früheren schleswig-holsteinischen CDU-Landtagsabgeordneten Werner Kalinka, der ebenfalls Bücher über den Fall verfasst hat, steht schon lange fest, dass Barschel ermordet wurde.

Er sieht sich durch die Ergebnisse der von ihm selbst 2010 angeregten DNA-Analyse von Asservaten in seiner Vermutung bestätigt. Stehe doch nun fest, dass es eine zweite Spur gebe, die nicht von Barschel selbst stamme, und dieser damals in seinem Hotelzimmer eigentlich nicht allein gewesen sein könne.

Uwe Barschel Leichenphoto aus Ermittlungsakte, 1987

Uwe Barschel Leichenphoto aus Ermittlungsakte, 1987

In der Tat haben die Spezialisten DNA-Rückstände einer fremden Person auf der Strickjacke, den Socken und der Krawatte sichergestellt, die der CDU-Politiker in der Nacht seines Todes am 11. Oktober 1987 im Genfer Hotel Beau Rivage trug.

Auch auf einem Hotel-Handtuch im Zimmer 317, in dem Barschel tot in der Badewanne lag, seien Spuren entdeckt worden, berichtet die Welt am Sonntag.

Doch helfen die gefundenen DNA-Rückstände bei der Lösung des Falls? Für die Staatsanwaltschaft Lübeck jedenfalls gibt es trotz der Spur bislang keinen Grund für neue Ermittlungen. „Die Ergebnisse können der Staatsanwaltschaft Lübeck keinen Anlass geben, in die Todesermittlungssache wieder einzutreten“, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Peter Anders dem NDR.
Die Spuren seien so schwach, dass sie nicht für ein recherchefähiges DNA-Profil genutzt oder mit der Datenbank des Bundeskriminalamts (BKA) abgeglichen werden könnten.

Auch Heinrich Wille vermutet, dass die DNA-Spuren nicht zu einer weiteren Aufklärung beitragen können – wenn auch aus anderen Gründen.
Selbst wenn die Spuren aussagekräftig wären, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, brächte das kaum etwas. Denn auch dann wäre nichts in den Datenbanken zu finden.

Der Doppelmord an Uwe Barschel
Journalist & Buchautor Wolfram Baentsch im Interview mit Prof. Dr. Michael Vogt

„Wenn ich Recht habe, dann war es ein professioneller Mord“, sagt Wille. Und Geheimagenten aus Iran, Israel oder Südafrika seien nun mal nicht registriert. „Damals gab es keine Ansatzpunkte, die auf einen Täter weisen. Ich befürchte, das wird jetzt nicht anders sein.“

Während etliche danach auf einen Selbstmord aus Verzweiflung schlossen, mehrten sich später Stimmen, die von einem Mord ausgingen. So wurde etwa bei der Autopsie ein tödliches Gemisch aus acht verschiedenen Medikamenten in Barschels Leiche gefunden.

Auch liessen Zeugenaussagen vermuten, dass Barschel wegen Waffenhandels von Leuten im Umfeld internationaler Geheimdienste zum Schweigen gebracht wurde.

Tatsächlich war der Fall Barschel von Anfang an derart von – angeblichen – Pleiten, Pech und Pannen begleitet, dass manche Absicht dahinter vermuteten.
Bereits die Schweizer Ermittler hatten wegen eines defekten Films lausige Tatortfotos abgeliefert, der erste Obduktionsbericht war unvollständig. Später verschwanden Beweismittel aus der Asservatenkammer.

Zeugen wurden bedroht. Oder sie verstarben wie der südafrikanische Waffenhändler Dirk Stoffberg, der kurz vor der Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung stand und sich zusammen mit seiner Freundin im Juni 1994 selbst umgebracht haben soll.

Im Verdacht: Israels Geheimdienst

Vor einem Jahr berichtete Hintergrund über neue Indizien, die den Mossad belasten. [1]

So verdächtigte der Schweizer Toxikologe Prof. Hans Brandenberger, der als einer der wichtigsten Gutachter im Fall Uwe Barschel gilt, den israelischen Auslandsgeheimdienst der Tat.
Die chemischen Analysedaten stimmten bis in Details mit einem Mordablauf überein, den der ehemalige Agent des israelischen Geheimdienstes, Victor Ostrovsky, in seinem Buch Geheimakte Mossad schildere, schrieb Brandenberger.

Ostrovsky hatte behauptet, „Barschel sei Opfer eines Mossad-Tötungskommandos gewesen, weil er sich 1987 der Abwicklung geheimer Waffengeschäfte zwischen Israel und dem Iran im Transit über Schleswig-Holstein widersetzt habe und mit seinem Wissen über die Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen drohte.“ [2]

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→ Zionistischer Terror in Deutschland: Der Barschel-Mord, 23.11.2010

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